MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Veröffentlichung neuer KI-Modelle durch große Technologieunternehmen wie Google und Meta hat eine Debatte über die Definition von ‘offen’ in der Softwarebranche entfacht. Während diese Modelle als offen beworben werden, enthalten ihre Lizenzen oft Klauseln, die die kommerzielle Nutzung erheblich einschränken können.
Die Veröffentlichung der neuen KI-Modelle von Google, bekannt als Gemma 3, hat in der Technologiebranche für Aufsehen gesorgt. Trotz ihrer beeindruckenden Effizienz und Leistungsfähigkeit sind die Lizenzen, unter denen diese Modelle veröffentlicht werden, ein großes Diskussionsthema. Entwickler äußern Bedenken, dass die kommerzielle Nutzung dieser Modelle aufgrund der Lizenzbedingungen ein riskantes Unterfangen sein könnte.
Dieses Problem ist nicht auf Gemma 3 beschränkt. Auch Unternehmen wie Meta verwenden benutzerdefinierte, nicht standardisierte Lizenzbedingungen für ihre öffentlich zugänglichen Modelle. Diese Bedingungen stellen rechtliche Herausforderungen für Unternehmen dar, insbesondere für kleinere Betriebe, die befürchten, dass Google und andere Unternehmen die restriktiveren Klauseln durchsetzen könnten.
Nick Vidal, Leiter der Community bei der Open Source Initiative, betont, dass die restriktiven und inkonsistenten Lizenzen sogenannter ‘offener’ KI-Modelle erhebliche Unsicherheit schaffen, insbesondere für die kommerzielle Nutzung. Diese Modelle werden zwar als offen vermarktet, aber die tatsächlichen Bedingungen stellen rechtliche und praktische Hürden dar, die Unternehmen davon abhalten, sie in ihre Produkte oder Dienstleistungen zu integrieren.
Einige Entwickler von offenen Modellen haben ihre Gründe, Modelle unter proprietären Lizenzen statt unter branchenüblichen Optionen wie Apache oder MIT zu veröffentlichen. Das KI-Startup Cohere hat beispielsweise klar gemacht, dass es wissenschaftliche, aber nicht kommerzielle Arbeiten auf Basis seiner Modelle unterstützen möchte.
Die Lizenzen von Gemma und Metas Llama enthalten jedoch Einschränkungen, die die Nutzung der Modelle ohne Angst vor rechtlichen Konsequenzen einschränken. Meta verbietet beispielsweise Entwicklern, die ‘Ausgabe oder Ergebnisse’ von Llama 3-Modellen zur Verbesserung anderer Modelle als Llama 3 oder ‘abgeleiteter Werke’ zu verwenden. Außerdem dürfen Unternehmen mit über 700 Millionen monatlich aktiven Nutzern Llama-Modelle nicht ohne eine spezielle zusätzliche Lizenz einsetzen.
Gemmas Lizenz ist im Allgemeinen weniger belastend. Sie gewährt Google jedoch das Recht, die Nutzung von Gemma einzuschränken, wenn Google der Meinung ist, dass diese gegen die Nutzungsrichtlinien des Unternehmens oder geltende Gesetze und Vorschriften verstößt.
Diese Bedingungen gelten nicht nur für die ursprünglichen Llama- und Gemma-Modelle. Auch auf Llama oder Gemma basierende Modelle müssen die jeweiligen Lizenzen einhalten. Im Fall von Gemma umfasst dies auch Modelle, die auf synthetischen Daten basieren, die von Gemma generiert wurden.
Florian Brand, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, ist der Ansicht, dass Lizenzen wie die von Gemma und Llama nicht vernünftigerweise als ‘Open Source’ bezeichnet werden können, trotz der gegenteiligen Behauptungen von Führungskräften großer Technologieunternehmen.
Han-Chung Lee, Direktor für maschinelles Lernen bei Moody’s, stimmt zu, dass benutzerdefinierte Lizenzen wie die von Gemma und Llama die Modelle in vielen kommerziellen Szenarien ‘nicht nutzbar’ machen. Auch Eric Tramel, ein angewandter Wissenschaftler bei dem KI-Startup Gretel, teilt diese Ansicht.
Tramel äußert die Sorge, dass die Modelle eine Art trojanisches Pferd darstellen könnten. Ein Modellhersteller könnte offene Modelle veröffentlichen, abwarten, welche Geschäftsfälle sich daraus entwickeln, und dann versuchen, sich in erfolgreiche Bereiche einzumischen, indem er entweder Erpressung oder rechtliche Schritte einleitet.
Obwohl bestimmte Modelle trotz ihrer restriktiven Lizenzen weit verbreitet sind, könnten sie noch erfolgreicher sein, wenn sie unter permissiven Lizenzen veröffentlicht würden, so Yacine Jernite, Leiter für maschinelles Lernen und Gesellschaft bei dem KI-Startup Hugging Face. Jernite fordert Anbieter wie Google auf, zu offenen Lizenzrahmen zu wechseln und direkter mit Nutzern an allgemein akzeptierten Bedingungen zusammenzuarbeiten.
Vidal betont die dringende Notwendigkeit für KI-Modelle, die Unternehmen frei integrieren, modifizieren und teilen können, ohne plötzliche Lizenzänderungen oder rechtliche Unklarheiten befürchten zu müssen.
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