BRÜSSEL / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Angesichts der anhaltenden Energiekrise in Europa und der steigenden Gaspreise erwägt die Europäische Union eine vorübergehende Begrenzung der Gaspreise. Diese Maßnahme wird als Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen in der Energieversorgung und den geopolitischen Spannungen diskutiert.
Die Energiekrise in Europa, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, hat die EU dazu veranlasst, über eine mögliche Obergrenze für Gaspreise nachzudenken. Trotz einer zwischenzeitlichen Entspannung der Energieversorgung führen derzeit niedrige Temperaturen und Windstille zu einem erhöhten Gasbedarf, wodurch die Gasspeicher in Europa schneller als erwartet geleert werden. Die Erdgaspreise haben in Europa ihren höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht und sind fast viermal so hoch wie in den USA.
Die Europäische Kommission plant, im März ein Strategiepapier für ein sogenanntes ‘sauberes Industrieabkommen’ vorzulegen, das auch eine Deckelung der Gaspreise beinhalten könnte. Diese Maßnahme soll die Schwerindustrie der EU unterstützen, die durch den Zollkrieg und die Energiewende vor großen Herausforderungen steht. Allerdings stößt der Vorschlag auf heftige Kritik aus der Industrie, die befürchtet, dass eine Preisobergrenze das Vertrauen in den europäischen Markt untergraben könnte.
Industrieverbände warnen davor, dass eine solche Maßnahme weitreichende negative Folgen für die Stabilität der europäischen Energiemärkte und die Versorgungssicherheit haben könnte. Bereits im Jahr 2022 hatte die EU eine ähnliche Obergrenze vorgeschlagen, die jedoch nicht umgesetzt wurde, da die Preise unter dem Richtwert von 180 Euro pro Megawattstunde blieben. Eine Preisobergrenze könnte das Vertrauen in die europäische Title Transfer Facility, das wichtigste Zentrum für den Handel und die Abrechnung des Gaspreises, schädigen.
Die Gasversorgung wird im Winter 2025 zunehmend zum Problem in Europa. Die EU plant als Notfallmaßnahme, die verbindlichen Gasvorratsziele bis 2027 zu verlängern. Diese sehen vor, dass jeder Mitgliedsstaat seine Gasspeicheranlagen bis zum 1. November jeden Jahres mindestens zu 90 Prozent ihrer Kapazität auffüllt. Die Sommerpreise sind in diesem Jahr jedoch ungewöhnlich hoch, was einige Händler dazu veranlasst, auf eine Preisexplosion zu wetten und die Einspeicherung zu vermeiden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erwägt nun sogar eine neue Subvention zur Befüllung der Speicher, um Händler für das unrentable Geschäft der Speicherung im Sommer zu entschädigen. Diese Subvention könnte jedoch die Gaspreise im Sommer im Vergleich zu den Winterpreisen verteuern, wie Experten warnen. Trotz der aktuellen Herausforderungen betont die Bundesnetzagentur, dass die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet sei, auch wenn ein sparsamer Gasverbrauch weiterhin wichtig bleibt.
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