MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die europäische Raumsonde Euclid hat erstmals seit ihrem Start eine beeindruckende Menge an Daten über das Universum veröffentlicht. Diese Daten bieten Wissenschaftlern eine Fülle an Informationen, die neue Einblicke in die Struktur und Entwicklung des Kosmos ermöglichen.
Die europäische Raumfahrtbehörde ESA hat kürzlich die ersten detaillierten Beobachtungen des Euclid-Teleskops veröffentlicht, die eine wahre Schatzkiste an Informationen für die Wissenschaft darstellen. Carole Mundell, Wissenschaftsdirektorin der ESA, bezeichnete die Daten als eine Goldmine, die neue Erkenntnisse über das Universum verspricht. Clotilde Laigle vom Euclid-Konsortium betonte die Bedeutung dieser Daten für die Forschung.
In der ersten Woche der Beobachtungen wurden etwa 35 Terabyte an Daten gesammelt, was dem Äquivalent von 200 Tagen Videostreaming in höchster Qualität entspricht. Valeria Pettorino von der ESA kündigte an, dass im nächsten Jahr die gesammelten Beobachtungsdaten eines ganzen Jahres veröffentlicht werden sollen, was mehr als zwei Petabyte an Daten umfasst. Diese Datenmenge entspricht dem, was man in 31 Jahren ununterbrochenem Videostreaming sehen könnte.
Euclid, das im Sommer 2023 ins All gestartet ist, hat die Aufgabe, eine dreidimensionale Karte des Universums zu erstellen. Das Herzstück der Mission ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist: eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für den Nah-Infrarotbereich. Diese Instrumente sollen die Formen von Galaxien abbilden und deren Entfernungen bestimmen. Wichtige Komponenten für die Nah-Infrarotkamera wurden vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching und dem Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg beigesteuert.
Die ESA plant, mit diesen Daten einen Blick in die Vergangenheit des Universums zu werfen und dessen Entwicklung über die letzten zehn Milliarden Jahre zu erforschen. Ziel ist es, Daten zu Milliarden von Galaxien zu sammeln und eine 3D-Karte des Universums mit der Zeit als zusätzlicher Dimension zu erstellen. Erste Bilder von Euclid wurden bereits veröffentlicht, und nun folgen die ersten wissenschaftlichen Daten, die in über zwei Dutzend Publikationen analysiert werden.
Ein zentrales Ziel der Euclid-Mission ist es, neue Erkenntnisse über Dunkle Materie und Dunkle Energie zu gewinnen, die zusammen einen Großteil des Universums ausmachen. Bisher ist wenig über diese Phänomene bekannt, obwohl sie entscheidend für das Verständnis der kosmischen Struktur sind. Die nun veröffentlichten Daten haben bereits zur Identifizierung von etwa 500 potenziellen Gravitationslinsen geführt, die wertvolle Informationen über die Ausdehnung des Universums liefern könnten.
Gravitationslinsen entstehen, wenn die Masse eines Galaxienhaufens das Licht von dahinterliegenden Galaxien verzerrt. Diese Effekte können theoretisch Aufschluss darüber geben, wie schnell sich das Universum ausdehnt. Mike Walmsley von der Universität Toronto erklärt, dass der Winkel der Lichtbögen durch die Masse der vorderen Galaxie beeinflusst wird, was Rückschlüsse auf die Dunkle Energie zulässt.
Die Euclid-Mission hat bereits in der ersten Woche 26 Millionen Galaxien abgebildet, einige davon bis zu zehneinhalb Milliarden Lichtjahre entfernt. Diese Beobachtungen sollen in den kommenden Jahren vertieft werden, um ein umfassendes Bild des Universums zu erstellen. Die gesammelten Daten werden nicht nur zur Erforschung der kosmischen Vergangenheit beitragen, sondern auch helfen, die Entstehung von Strukturen wie Spiralarmen besser zu verstehen.
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