MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie zeigt, dass selbst bei gesunden Erwachsenen erhöhte Blutzuckerwerte mit einer Beeinträchtigung der Gehirnfunktion in Verbindung stehen können. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Bedeutung der Blutzuckerkontrolle, auch bei Personen ohne Diabetes.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie in der Fachzeitschrift Neurobiology of Aging legt nahe, dass selbst bei Menschen ohne Diabetes höhere Blutzuckerwerte mit einer verminderten Gehirnfunktion in Netzwerken verbunden sein könnten, die für die autonome Regulation verantwortlich sind. Forscher der Baycrest Health Sciences und der Universität Toronto fanden heraus, dass erhöhte Werte von glykosyliertem Hämoglobin, einem Maß für den Langzeitblutzucker, sowohl mit einer geringeren Herzfrequenzvariabilität als auch mit einer schwächeren Kommunikation zwischen Gehirnregionen, die die automatischen Reaktionen des Körpers regulieren, in Verbindung stehen. Diese Zusammenhänge waren bei älteren Erwachsenen stärker ausgeprägt und unterschieden sich in einigen Messungen zwischen Männern und Frauen.
Die Studie zielte darauf ab, zu klären, ob Beziehungen, die bei Menschen mit Diabetes beobachtet wurden – wie die zwischen Blutzucker, Herzgesundheit und Gehirnfunktion – auch bei gesunden Erwachsenen auftreten. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass Menschen mit Diabetes häufig Veränderungen in der Funktionsweise ihres Gehirns erfahren, insbesondere in Bereichen, die das autonome Nervensystem regulieren, das Herzfrequenz, Blutdruck und andere lebenswichtige Funktionen steuert.
Um diese Fragen zu untersuchen, nutzten die Forscher Daten aus dem LEMON-Datensatz, einer offenen Datenbank, die sich auf Wechselwirkungen zwischen Geist, Körper und Emotionen konzentriert. Aus einer anfänglichen Gruppe von 227 gesunden Erwachsenen schlossen die Forscher diejenigen mit fehlenden oder minderwertigen Daten aus, was zu einer endgültigen Stichprobe von 146 Teilnehmern führte. Diese Gruppe umfasste 114 jüngere Erwachsene (Durchschnittsalter 25) und 32 ältere Erwachsene (Durchschnittsalter 68), wobei beide Geschlechter vertreten waren.
Die Teilnehmer unterzogen sich mehreren Verfahren. Blutproben wurden entnommen, um glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c) zu messen, das die durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten drei Monate widerspiegelt. Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) wurde verwendet, um die Gehirnaktivität während der Ruhe zu bewerten, und gleichzeitig wurden Elektrokardiogramm (EKG)-Daten gesammelt, um die Herzfrequenzvariabilität zu bewerten. Die Forscher konzentrierten sich auf zwei spezifische Indikatoren der Herzfrequenzvariabilität: RMSSD und Hochfrequenz-HRV, die beide die Funktion des parasympathischen Nervensystems widerspiegeln.
Die Ergebnisse zeigten mehrere wichtige Muster. Über die gesamte Stichprobe hinweg waren höhere HbA1c-Werte mit einer geringeren Herzfrequenzvariabilität verbunden, was auf eine reduzierte parasympathische Aktivität hindeutet. Diese Beziehung war bei älteren Erwachsenen stärker ausgeprägt, unterschied sich jedoch nicht nach Geschlecht. Ebenso waren höhere HbA1c-Werte mit einer schwächeren Konnektivität im S-CAN verbunden, jedoch nicht im Salienznetzwerk. Auch hier war dieser Zusammenhang bei älteren Erwachsenen ausgeprägter, insbesondere in der rechten Gehirnhälfte.
Die Forscher interpretieren diese Ergebnisse als Beweis dafür, dass gesunde Menschen mit leicht erhöhtem Blutzucker – einschließlich solcher im prädiabetischen Bereich – möglicherweise bereits Veränderungen in der Funktionsweise ihrer Gehirnnetzwerke erfahren. Sie betonen, dass diese Effekte subtil, aber nachweisbar sind, und heben die Bedeutung hervor, Alter und Geschlecht bei der Untersuchung dieser Beziehungen zu berücksichtigen.
Obwohl die Studie neue Einblicke bietet, hat sie auch Einschränkungen. Die Stichprobe umfasste weniger ältere Erwachsene als jüngere, und Menschen mittleren Alters waren nicht vertreten, was es schwierig macht, Schlussfolgerungen über die gesamte erwachsene Lebensspanne zu ziehen. Der Datensatz enthielt auch keine Informationen zu Rasse, Ethnizität und Medikamenteneinnahme, die sowohl die Stoffwechsel- als auch die neurologische Gesundheit beeinflussen könnten.
Trotz dieser Einschränkungen erweitert die Studie unser Verständnis darüber, wie die Stoffwechselgesundheit mit der Gehirnaktivität zusammenhängt, selbst bei Personen ohne Diabetesdiagnose. Sie legt nahe, dass subtile Variationen im Blutzucker mit der Gehirnfunktion in Netzwerken verbunden sein könnten, die für die Regulierung der Körpersysteme verantwortlich sind – und dass diese Verbindungen mit dem Alter und dem Geschlecht variieren.
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