LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Fujitsu hat nach dem Horizon-Skandal des britischen Post Office seine Teilnahme an britischen Staatsaufträgen ausgesetzt, was erhebliche finanzielle und reputative Auswirkungen nach sich zieht.

Der japanische Technologiekonzern Fujitsu sieht sich nach dem Horizon-Skandal des britischen Post Office mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Der Skandal, der als einer der schwerwiegendsten Justizirrtümer im Vereinigten Königreich gilt, führte zur Verurteilung von über 900 Filialleitern aufgrund fehlerhafter Daten der von Fujitsu gelieferten Horizon-Software. Infolgedessen hat Fujitsu beschlossen, seine Teilnahme an britischen Staatsaufträgen vorerst auszusetzen, was zu einem signifikanten Anstieg des Verlusts vor Steuern auf 219,4 Millionen Pfund führte.

Die Entscheidung, sich aus dem Bieterverfahren für britische Regierungsaufträge zurückzuziehen, hat den Firmenwert der britischen Geschäftseinheit von Fujitsu erheblich gemindert. Der Goodwill des Unternehmens schrumpfte von 78,8 Millionen Pfund im Vorjahr auf nur noch 40,3 Millionen Pfund. Diese Entwicklung spiegelt die Unsicherheiten wider, die durch den Skandal und die daraus resultierenden rechtlichen und finanziellen Verpflichtungen entstanden sind.

Der öffentliche Druck, verstärkt durch eine ITV-Verfilmung der Ereignisse, zwang Fujitsu dazu, seine Geschäftsstrategie zu überdenken. Während das Unternehmen weiterhin bestehende Kundenbeziehungen pflegt, hat es seine Teilnahme an neuen Ausschreibungen im öffentlichen Sektor stark eingeschränkt. Dennoch konnte Fujitsu einige wenige Aufträge sichern, was zeigt, dass das Unternehmen trotz der Herausforderungen weiterhin als kompetenter Anbieter wahrgenommen wird.

Die Auswirkungen auf den Umsatz sind deutlich spürbar. Die Aufträge aus dem öffentlichen Sektor erreichten mit einem Wert von 1,4 Millionen Pfund den niedrigsten Stand seit über einem Jahrzehnt. Dies führte zu einer erheblichen Erhöhung des Verlusts vor Steuern im Vergleich zum Vorjahr, als dieser noch bei 40,6 Millionen Pfund lag. Der Umsatz insgesamt verzeichnete ebenfalls einen leichten Rückgang.

Fujitsu steht zudem vor der Herausforderung, sich gegenüber der britischen Regierung im Rahmen der Kompensationsregelungen für die Opfer des Skandals angemessen zu engagieren. Die endgültigen Kosten dieser Programme sind noch unklar, dürften jedoch signifikant sein. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt Fujitsu optimistisch und fokussiert sich auf das Wachstum im Privatkundensegment, das im Geschäftsjahr bis März 2024 um 2,6 Prozent zulegen konnte.

Auch in anderen Märkten wie Irland und Dänemark musste Fujitsu Abschreibungen auf den Goodwill vornehmen. In Irland betrug der Abschreibungsbedarf 9,9 Millionen Pfund, in Dänemark 5,2 Millionen Pfund. Diese Maßnahmen unterstreichen die Herausforderungen, mit denen Fujitsu in verschiedenen Märkten konfrontiert ist, und die Notwendigkeit, seine Geschäftsstrategien kontinuierlich anzupassen.

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Fujitsus Rückzug von britischen Staatsaufträgen: Auswirkungen und Perspektiven
Fujitsus Rückzug von britischen Staatsaufträgen: Auswirkungen und Perspektiven (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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