MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Abhängigkeit Europas von US-amerikanischer Waffentechnologie wirft Fragen zur Unabhängigkeit der europäischen Verteidigung auf, insbesondere angesichts der jüngsten politischen Spannungen.
Die Abhängigkeit Europas von amerikanischer Militärtechnologie ist ein Thema, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Ein jüngster Vorfall, bei dem die USA die IT-Unterstützung für ATACMS-Raketen in der Ukraine deaktivierten, hat die Verwundbarkeit europäischer Verteidigungssysteme in den Fokus gerückt. Diese Raketen, die zu den modernsten Waffensystemen des Westens zählen, sind ein Beispiel dafür, wie sehr europäische Länder von den USA abhängig sind, da die Kontrolle über die Software und die notwendigen Updates in den Händen der US-Regierung liegt. Dies wirft die Frage auf, wie unabhängig die europäische Verteidigung tatsächlich ist und welche Risiken mit dieser Abhängigkeit verbunden sind. Die Abhängigkeit von US-amerikanischer Technologie ist in Europa weit verbreitet. Viele der modernsten Waffensysteme, die von europäischen Ländern eingesetzt werden, wie die F-35-Kampfjets und Patriot-Abwehrsysteme, sind auf kontinuierliche Unterstützung aus den USA angewiesen. Diese Systeme benötigen regelmäßige Software-Updates, GPS-Freigaben und Kommunikationssignale aus amerikanischen Netzwerken, um funktionsfähig zu bleiben. Dies bedeutet, dass die USA theoretisch die Möglichkeit haben, den Betrieb dieser Systeme jederzeit zu unterbrechen, was die militärische Autonomie Europas erheblich einschränken könnte. Ein besonders prominentes Beispiel für diese Abhängigkeit sind die F-35-Kampfjets, die von mehreren NATO-Staaten, darunter auch die Schweiz, beschafft werden. Die vollständige Kontrolle über die Software dieser Jets liegt jedoch in den Händen des US-Herstellers Lockheed Martin. Der Schweizer Verteidigungspolitiker Fabian Molina äußerte Bedenken, dass die US-Armee die IT-Systeme der F-35-Jets jederzeit deaktivieren könnte, was die Souveränität der europäischen Verteidigung gefährden würde. Diese Abhängigkeit von US-amerikanischer Technologie ist nicht nur auf die Luftfahrt beschränkt. Auch europäische Rüstungsprojekte wie der Eurofighter oder das European Sky Shield enthalten kritische US-Technik. Ohne die Zustimmung aus Washington könnte Europa in seiner militärischen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sein. Dies wirft die Frage auf, ob Europa in der Lage ist, eine eigene, unabhängige Verteidigungsindustrie aufzubauen. Frankreich und Deutschland haben bereits mit der Entwicklung des Future Combat Air System (FCAS) begonnen, einem Kampfflugzeug der nächsten Generation. Doch das Projekt ist von Verzögerungen und politischen Differenzen geprägt, was die Abhängigkeit von amerikanischer Technologie weiter verstärkt. Ähnlich verhält es sich mit dem europäischen Raketenschild „European Sky Shield“, das als Alternative zu den US-Patriot-Systemen gedacht war. Dennoch setzen viele NATO-Länder weiterhin auf amerikanische Abfangraketen. Die Abhängigkeit Europas von US-amerikanischer Waffentechnologie hat auch finanzielle Implikationen. Ein Großteil der Verteidigungsausgaben europäischer Staaten fließt direkt in die USA, insbesondere bei teuren Rüstungsprojekten wie Kampfjets und Raketenabwehrsystemen. Beispiele hierfür sind die F-35-Kampfjets, deren Quellcode geheim gehalten wird und deren IT-Steuerung in den USA liegt, sowie die Patriot-Abwehrsysteme, die von US-Herstellern wie Raytheon geliefert und gewartet werden. Auch der Eurofighter, ein europäisches Rüstungsprojekt, enthält kritische US-Technik, was die Abhängigkeit Europas von den USA weiter verstärkt. In Deutschland ist die Situation besonders kritisch. Die Bundeswehr hat seit 2020 verstärkt auf US-Produkte gesetzt, darunter schwere Transporthubschrauber und das Seeaufklärungsflugzeug P-8 Poseidon. Diese Entscheidungen könnten sich als strategischer Fehler erweisen, da sie die Abhängigkeit von den USA zementieren. Die jüngste Entscheidung von Donald Trump, Waffensysteme in der Ukraine abzuschalten, hat das Vertrauen in amerikanische Rüstungslieferungen erschüttert. Europa steht nun vor der Wahl: Soll es weiterhin Milliarden in US-Waffensysteme investieren oder endlich eigene militärische Kapazitäten aufbauen? Airbus-Rüstungschef Michael Schöllhorn fordert einen Kurswechsel und betont, dass Europa seine Verteidigungsausgaben nutzen sollte, um unabhängige militärische Kapazitäten zu entwickeln, anstatt weiterhin Produkte von der Stange in den USA zu kaufen. Die Frage nach der Unabhängigkeit der europäischen Verteidigung ist nicht nur eine technische, sondern auch eine politische. Die Abhängigkeit von US-amerikanischer Technologie könnte Europa in geopolitischen Konflikten verwundbar machen, insbesondere wenn ein zukünftiger US-Präsident entscheidet, dass bestimmte Waffensysteme nicht mehr genutzt werden dürfen. Die europäische Politik muss nun entscheiden, ob sie den Weg der Unabhängigkeit einschlagen und eine eigene Verteidigungsindustrie aufbauen will oder ob sie weiterhin auf die Unterstützung der USA angewiesen bleibt.
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