MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran, und auch die Pflege soll von der Anbindung an die Telematikinfrastruktur profitieren. Doch welche Vorteile bringt dies konkret, und welche Hürden gilt es zu überwinden?
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein zentrales Thema, das zunehmend auch die Pflege betrifft. Die Anbindung der Pflegeeinrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI) verspricht zahlreiche Vorteile, darunter eine DSGVO-konforme Kommunikation mit Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern. Dies könnte die Effizienz und Qualität der Pflege erheblich verbessern. Doch Experten warnen, dass der geplante Anschluss bis Juli 2025 unrealistisch erscheint.
Ein wesentlicher Vorteil der TI ist die sichere digitale Identität, die es ermöglicht, Fake-Ärzte oder -Kliniken zu vermeiden. Zudem erhalten Pflegeeinrichtungen Zugang zu bisher unzugänglichen Daten, wie der elektronischen Medikationsliste, was die Versorgungsqualität für Patienten steigern könnte. Dennoch gibt es Herausforderungen, insbesondere bei der Implementierung des E-Rezepts, das derzeit arztzentriert ist und Pflegeeinrichtungen außen vor lässt.
Die Einführung des E-Rezepts ist ein Beispiel für die Komplexität der Digitalisierung in der Pflege. Pflegeeinrichtungen benötigen für jeden Bewohner eine eigene Gesundheitskarte, um Medikamente zu erhalten, was den Prozess umständlich macht. Experten schlagen vor, diesen Prozess durch einen dynamischen Consent zu vereinfachen, der es Pflegeeinrichtungen ermöglicht, mit Zustimmung der Klienten zu agieren.
Ein weiteres zentrales Element der TI ist die elektronische Patientenakte (ePA), die sektorenübergreifend Daten zur Verfügung stellt. Sie könnte die Kommunikation und Koordination zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern verbessern, doch liegt der Schwerpunkt der Datenpflege derzeit bei den ärztlichen Leistungserbringern und Kliniken.
Die Akzeptanz und Anbindung der TI in der Pflege ist ein langfristiger Prozess, der kontinuierliche Rückmeldungen erfordert, um die Prozesse zu optimieren. Ein Beispiel für eine mögliche Verbesserung ist der PIO-Überleitungsbogen, der die Qualität der Überleitung von einem Gesundheitsdienstleister zu einem anderen standardisieren könnte. Dies würde die Versorgungskontinuität für den Klienten verbessern und gleichzeitig die Kosten im Gesundheitswesen senken.
Die Verzögerung bei der Einführung des PIO-Überleitungsbogens ist ein Rückschlag für die Pflege. Ursprünglich für Januar 2025 geplant, wurde der Termin auf unbestimmte Zeit verschoben, was das Vertrauen in gesetzliche Vorgaben untergräbt. Ein Pflegezukunftsgesetz, das die Digitalisierung in der Pflege ähnlich wie das Krankenhauszukunftsgesetz vorantreibt, könnte hier Abhilfe schaffen.
Die Zukunft der Pflege könnte vernetzt aussehen, mit einer stärkeren Integration von Diensten und Schnittstellen zu anderen Domänen wie Mobilität oder Smart Living. Technisch wäre dies durch das Gaia-X-Konzept möglich, das eine einheitliche digitale Identität und semantische Interoperabilität bietet. Dies würde nicht nur die Produktivität im Gesundheitswesen erhöhen, sondern auch die digitale Souveränität Europas stärken.
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