Die Auswirkungen einer möglichen Rezession auf die US-Wirtschaft

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Diskussion um eine mögliche Rezession in den USA hat in den letzten Monaten an Fahrt aufgenommen. Während einige politische Entscheidungsträger die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Abkühlung nicht ausschließen, bleibt die Frage, wie tiefgreifend die Auswirkungen sein könnten.

Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA nimmt zu, doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein schwerer wirtschaftlicher Abschwung unvermeidlich ist. Dennoch haben die Märkte bereits reagiert, und das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen ist erschüttert, insbesondere nachdem Präsident Donald Trump die Möglichkeit einer solchen Entwicklung nicht ausgeschlossen hat. Zudem haben Mitglieder seines Kabinetts angedeutet, dass eine “Entgiftungsphase” bevorstehen könnte, in der die umfassenden politischen Maßnahmen der Regierung, wie hohe Zölle, Massenabschiebungen und drastische Kürzungen bei der Bundesbeschäftigung und den Ausgaben, selbst dann als “lohnenswert” angesehen werden, wenn sie eine Rezession auslösen.

Forschungen zeigen jedoch, dass Rezessionen tiefgreifende negative Folgen für Menschen, Unternehmen und Gemeinschaften haben können, die nicht nur langanhaltend, sondern in einigen Fällen auch unumkehrbar sind. Laut John Harvey, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Texas Christian University, führen Rezessionen zu Arbeitslosigkeit, niedrigeren Einkommen, Zahlungsausfällen, einem Anstieg von Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie psychologischen Problemen.

Obwohl keine zwei Rezessionen genau gleich sind, teilen sie laut dem Internationalen Währungsfonds einige Gemeinsamkeiten: Sie dauern etwa ein Jahr, die Wirtschaftsleistung, der Konsum und die Handelsaktivitäten gehen zurück, die Arbeitslosigkeit steigt, die Werte von Immobilien und Aktien werden geschmälert, die Finanzmärkte erleben Turbulenzen und die Inflation verlangsamt sich aufgrund der gedrosselten Nachfrage.

Die Auswirkungen eines solchen Abschwungs können stark variieren, treffen jedoch typischerweise einkommensschwächere Menschen am härtesten, und bestehende Ungleichheiten verschärfen sich, so Elise Gould, Senior Economist am Economic Policy Institute. Besonders betroffen sind historisch benachteiligte Arbeitnehmer, die in einem schlechten Arbeitsmarkt stärker unter Druck geraten und viel höhere Arbeitslosenquoten erleben.

Die Folgen können besonders schädlich und langanhaltend für Menschen sein, die gerade in den Arbeitsmarkt eintreten, wie etwa frischgebackene Absolventen und Arbeitnehmer mittleren Alters, so Hannes Schwandt, ein Gesundheitsökonom und Wirtschaftsdemo-graf, der diese Ergebnisse genau untersucht hat. Während der Rezession von 1981-1982 erlebten die damaligen Arbeitsmarkteinsteiger nicht nur kurzfristige Lohnkürzungen, sondern auch schlechtere wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Ergebnisse in den folgenden Jahrzehnten.

Zusätzlich zu niedrigeren langfristigen Einkommen sind auch niedrigere Heiratsraten, höhere Scheidungsraten, einkommensschwächere Ehepartner und weniger Kinder zu beobachten. In den mittleren bis späten 30er Jahren treten dann gesundheitliche Auswirkungen auf, die Invaliditätsraten steigen und sogar die Sterblichkeitsraten nehmen zu. Die Lebensspanne dieser Kohorten ist kürzer, fügte Schwandt hinzu.

Während es Argumente gibt, dass Konjunkturschwankungen und Abschwünge für einige Einzelpersonen oder wirtschaftliche Ergebnisse positive Aspekte haben können, geschehen diese Ereignisse auf Kosten des Leids und der Not anderer, so Schwandt. Wenn es um die Kosten dieser vorübergehenden Schwankungen geht, sehen wir, dass bestimmte Gruppen viel nachhaltiger getroffen werden.

Rezessionen haben gezeigt, dass sie das Einkommenspotenzial von Arbeitnehmern über Jahre hinweg zurückwerfen können, sagte Gould. Wenn man in eine Rezession hinein gradu-iert und keinen Job in dem Bereich bekommt, den man studiert hat, und viele College-Schulden hat, kann es sehr schädlich sein, auf den richtigen Weg zu kommen und seine Karriere in Gang zu bringen.

Die Große Rezession war so tief und die Finanzkrise so bedeutend, dass es Jahre dauerte, bis sich die Wirtschaft vollständig erholte. Es war schwer für die Menschen, wieder auf Kurs zu kommen, sagte Gould. Wir haben gelernt, dass Sparmaßnahmen die Erholung wirklich behindert haben. In der Pandemie-Erholung wurde dies nicht verfolgt, und deshalb hatten wir einen so schnellen Aufschwung.

Die Welle von Kürzungen, die auf Bundesebene vorgenommen und vorgeschlagen werden, könnte letztendlich die Programme schwächen, die dazu gedacht sind, Menschen in Zeiten der Not zu helfen, sagte Gould vom EPI. So viele Menschen leben von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck, und diese Regierung prüft alle möglichen Kürzungen des Sicherheitsnetzes, was besonders besorgniserregend ist.

Die aktuelle Sparpolitik der Trump-Administration könnte sowohl für die aktuelle wirtschaftliche Gesundheit als auch für die Fähigkeit, sich zu erholen, wenn die Dinge schiefgehen, Probleme bedeuten, sagte Harvey, der Wirtschaftswissenschaftler an der Texas Christian University. Alle konzentrieren sich auf den Handel, die Zölle; aber für mich ist das viel beängstigendere, all diese staatlichen Ausgaben zu kürzen. Es ist fast wie eine Schröpf- und Blutungskur aus dem Mittelalter – dass wir leiden müssen, um zu einem positiven Ergebnis zu gelangen. Und das ist einfach nicht wahr: Leiden erzeugt nur weiteres Leiden.

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