MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine kürzlich veröffentlichte Studie beleuchtet einen möglichen genetischen Ursprung der menschlichen Sprache. Forscher haben entdeckt, dass eine spezifische Veränderung im Protein NOVA1, die nur bei modernen Menschen vorkommt, die Fähigkeit zur Sprachentwicklung beeinflusst haben könnte.
Die Ursprünge der menschlichen Sprache sind eines der faszinierendsten Rätsel der Wissenschaft. Während unsere Fähigkeit zur komplexen Kommunikation uns von anderen Spezies unterscheidet, sind die genauen genetischen und biologischen Mechanismen, die diese Fähigkeit ermöglichten, weitgehend unbekannt. Eine neue Studie legt nahe, dass eine einzelne Aminosäureveränderung im Protein NOVA1 eine Schlüsselrolle gespielt haben könnte.
Forscher der Rockefeller University haben herausgefunden, dass das Ersetzen eines Bausteins im Protein NOVA1 durch seine menschenspezifische Version die Lautäußerungen von Mäusen verändert. Diese Veränderung, die bei Neandertalern und Denisovanern fehlt, könnte ein Hinweis auf die Entwicklung der menschlichen Sprachfähigkeit sein.
Das Protein NOVA1 ist bekannt für seine Bedeutung in der Gehirnentwicklung. Die Forscher vermuteten, dass die menschenspezifische Veränderung in NOVA1 mit der Entwicklung der gesprochenen Sprache in unserer Spezies verbunden sein könnte. Um diese Hypothese zu testen, nutzten sie eine Gen-Editierungstechnik, um eine Mäuselinie zu schaffen, die die menschliche Form von NOVA1 trägt.
Die Ergebnisse zeigten, dass die menschenspezifische Veränderung in NOVA1 die grundlegende Funktion des Proteins nicht störte, jedoch die RNA-Nachrichten in Gehirnregionen, die die Lautproduktion steuern, feinabstimmte. Dies führte zu einer Veränderung der Lautmuster bei den Mäusen, was auf eine mögliche Verbindung zur Evolution der menschlichen Sprache hindeutet.
Die Studie zeigt, dass die Veränderung von Isoleucin zu Valin an Position 197 nur bei modernen Menschen vorkommt. In einer großen Untersuchung von über 650.000 menschlichen Genomen trugen fast alle Individuen die menschliche Version von NOVA1. Dies deutet darauf hin, dass die Veränderung möglicherweise einen Vorteil in der vokalen Kommunikation bot.
Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, sind die Forscher vorsichtig in der Interpretation ihrer Ergebnisse. Die Experimente wurden an Mäusen durchgeführt, und obwohl Mäuse Laute produzieren, die mit menschlichen Vokalisationen verglichen werden können, ist die Komplexität der menschlichen Sprache weitaus größer. Weitere Forschung ist erforderlich, um zu verstehen, wie die beobachteten molekularen Effekte mit den höheren Funktionen von Sprache und Kommunikation zusammenhängen.
Die Forscher planen, ihre Arbeit zu erweitern, indem sie untersuchen, wie die menschliche Version von NOVA1 mit anderen Proteinen interagieren und neuronale Schaltkreise in Hirnregionen beeinflussen könnte, die an Sprache und Kommunikation beteiligt sind. Sie sind auch daran interessiert, ob ähnliche genetische Veränderungen in anderen Proteinen auftreten, die die Gehirnentwicklung und das Verhalten regulieren.
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