BERLIN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die siebte FOSS Backstage Konferenz in Berlin beleuchtete die Rolle freier und Open-Source-Software (FOSS) in der modernen Softwareentwicklung und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen.
Die Bedeutung freier und Open-Source-Software (FOSS) in der kommerziellen Softwareentwicklung ist unbestreitbar, doch die Abhängigkeit von solchen Technologien birgt auch Risiken. Auf der FOSS Backstage Konferenz in Berlin wurde deutlich, dass Unternehmen im Durchschnitt 125 Abhängigkeiten pro internem Projekt haben. Diese Zahl, basierend auf einer Analyse von über 32.000 internen Repositories, verdeutlicht die Komplexität und die potenziellen Sicherheitsrisiken, die mit der Nutzung von FOSS einhergehen.
Ein zentrales Thema der Konferenz war die Governance, die darauf abzielt, die organisatorischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Risiken minimiert werden. Unternehmen müssen nicht nur Compliance- und Sicherheitsstandards setzen, sondern auch strategische Mehrwerte aus der Open-Source-Nutzung ziehen. Dies bedeutet, dass Firmen aktiv zur Entwicklung beitragen sollten, um die Überlastung einzelner FOSS-Technologieträger zu vermeiden.
Ein Open Source Program Office (OSPO) kann dabei helfen, Chancen und Risiken der FOSS-Nutzung abzuwägen. Eine gründliche Analyse des Unternehmenscodes, basierend auf einer Software Bill of Materials (SBOM), ist der erste Schritt zur Risikoeinschätzung. Werkzeuge wie die Open Source Security Foundation Scorecard oder das Linux Foundation-Projekt CHAOSS unterstützen bei der Identifizierung sicherheits- oder community-bezogener Risiken.
Die neuen EU-Regularien, insbesondere der Cyber Resilience Act (CRA) und die Produkthaftungsrichtlinie (PLD), stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Software, einschließlich aller Open-Source-Komponenten, den im CRA festgelegten Standards entspricht. Dies erfordert umfassende Risikomanagementprozesse und die Implementierung von Prüf- und Kontrollmechanismen.
Die Auswirkungen dieser Regularien auf die Open-Source-Entwicklung sind umstritten. Während FOSS in der PLD grundsätzlich aus der Haftung ausgenommen ist, sofern sie nicht kommerziell bereitgestellt wird, greift die Produkthaftung, wenn sie in ein kommerzielles Produkt integriert wird. Diese Unsicherheiten waren auf der Konferenz deutlich spürbar und es besteht Bedarf an klaren rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die Konferenz betonte auch die zentrale Bedeutung von FOSS für die digitale Souveränität der EU. Jutta Horstmann, CEO vom Zentrum für digitale Souveränität, hob in ihrer Keynote hervor, dass Open Source eine Antwort auf geopolitische Instabilitäten bieten kann. Um FOSS zu fördern, sollte die EU darauf achten, den Protagonisten nicht zu viele Schranken zu setzen.
Insgesamt war die FOSS Backstage eine erfolgreiche Veranstaltung, die viele interessante Einblicke in aktuelle, nicht-technische FOSS-Themen bot. Die Konferenz zeigte, dass die Balance zwischen Haftung und digitaler Souveränität eine Gratwanderung ist, die sorgfältig gestaltet werden muss, um die Vorteile von Open Source voll auszuschöpfen.
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