DEN HAAG / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die europäische Stahlindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel, der durch geopolitische Unsicherheiten und die Notwendigkeit einer umweltfreundlicheren Produktion angetrieben wird. Die Europäische Union hat sich das Ziel gesetzt, die Stahlproduktion zu modernisieren und gleichzeitig die Verteidigungsfähigkeit des Kontinents zu stärken.
Die Stahlproduktion in Europa, einst das Rückgrat der Schwerindustrie, erlebt eine Renaissance, die durch geopolitische Spannungen und den Bedarf an umweltfreundlicheren Produktionsmethoden befeuert wird. Die Europäische Union hat einen umfassenden Plan vorgestellt, um die Stahl- und Metallindustrie zu stärken und gleichzeitig die Verteidigungsbereitschaft zu erhöhen. Dies geschieht vor dem Hintergrund steigender Spannungen mit Russland und der Unsicherheit über die langfristigen Sicherheitsgarantien der USA.
Der Europäische Stahl- und Metallaktionsplan, der im März veröffentlicht wurde, ist die bislang umfassendste Strategie Brüssels, um eine Branche zu unterstützen, die mit mehreren existenziellen Bedrohungen konfrontiert ist. Dazu gehören die Überkapazitäten in China, hohe Energiekosten und die drohenden neuen US-Zölle. Gleichzeitig soll die Transformation zur Klimaneutralität gefördert werden.
Die Stahlindustrie ist einer der größten Produzenten von Treibhausgasen weltweit und für etwa ein Zehntel der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Dies liegt daran, dass enorme Mengen an Wärme und Energie benötigt werden, um das Metall in Hochöfen zu schmelzen. Doch mit der zunehmenden Aufrüstung in Europa und dem Rückgang des freien internationalen Handels wird ein Boom in der Nachfrage nach Stahl erwartet, der für den Aufbau der Streitkräfte unerlässlich ist.
Die Verknüpfung von Industriepolitik und Verteidigungsbereitschaft stellt einen bedeutenden Wandel in der Prioritätensetzung Brüssels dar. Die Europäische Kommission, unter der Leitung von Ursula von der Leyen, hat einen ambitionierten Plan zur Wiederaufrüstung Europas vorgeschlagen, der in den nächsten fünf Jahren fast eine Billion Dollar für den Verteidigungssektor mobilisieren soll. Kurz nach der Ankündigung dieses Plans folgte der ehrgeizige Metallplan der EU.
Die EU wurde auf der Grundlage von Stahl aufgebaut, ausgehend von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Derzeit deckt die heimische Produktion 90 % des Verbrauchs des Kontinents ab. Besorgniserregender ist die Situation bei Aluminium und Nickel, wo die heimische Produktion nur 46 % bzw. 25 % der europäischen Nachfrage deckt.
Europas Metallindustrie steht unter Druck von mehreren Seiten. Die Energiekosten sind nach der russischen Invasion in die Ukraine in die Höhe geschossen, wobei europäische Produzenten bis zu fünfmal mehr für Gas und dreimal mehr für Strom zahlen als ihre amerikanischen Konkurrenten. Gleichzeitig haben sich die Importe aus Asien in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht, wobei mittlerweile jede dritte Tonne Stahl in der EU aus dem Ausland stammt.
Der Aktionsplan der EU umfasst sechs Säulen, die darauf abzielen, einige der anderen Probleme zu lindern, indem sie die Energiekosten, die Verhinderung von Carbon Leakage, den Schutz der industriellen Kapazität, das Metallrecycling, den Schutz von Arbeitsplätzen und die Bereitstellung von Investitionsunterstützung in Verbindung mit Protektionismus angehen.
Besonders hervorzuheben ist der Plan für eine 100 Milliarden Euro schwere Bank zur industriellen Dekarbonisierung und eine 1 Milliarde Euro schwere Pilotauktion im Jahr 2025, die auf Elektrifizierung und kohlenstoffarme Stahlproduktion abzielt. Die europäische Stahlindustrie hat den Plan im Allgemeinen begrüßt. Er zeigt ein Verständnis für die Dringlichkeit der Situation und die Bereitschaft, zentrale strukturelle Herausforderungen anzugehen.
Dennoch bleiben die Energiekosten das “Elefant im Raum”, wie Henrik Adam, Präsident der Europäischen Stahlvereinigung, betont. Sie ziehen ganze europäische industrielle Wertschöpfungsketten nach unten. Die Stromkosten liegen beispielsweise hartnäckig bei dem Doppelten oder Vierfachen des Preises anderer Stahlproduktionsstandorte.
