ACCRA / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie aus Ghana zeigt, dass Kinder in einer vielsprachigen Umgebung aufwachsen, die westliche Vorstellungen von Sprachlernen herausfordert.



In einer bemerkenswerten Studie, die in Accra, der Hauptstadt Ghanas, durchgeführt wurde, haben Forscher herausgefunden, dass Kleinkinder in einer Umgebung aufwachsen, die von einer Vielzahl von Sprachen geprägt ist. Diese Kinder hören regelmäßig zwischen zwei und sechs verschiedene Sprachen, die von mehreren Betreuungspersonen gesprochen werden. Diese Entdeckung stellt die in westlichen Kulturen verbreitete Annahme in Frage, dass Kinder eine Sprache hauptsächlich von einem primären Betreuer lernen.

In Ghana leben viele Familien in sogenannten “Compound Buildings”, wo der Innenhof ein zentraler Ort für alltägliche Interaktionen ist. Hier spielen Familie, Nachbarn und andere Verwandte eine wichtige Rolle im Leben der Kinder. Diese dynamische soziale Umgebung ermöglicht es den Kindern, lokale Sprachen wie Akan, Ga und Ewe durch direkte Interaktionen zu erlernen, während Englisch hauptsächlich durch Medien und offizielle Kommunikation vermittelt wird.

Die Studie, die von der Universität Potsdam geleitet wurde, hebt hervor, dass die westlichen Modelle des Sprachlernens, die oft auf eine einzige Sprache und einen primären Betreuer fokussiert sind, nicht die globale sprachliche Vielfalt widerspiegeln. Die Forscher betonen, dass es wichtig ist, die Vielfalt und Komplexität der Sprachumgebungen in verschiedenen Kulturen zu berücksichtigen.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Unterscheidung zwischen direktem und indirektem Spracheinfluss. Während lokale Sprachen hauptsächlich durch direkte Kontakte erlernt werden, erfolgt der Erwerb von Englisch überwiegend durch indirekte Kanäle wie Fernsehen und offizielle Kommunikation. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung sowohl direkter als auch indirekter Spracheinflüsse auf die Sprachentwicklung von Kindern.

Die Forscher fordern eine breitere Perspektive in der Sprachforschung, die die Vielfalt und Komplexität anderer kultureller Kontexte wie Ghana berücksichtigt. Sie argumentieren, dass nicht nur die Anzahl der Sprachen, die ein Kind hört, entscheidend ist, sondern auch die Vielfalt der Menschen und die unterschiedlichen Formen des Spracheinflusses.

Diese Studie zeigt, dass Mehrsprachigkeit für viele Kinder von Anfang an eine dynamische und lebendige Realität ist. Sie ist nicht nur ein Bonus, sondern ein grundlegender Bestandteil der Identität und sozialen Struktur der Kinder. Die Ergebnisse legen nahe, dass Sprachforschung und -pädagogik ihre Ansätze überdenken sollten, um die globale sprachliche Vielfalt besser zu berücksichtigen.

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Frühe Mehrsprachigkeit: Neue Studie aus Ghana stellt westliche Sprachlernmodelle in Frage
Frühe Mehrsprachigkeit: Neue Studie aus Ghana stellt westliche Sprachlernmodelle in Frage (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)

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