Ein 19-jähriger Patient mit Alzheimer stellt die Wissenschaft vor ein Rätsel

PEKING / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Ein 19-jähriger aus China wurde mit Alzheimer diagnostiziert, was ihn zum jüngsten bekannten Patienten dieser Krankheit macht. Diese Diagnose stellt die medizinische Gemeinschaft vor neue Herausforderungen und wirft Fragen über die Mechanismen der Krankheit auf.

Die Diagnose von Alzheimer bei einem 19-jährigen Patienten in China hat die medizinische Gemeinschaft in Aufruhr versetzt. Diese seltene und beunruhigende Entwicklung fordert die bisherigen Annahmen über die Entstehung und den Verlauf der Krankheit heraus, insbesondere bei jüngeren Menschen. Alzheimer, eine neurodegenerative Erkrankung, die typischerweise mit älteren Menschen in Verbindung gebracht wird, führt zu einem fortschreitenden kognitiven Verfall und Gedächtnisverlust. Früh einsetzende Fälle, die vor dem 65. Lebensjahr auftreten, machen etwa 10 % der Diagnosen aus, sind jedoch fast immer mit genetischen Mutationen verbunden.

Der Fall des jungen Patienten ist besonders bemerkenswert, da er keine familiäre Vorgeschichte von Demenz aufweist und keine genetischen Marker oder frühere Infektionen oder Kopfverletzungen hat, die seine Symptome erklären könnten. Als er in eine Gedächtnisklinik überwiesen wurde, waren seine kognitiven Fähigkeiten bereits erheblich beeinträchtigt. Die Symptome begannen im Alter von 17 Jahren mit Konzentrations- und Gedächtnisproblemen. Mit der Zeit verschlechterte sich sein Kurzzeitgedächtnis, und er vergaß häufig Ereignisse des Vortages und verlegte Gegenstände.

Im Alter von 19 Jahren zeigten Tests, dass seine Gedächtnisfunktion stark beeinträchtigt war, mit einer Erinnerungsfähigkeit, die fast 87 % unter der seiner Altersgenossen lag. MRT-Scans zeigten eine Schrumpfung des Hippocampus, einer Schlüsselregion des Gehirns, die für das Gedächtnis verantwortlich ist, während Tests der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit Biomarker aufwiesen, die mit Alzheimer in Verbindung stehen. Vor diesem Fall war der jüngste bestätigte Alzheimer-Patient 21 Jahre alt und trug eine Mutation im PSEN1-Gen, die zu einer toxischen Proteinansammlung im Gehirn führt. Der neu diagnostizierte Teenager hatte jedoch keine nachweisbaren genetischen Anomalien, was seinen Fall noch mysteriöser macht.

Wissenschaftler wissen seit langem, dass Alzheimer keine Einheitskrankheit ist. Während sie bei älteren Erwachsenen häufig vorkommt, können früh einsetzende Fälle durch andere, noch unbekannte Mechanismen entstehen. Dieser Fall zwingt Forscher dazu, ihr Verständnis darüber, wie und warum Alzheimer beginnt, zu überdenken. Experten sagen, dass dieser ungewöhnliche Fall kritische wissenschaftliche Fragen aufwirft. Wenn ein zuvor gesunder Teenager Alzheimer ohne genetische Verbindung entwickeln kann, gibt es dann andere unbekannte Umwelt- oder biologische Faktoren, die eine Rolle spielen?

Neurologen der Capital Medical University in Peking, die die Fallstudie im Journal of Alzheimer’s Disease veröffentlicht haben, betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung an jungen Patienten. Sie glauben, dass das Studium früh einsetzender Fälle neue Einblicke in die grundlegenden Ursachen von Alzheimer liefern könnte, was möglicherweise zu einer früheren Erkennung und besseren Behandlungsmöglichkeiten führt. In den Worten der Forscher: „Die Erforschung der Geheimnisse junger Menschen mit Alzheimer könnte eine der herausforderndsten wissenschaftlichen Fragen der Zukunft werden.“

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