WEINHEIM / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der traditionsreiche Familienkonzern Freudenberg steht vor einem möglichen Paradigmenwechsel, der die Unternehmensstrategie grundlegend verändern könnte.
Freudenberg, eines der größten Familienunternehmen Deutschlands, erwägt einen bedeutenden Wandel in seiner Geschäftsstrategie. Der Konzern, der nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen hatte, keine Produkte mehr herzustellen, die Menschen Schaden zufügen könnten, überdenkt nun diese Grundsätze. Angesichts der veränderten politischen Rahmenbedingungen und der Nachfrage von Mitarbeitern und Anteilseignern wird die Unternehmensleitung in den kommenden Monaten eine Entscheidung treffen.
Der scheidende Konzernchef Mohsen Sohi, der nach zwölf Jahren an der Spitze von Freudenberg Ende Juni zurücktritt, hat in seiner Amtszeit eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Unter seiner Führung hat sich der Umsatz des Unternehmens verdoppelt und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung haben sich verdreifacht. Trotz der Herausforderungen in der Automobilindustrie, von der Freudenberg stark abhängig ist, hat das Unternehmen keine größeren Restrukturierungen oder Arbeitsplatzabbauprogramme angekündigt.
Ein wesentlicher Faktor für die Resilienz von Freudenberg ist die hohe Investition in Forschung und Entwicklung. Sohi betont, dass Innovationen trotz der Kostenorientierung der Autohersteller weiterhin gefragt sind. Der Konzern hat es geschafft, sich mit hochwertigen Produkten auf dem Markt zu behaupten, was sich in der stabilen Nachfrage widerspiegelt.
Freudenberg ist bekannt für sein breites Produktportfolio, das von Dichtungen und technischen Textilien bis hin zu Chemikalien reicht. Die Marke Vileda ist vielen Verbrauchern ein Begriff, doch der Großteil der Produkte wird an Industriekunden verkauft. Diese Diversifikation hat dem Unternehmen geholfen, sich von der kriselnden Automobilindustrie unabhängiger zu machen.
Im Geschäftsjahr 2024 konnte Freudenberg trotz der Herausforderungen in der Autoindustrie einen neuen Rekordumsatz erzielen. Der Umsatz stieg leicht auf 11,95 Milliarden Euro, während das Betriebsergebnis um 4,7 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro anstieg. Diese Erfolge sind auch auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens zurückzuführen, das seine Erlöse gleichmäßig auf Nordamerika, Europa und Asien verteilt.
Der mögliche Einstieg in die Rüstungsindustrie könnte eine wegweisende Entscheidung für Freudenberg sein. Die Diskussionen darüber laufen, und es bleibt abzuwarten, wie sich das Unternehmen in diesem sensiblen Bereich positionieren wird. Sohi wird nach einer einjährigen Abkühlphase als stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsrat zurückkehren und weiterhin Einfluss auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens nehmen.
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