BERLIN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Nach intensiven Verhandlungen in Berlin haben sich die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft EVG auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Diese Einigung bringt den Fahrgästen eine streikfreie Zeit bis 2026, doch die Herausforderungen für die Bahn bleiben bestehen.
Die jüngste Einigung zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft EVG markiert einen bedeutenden Schritt in den Tarifverhandlungen, die sich über mehrere Tage erstreckten. Die Verhandlungen fanden unter erheblichem Zeitdruck statt, da der bisherige Vertrag Ende März auslief und ein Scheitern der Gespräche Warnstreiks im April wahrscheinlich gemacht hätte. Die Tatsache, dass es diesmal gar nicht erst zu einem Arbeitskampf kam, ist bemerkenswert und erinnert an die letzte erfolgreiche Verhandlung im Jahr 2016.
Die EVG hatte mit Forderungen nach einer Lohnerhöhung von 10,2 Prozent und zusätzlichen freien Tagen die Verhandlungen aufgenommen. Ein weiteres zentrales Anliegen der Gewerkschaft war eine Beschäftigungsgarantie bis 2027. Die Bahn hingegen strebte eine lange Vertragslaufzeit an, um mehr Planungssicherheit zu gewinnen. Die Details der Einigung sind noch nicht vollständig bekannt, doch die Frage, ob die EVG ihre Forderungen weitgehend durchsetzen konnte oder Kompromisse eingegangen ist, bleibt spannend.
Für die Deutsche Bahn bedeutet die Einigung zwar einen Erfolg, jedoch keine Entwarnung. Der Konzern kämpft weiterhin mit erheblichen Herausforderungen. Die Pünktlichkeitskrise im Fernverkehr, bei der im vergangenen Jahr nur 62,5 Prozent der Züge pünktlich waren, stellt einen historischen Tiefpunkt dar. Zudem ist das Schienennetz in einem maroden Zustand, und bis 2030 sollen 41 Hauptverkehrskorridore saniert werden. Auch die wirtschaftliche Schieflage, insbesondere in der Güterverkehrssparte DB Cargo, die den Abbau von 5.000 Stellen bis 2029 plant, bleibt ein großes Problem.
Das Sanierungsprogramm „S3“, das die Bahn bis 2027 umsetzen möchte, soll die Wende bringen. Doch ohne eine funktionierende Infrastruktur und ein wirtschaftlich solides Fundament bleibt das Ziel fraglich. Die Herausforderungen sind groß, und die Frage, ob das Programm die erhoffte Wirkung zeigen wird, bleibt offen.
Während sich die Bahnreisenden bis mindestens März 2026 auf ein streikfreies Netz einstellen können, zeichnet sich bereits der nächste Konflikt ab. Die Lokführergewerkschaft GDL, bekannt für harte Streiks, wird Anfang 2026 erneut verhandeln. Mit ihr sind Arbeitskämpfe oft unvermeidlich, was die Zukunft der Bahn weiterhin unsicher macht.
Auch die politische Unsicherheit könnte neue Diskussionen anstoßen. Eine unionsgeführte Bundesregierung plant, Netz und Betrieb der Bahn zu trennen, ein Schritt, den die EVG vehement ablehnt. Die Zukunft der Bahn bleibt also auch nach diesem Tarifabschluss alles andere als ruhig.
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