SAN FRANCISCO / NEW YORK / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Biotech-Branche erlebt derzeit eine Phase der Extreme, in der große Unternehmen von einem Investitionsboom profitieren, während kleinere Firmen um ihr Überleben kämpfen. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht.
In der Biotech-Branche zeichnet sich ein deutlicher Trend ab: Während große Unternehmen wie Xaira und Metsera Rekordsummen an Investitionen einwerben, stehen viele kleinere Firmen vor existenziellen Herausforderungen. Diese Ungleichheit wird durch die Konzentration von Investitionen auf einige wenige große Player verstärkt, was die finanzielle Kluft innerhalb der Branche weiter vertieft.
Die großen Biotech-Unternehmen profitieren von einer kleinen Gruppe mächtiger Investoren. Flagship Pioneering, bekannt für seine Beteiligung an Moderna, sicherte sich im Juli 3,6 Milliarden Dollar. Forbion aus den Niederlanden folgte im Oktober mit 2,2 Milliarden Dollar. Diese Summen verdeutlichen die Dominanz der Großen, während kleinere Unternehmen oft auf der Strecke bleiben.
Ein weiterer Faktor, der die Branche belastet, sind die steigenden Zinsen, die Investoren vorsichtiger machen. Der pandemiebedingte Boom, der risikoreiche Investitionen attraktiv machte, ist vorbei. Trotz eines Anstiegs des S&P Biotechnology Select Industry Index um 40 Prozent seit Oktober 2023 bleibt der Index 50 Prozent unter seinem Höchststand von 2021.
Die Zurückhaltung der Investoren zeigt sich auch in den Finanzierungsrunden: Über ein Viertel der US-amerikanischen Biotech-Unternehmen, die im ersten Halbjahr 2024 mindestens 15 Millionen Dollar einwarben, mussten sich mit stagnierenden oder sinkenden Bewertungen zufriedengeben.
Auch die großen Pharmaunternehmen sind wählerischer geworden. Akquisitionen sind seltener, da Käufer den Nachweis der Wirksamkeit und klinischen Differenzierung von Medikamenten verlangen. Eine der wenigen Ausnahmen war die Übernahme von ProfoundBio durch die dänische Genmab für 1,8 Milliarden Dollar.
In Europa ist die Situation besonders prekär. Trotz herausragender wissenschaftlicher Leistungen fehlt es an Kapital. Rechtliche und kulturelle Barrieren behindern den grenzüberschreitenden Fluss von Geldern, was dazu führt, dass europäische Unternehmen im Schnitt 40 Prozent niedriger bewertet werden als ihre US-amerikanischen Konkurrenten.
Dieser Rückstand wird bei Börsengängen oder Übernahmen oft ausgeglichen, was den Risikokapitalgebern zugutekommt. Sander Slootweg von Forbion bezeichnet dies als einen oft übersehenen Gewinnhebel.
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