MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Frage, ob unsere genetische Veranlagung oder unser Lebensstil entscheidender für ein langes und gesundes Leben ist, beschäftigt Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Eine neue internationale Studie, veröffentlicht in der renommierten Zeitschrift Nature Medicine, liefert nun überraschende Erkenntnisse, die die Bedeutung von sozioökonomischen Faktoren und Lebensgewohnheiten hervorheben.

Die Diskussion um die Faktoren, die unser Altern und die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes beeinflussen, ist komplex und vielschichtig. Während Gene zweifellos eine Rolle spielen, zeigt eine aktuelle Studie, dass der Lebensstil und die sozioökonomischen Bedingungen einen weitaus größeren Einfluss haben. Diese Erkenntnisse stammen aus einer umfassenden Untersuchung, die von einem internationalen Forscherteam durchgeführt wurde und in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht wurde.

Die Studie analysierte Daten von über 500.000 Teilnehmern der UK Biobank und untersuchte 164 Umweltfaktoren sowie genetische Risikoscores für 22 Hauptkrankheiten. Ein zentrales Element der Forschung war die Verwendung einer sogenannten ‘Aging Clock’, die anhand von Blutproteinspiegeln das biologische Alter der Teilnehmer bestimmte. Diese Methode ermöglichte es den Forschern, Umweltfaktoren zu identifizieren, die mit einer erhöhten Sterblichkeit und schnellerem Altern in Verbindung stehen.

Interessanterweise erklärten Umweltfaktoren 17 % der Variationen im Sterberisiko, während genetische Prädispositionen lediglich 2 % ausmachten. Zu den bedeutendsten Umweltfaktoren zählten Rauchen, sozioökonomischer Status, körperliche Aktivität und Lebensbedingungen. Diese Faktoren beeinflussen nicht nur das Risiko für altersbedingte Krankheiten, sondern auch die allgemeine Lebenserwartung.

Besonders bemerkenswert ist der Einfluss von frühen Lebenserfahrungen. So zeigte sich, dass das Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft und das Körpergewicht im Alter von zehn Jahren das Altern und das Sterberisiko Jahrzehnte später beeinflussen können. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen, die bereits in der frühen Kindheit ansetzen sollten.

Die Studie hebt auch hervor, dass Umweltfaktoren einen größeren Einfluss auf Krankheiten wie Lungen-, Herz- und Lebererkrankungen haben, während genetische Risiken stärker mit Demenz und Brustkrebs assoziiert sind. Dies bietet neue Perspektiven für die Entwicklung von Gesundheitsstrategien, die auf die Verbesserung der Lebensbedingungen und die Förderung eines gesunden Lebensstils abzielen.

Dr. Austin Argentieri, einer der Hauptautoren der Studie, betont die Bedeutung dieser Erkenntnisse für die öffentliche Gesundheit. Er sieht in den Ergebnissen eine klare Aufforderung, politische Maßnahmen zu ergreifen, die sozioökonomische Bedingungen verbessern, das Rauchen reduzieren und körperliche Aktivität fördern. Diese Maßnahmen könnten das Risiko vieler altersbedingter Krankheiten und vorzeitiger Todesfälle erheblich verringern.

Insgesamt zeigt die Studie, dass die Umwelt einen erheblichen Einfluss auf unser Altern hat und dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, durch gezielte Maßnahmen die Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Während Gene eine Rolle spielen, bietet der Lebensstil weitaus mehr Ansatzpunkte für Interventionen, die das Altern positiv beeinflussen können.

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Gene oder Lebensstil: Was beeinflusst unser Altern wirklich?
Gene oder Lebensstil: Was beeinflusst unser Altern wirklich? (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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