MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Angesichts der zunehmenden protektionistischen Tendenzen der USA rückt der EU-Binnenmarkt als potenzieller Wachstumsmotor für die deutsche Exportwirtschaft in den Fokus. Experten betonen, dass der Abbau bestehender Handelsbarrieren entscheidend sein könnte, um das volle Potenzial dieses Marktes auszuschöpfen.
Die deutsche Exportwirtschaft steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Mit dem Rückgang der Exporte in die USA, bedingt durch protektionistische Maßnahmen, eröffnet sich eine neue Perspektive: der EU-Binnenmarkt. Dieser könnte sich als bedeutender Wachstumsmotor erweisen, sofern bestehende Handelsbarrieren abgebaut werden. Experten prognostizieren ein jährliches Wachstumspotenzial von bis zu 2,5 Prozent in den wichtigsten europäischen Märkten.
Die USA haben sich in den letzten Jahren zunehmend protektionistisch gezeigt, was die Attraktivität Europas als Handelspartner für Deutschland erhöht. Eine aktuelle Studie von Deloitte legt nahe, dass ein verstärktes Wachstum in Europa das schwindende US-Geschäft mehr als kompensieren könnte. Voraussetzung dafür ist jedoch der Abbau von Handelsschranken innerhalb der EU.
Die Auswirkungen der Handelsbarrieren, die ab Mitte März in Kraft treten, könnten das Volumen deutscher Exporte in die USA bis 2035 um durchschnittlich 3,2 Prozent jährlich reduzieren. Dies würde das US-Geschäft von derzeit 84 Milliarden Euro auf 59 Milliarden Euro schrumpfen lassen. Im Gegensatz dazu haben Experten ihre Prognosen für die europäischen Märkte nach oben korrigiert: Ein durchschnittliches jährliches Plus von 2,5 Prozent in den zehn wichtigsten europäischen Abnehmerländern könnte das schwächelnde US-Geschäft übertreffen.
Bereits jetzt liegt das Handelsvolumen mit den zehn größten europäischen Abnehmern bei 357 Milliarden Euro, was das Vierfache des US-Handelsvolumens ausmacht. Bis 2035 könnte dieser Betrag auf 467 Milliarden Euro steigen. Oliver Bendig von Deloitte kommentiert, dass der EU-Binnenmarkt ein “schlafender Riese” für die deutsche Industrie darstellt, dessen Potenzial jedoch nur durch den Abbau von Handelshemmnissen voll entfaltet werden kann.
Trotz der Zollfreiheit im EU-Binnenmarkt bestehen immer noch erhebliche Handelsbarrieren, die die deutsche Industrie belasten. Doch das Einsparen von nur der Hälfte dieser Lasten könnte jährliche Wachstumssteigerungen von bis zu einem Prozent in vielen EU-Ländern bewirken. Eine vollständige Beseitigung könnte sogar zu einer Verdoppelung der Wachstumsraten führen. Insbesondere Maschinenbau und Elektroindustrie könnten erheblich profitieren, während der Einfluss auf die Automobil- und Chemiebranche geringer ausfallen dürfte.
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