BRÜSSEL / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Energiepreise in Europa steigen rapide an, was die EU dazu veranlasst, frühere Notfallmaßnahmen wie den Gaspreisdeckel erneut in Betracht zu ziehen. Diese Maßnahme, die bereits 2022 diskutiert wurde, könnte nun angesichts der aktuellen Marktlage wieder aktiviert werden.

Die Energiepreise in Europa sind in den letzten Monaten dramatisch gestiegen, was die Europäische Union dazu veranlasst, über die Wiedereinführung eines Gaspreisdeckels nachzudenken. Diese Maßnahme wurde bereits im Jahr 2022 in Erwägung gezogen, als die Gaspreise aufgrund des Ukraine-Konflikts Rekordhöhen erreichten. Damals einigten sich die Energieminister der EU auf einen Preisdeckel, der jedoch nicht aktiviert wurde, da die Preise wieder sanken.

Der aktuelle Anstieg der Gaspreise ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter niedrige Temperaturen und ein Mangel an Wind, der die Produktion erneuerbarer Energien beeinträchtigt. Zudem sind die Füllstände der europäischen Gasspeicher gesunken, was die Nachfrage nach Flüssigerdgas (LNG) erhöht hat. Diese Entwicklung zwingt mehrere europäische Länder dazu, für den Winter 2025 mehr LNG zu erwerben als in den vergangenen Jahren.

Die EU-Kommission diskutiert derzeit über die Möglichkeit, den Gaspreisdeckel als Teil des „Clean Industrial Deal“ wieder einzuführen. Dieses Dokument, das im März erwartet wird, soll die wirtschaftlichen Herausforderungen der EU adressieren, darunter auch die aggressiven Handelspraktiken der USA und die Energiewende. Die Erdgaspreise in Europa sind derzeit drei- bis viermal höher als in den USA, was europäische Unternehmen erheblich belastet.

Die Industrie äußert jedoch Bedenken hinsichtlich der Wiedereinführung des Gaspreisdeckels. Elf Organisationen, darunter die Energiebörsen-Organisation Europex und die Lobbygruppe für Finanzmärkte AFME, haben einen Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geschickt. Sie warnen davor, dass ein solcher Schritt weitreichende negative Konsequenzen für die Stabilität der europäischen Energiemärkte und die Versorgungssicherheit haben könnte.

Der Gaspreis an der Title Transfer Facility, einem virtuellen Handelspunkt im niederländischen Gasnetz, lag zuletzt bei 56,28 Euro pro Megawattstunde. Der Gasverbrauch soll im Februar um 17 Prozent steigen, vor allem aufgrund des Heizbedarfs und der Kälte im Nordwesten Europas. Die Vorräte stehen unter Druck, und Händler blicken besorgt auf die USA, wo neue Zölle die LNG-Preise erhöhen könnten, sowie auf die Diskussion um russisches Gas.

Ein Preisdeckel für Erdgas wäre für Europa nicht neu. Nachdem der Ukraine-Krieg begonnen hatte, stiegen die Gaspreise 2022 auf Rekordwerte. Im August 2022 erreichte der Preis fast 240 Euro pro Megawattstunde. Im Dezember desselben Jahres berichteten Branchenexperten, dass sich die Energieminister der EU auf einen Preisdeckel geeinigt hatten. Dieser sollte aktiviert werden, wenn die Preise drei Tage lang über 180 Euro pro Megawattstunde blieben. Dazu kam es jedoch nicht, da die Preise bereits im September sanken und bis Januar 2023 auf 140 Euro fielen.

Deutschland hatte sich zunächst gegen diese Maßnahme gesperrt, stimmte später jedoch zu. Zwischen Herbst 2022 und Winter 2023 galten in Deutschland verschiedene Energiepreisbremsen. Private Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen mit einem Gasverbrauch von weniger als 1,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr sowie Vereine zahlten nur noch zwölf Cent pro Kilowattstunde. Für Fernwärme betrug der gedeckelte Preis 9,5 Cent je Kilowattstunde. Die Bundesregierung legte fest, dass dieser Preis für 80 Prozent des im September 2022 prognostizierten Jahresverbrauchs galt. Für den restlichen Verbrauch fiel der „normale Marktpreis“ an.

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EU erwägt Reaktivierung des Gaspreisdeckels zur Stabilisierung der Energiemärkte
EU erwägt Reaktivierung des Gaspreisdeckels zur Stabilisierung der Energiemärkte (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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