Die Umstellung auf Elektrolichtbogenöfen wird den Stromverbrauch voraussichtlich verdoppeln, was die Kostennachteile weiter vergrößert. Dennoch könnte die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff und Strom für Europa ein geeigneterer Weg sein als die Abhängigkeit von alten Methoden. Gas wird bei der Roheisenproduktion in Hochöfen verwendet, die etwa 60 % der EU-Stahlproduktion ausmachen, aber seit der russischen Invasion in die Ukraine ein Streitpunkt sind.
Während fossile Brennstoffvorkommen nicht aus dem Nichts gezaubert werden können, wird erneuerbare Energie von einigen als Lösung für die Energieprobleme des Kontinents gesehen, mit Solar-, Wasser- und Windkraft, die in ausreichender Menge verfügbar sind und für eine zusätzliche Nutzung bereitstehen. Die dritte Phase der Kernenergie, die sich noch in den Anfängen befindet, könnte ebenfalls eine Rolle spielen.
☕︎ Unterstütze IT BOLTWISE® und trete unserem exklusiven KI-Club bei - für nur 1,99 Euro im Monat:
- NIEDLICHER BEGLEITER: Eilik ist der ideale Begleiter für Kinder und Erwachsene, die Haustiere, Spiele und intelligente Roboter lieben. Mit vielen Emotionen, Bewegungen und interaktiven Funktionen.
- Die besten Bücher rund um KI & Robotik!
- Die besten KI-News kostenlos per eMail erhalten!
- Zur Startseite von IT BOLTWISE® für aktuelle KI-News!
- Service Directory für AI Adult Services erkunden!
- IT BOLTWISE® kostenlos auf Patreon unterstützen!
- Aktuelle KI-Jobs auf StepStone finden und bewerben!
Stellenangebote
Abschlussarbeit (Bachelor / Master) im Bereich Einkauf: Einsatz von Künstlicher Intelligenz
Senior IT-Sicherheitsmanager (m/w/d) – Schwerpunkt KI und Cloud Security
Working student in Data Analytics and Artificial Intelligence starting Mai 2025
Senior Research Engineer (AI/ML)
- Die Zukunft von Mensch und MaschineIm neuen Buch des renommierten Zukunftsforschers und Technologie-Visionärs Ray Kurzweil wird eine faszinierende Vision der kommenden Jahre und Jahrzehnte entworfen – eine Welt, die von KI durchdrungen sein wird
- Künstliche Intelligenz: Expertenwissen gegen Hysterie Der renommierte Gehirnforscher, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Spitzer ist ein ausgewiesener Experte für neuronale Netze, auf denen KI aufbaut
- Obwohl Künstliche Intelligenz (KI) derzeit in aller Munde ist, setzen bislang nur wenige Unternehmen die Technologie wirklich erfolgreich ein
- Wie funktioniert Künstliche Intelligenz (KI) und gibt es Parallelen zum menschlichen Gehirn? Was sind die Gemeinsamkeiten von natürlicher und künstlicher Intelligenz, und was die Unterschiede? Ist das Gehirn nichts anderes als ein biologischer Computer? Was sind Neuronale Netze und wie kann der Begriff Deep Learning einfach erklärt werden?Seit der kognitiven Revolution Mitte des letzten Jahrhunderts sind KI und Hirnforschung eng miteinander verflochten
Du hast einen wertvollen Beitrag oder Kommentar zum Artikel "Europas Stahlindustrie im Wandel: Grüne Produktion und Verteidigungsstrategie" für unsere Leser?
Es werden alle Kommentare moderiert!
Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen.
Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte.
Du willst nichts verpassen?
Du möchtest über ähnliche News und Beiträge wie "Europas Stahlindustrie im Wandel: Grüne Produktion und Verteidigungsstrategie" informiert werden? Neben der E-Mail-Benachrichtigung habt ihr auch die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den RSS-Hauptfeed oder IT BOLTWISE® bei Google News wie auch bei Bing News abonnieren.
Nutze die Google-Suchmaschine für eine weitere Themenrecherche: »Europas Stahlindustrie im Wandel: Grüne Produktion und Verteidigungsstrategie« bei Google Deutschland suchen, bei Bing oder Google News!