Eltern bevorzugen Töchter und gewissenhafte Kinder, zeigt neue Studie

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue umfassende Analyse beleuchtet eine Frage, die sich viele Geschwister irgendwann einmal gestellt haben: „Wer ist das Lieblingskind?“

Eine aktuelle groß angelegte Studie hat herausgefunden, dass Eltern tendenziell Töchter sowie Kinder, die gewissenhaft oder umgänglich sind, bevorzugen. Diese subtilen, aber konsistenten Muster der Bevorzugung wurden aus einer Meta-Analyse abgeleitet, die Daten von über 19.000 Teilnehmern umfasste. Während viele Forschungen die Folgen elterlicher Bevorzugung dokumentiert haben, ist relativ wenig darüber bekannt, was diese unterschiedliche Behandlung überhaupt antreibt.

Die Forscher wollten über den typischen Fokus hinausgehen, wie Erziehung Kinder beeinflusst, und stattdessen untersuchen, wie die Eigenschaften der Kinder selbst die Art und Weise beeinflussen könnten, wie sie erzogen werden. Diese Perspektivverschiebung basiert auf dem „Kindereffekt-Modell“, einem Rahmenwerk, das 1968 von Robert Bell eingeführt wurde. Das Modell stellt die traditionelle Sichtweise der Erziehung als einseitigen Prozess von Eltern zu Kind in Frage und schlägt vor, dass Kinder aktiv ihre Umgebung gestalten, einschließlich der Reaktionen ihrer Eltern.

Ein Beispiel: Ein Kind, das ruhig, umgänglich und verantwortungsbewusst ist, könnte wärmere und unterstützendere Erziehung hervorrufen, während ein schwieriges oder emotional reaktives Kind möglicherweise kontrollierendere oder negativere Reaktionen hervorruft. Aufbauend auf dieser Idee untersuchten die Forscher, ob spezifische Eigenschaften von Kindern – wie Geschlecht, Geburtsreihenfolge, Temperament und Persönlichkeit – vorhersagen könnten, welches Geschwisterkind bevorzugt behandelt wird.

Die Meta-Analyse, die 2.170 Effektgrößen aus 87 Quellen analysierte, zeigte, dass gewissenhafte Kinder – also solche, die tendenziell verantwortungsbewusst, organisiert und diszipliniert sind – eher bevorzugt behandelt werden. Dies war besonders deutlich bei Interaktionen, die entweder mehr Zuneigung oder weniger negative Austausche beinhalteten. Eltern schienen gegenüber Kindern, die als gewissenhafter wahrgenommen wurden, zärtlicher und weniger kritisch zu sein.

Auch umgängliche Kinder wurden eher bevorzugt, obwohl der Effekt kleiner war. Diese Kinder könnten kooperativer und bestrebter sein, zu gefallen, was die Erziehungsinteraktionen reibungsloser machen könnte. Interessanterweise zeigte sich bei der Betrachtung von Elternberichten, dass sowohl Mütter als auch Väter dazu neigten, Töchter etwas bevorzugter zu behandeln als Söhne. Dieses Muster war in den USA etwas ausgeprägter, während Kinder selbst keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Wahrnehmung der Bevorzugung berichteten.

Die Studie zeigte auch, dass ältere Geschwister mehr Autonomie gewährt wurde und sie weniger streng kontrolliert wurden. Diese Unterschiede könnten altersgerechte Erziehung widerspiegeln, aber von jüngeren Geschwistern als Bevorzugung wahrgenommen werden, insbesondere wenn sie das Gefühl haben, dass die Behandlung unfair ist. Die Forscher hoffen, dass diese Arbeit Eltern und Fachleuten helfen kann, Muster der Bevorzugung zu erkennen und zu reflektieren, wie diese Muster die Entwicklung von Kindern beeinflussen könnten.

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