Creance AI: PwC und Aleph Alpha gründen KI-Firma für Compliance - IT BOLTWISE® x Artificial Intelligence

DÜSSELDORF / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – PwC und Aleph Alpha gründen KI-Firma für Compliance



Mit Künstlicher Intelligenz (KI) den Bürokratiewahnsinn beenden: Das wollen die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und das Heidelberger KI-Unternehmen Aleph Alpha erreichen. Dafür gründen sie das Gemeinschaftsunternehmen Creance AI, um neue Technologie für Rechtsberatung und Compliance zu entwickeln.

Björn Viebrock, Geschäftsführer von PwC Deutschland und Leiter des Bereichs Steuern und Recht, sagte in einem Interview: „Unternehmen befinden sich in einem Umfeld, in dem Regulierung zunehmend komplexer wird und ein Volumen erreicht, das von Mitarbeitern nicht mehr gestemmt werden kann.“ Künftig soll ein Teil dieser Aufgaben mithilfe Künstlicher Intelligenz von Aleph Alpha bewältigt werden.

Das Unternehmen ist mit einem Sprachmodell bekannt geworden, ähnlich wie es zum Beispiel dem Chatbot ChatGPT zugrunde liegt. Vereinfacht gesagt sind solche KI-Modelle in der Lage, Text zu interpretieren und zu erzeugen. Aleph Alpha fokussiert sich darauf, dass die Entscheidungen der KI-Modelle des Unternehmens nachvollziehbar sind. Die mit PwC entwickelte Lösung zeigt, wie aus dieser Basistechnologie jetzt Business-Anwendungen werden.

KI für Compliance ist ein Milliardenmarkt
Als Erstes will das Joint Venture Banken, Versicherer und Zahlungsdienstleister unterstützen, eine neue Verordnung der Europäischen Union (EU) zu befolgen. Der „Digital Operational Resilience Act“, kurz Dora, muss ab dem 17. Januar 2025 von Unternehmen umgesetzt werden.

Ziel ist es, mehr Datensicherheit zu gewährleisten und mehr Schutz gegen Cyberbedrohungen zu bieten. Dora schreibt unter anderem vor, wie Finanzkonzerne mit IT-Risiken umgehen sollen und was bei Aufträgen an Drittfirmen zu beachten ist. Das bedeutet aber auch, dass sie etliche Verträge aus der Vergangenheit überprüfen müssen.

Allein bei Dora geht PwC-Manager Viebrock von einem Markt für Beratungsleistungen aus, der Hunderte Millionen Euro umfasst. Künftig soll Creance AI Compliance-KI für alle möglichen Regularien, Melde- und Dokumentationspflichten anbieten. „Das ist für Juristen aktuell ein Milliardenmarkt“, sagt Viebrock.

Der Start des Joint Ventures wurde am Donnerstag in Singapur beim globalen Treffen der mehr als 150 Landeschefs von PwC vorgestellt, bei dem auch Microsoft-Chef Satya Nadella zugeschaltet war. Kurz zuvor konnte eine Branchenpublikation einen Prototyp des ersten gemeinsamen KI-Systems sehen.

Dieses System testen die Joint-Venture-Partner derzeit mit einer Handvoll Kunden in Deutschland, die in sieben Monaten die Dora-Verordnung anwenden müssen. Die Ende 2022 beschlossenen Regeln setzen die betroffenen Firmen unter Handlungsdruck.

Ohne KI sind Regeln für Compliance schwer einzuhalten
Laut PwC-Manager Viebrock muss beispielweise eine größere deutsche Bank nach eigenen Erkenntnissen 13.000 Verträge daraufhin prüfen, ob sie mit den neuen Regeln konform sind. „Man sieht schon an der Zahl dieser Verträge: Das ist nicht mehr leistbar“, sagt Viebrock. „Vorstände, die persönlich für die Compliance verantwortlich sind, stehen quasi vor einer Art faktischen Unmöglichkeit.“ Zumindest auf die herkömmliche Art und Weise seien die Anforderungen der Regulatorik nicht mehr zu erfüllen.

Die neu entwickelte Software löst laut Creance AI dieses Problem. Dem KI-System wird ein regelkonformer Mustervertrag gezeigt, dann können Tausende Verträge mit diesem Mustervertrag abgeglichen werden. Jonas Andrulis, Gründer und CEO von Aleph Alpha, erklärt: „Die KI versteht und prüft im Prinzip wie ein Experte, welche Formulierungen compliant sind und welche nicht.“

Allerdings handelt es sich nicht um einen komplett automatischen Vorgang, sondern vielmehr um ein System, das den Aufwand für die Juristin oder den Mitarbeiter der Compliance-Abteilung deutlich reduziert.

Andrulis zeigt ein Beispiel: Auf der einen Seite seines Bildschirms ist ein kurzer Abschnitt des Mustervertrags zu sehen, auf der anderen ein Abschnitt des zu prüfenden Vertrags. Ein rot-grünes Kreisdiagramm zeigt an, mit welcher Gewissheit die KI von einem regelkonformen beziehungsweise nicht regelkonformen Vertrag ausgeht und an wie vielen Stellen es in dem Vertrag insgesamt Unklarheiten gibt.

An zwei Stellen hat die KI mögliche Unstimmigkeiten gefunden. „Das sind die Stellen, an denen der Mensch gebraucht wird“, sagt Andrulis. Je nachdem, wie der Experte dann entscheide, lerne das System dazu.

Aleph Alpha und PwC setzen 50 Mitarbeiter für Creance AI ein
Aleph Alpha und PwC haben derzeit zusammen 50 Mitarbeiter für das Projekt eingesetzt und investieren nach eigenen Angaben jeweils einen siebenstelligen Betrag in das Vorhaben. Geschäftsführer von Creance AI ist Carsten Dirks, der bei Aleph Alpha das operative Geschäft verantwortet.

Auch andere Unternehmen arbeiten an KI-Lösungen für Regulatorik. Allein ein US-Gründerzentrum listet 46 Firmen im Compliance-Segment auf, die von dem Programm gefördert wurden. Und auch andere Prüfungs- und Beratungshäuser haben das Potenzial von KI für das Segment entdeckt und setzen die Technologie zunehmend ein.

Ein Experte für Risikomanagement bei einem großen Beratungshaus sagt, KI biete erhebliche Vorteile für Konzerne, vor allem im Hinblick auf Effizienz, Geschwindigkeit und Genauigkeit. Die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erfassen und große Datenmengen zu analysieren, mache KI zu einem unverzichtbaren Werkzeug. „Durch den Einsatz von KI in Kombination mit menschlicher Expertise können Unternehmen ihre Compliance-Prozesse optimieren und Risiken minimieren“, sagt der Experte.

Bei einer anderen großen Prüfungsgesellschaft heißt es: „Neben klassischen KI-Anwendungsfällen legen wir besonderen Fokus auf generative KI-Anwendungen.“ Ein Beispiel sei die KI-basierte Bewertung und Zuweisung von regulatorischen Normen sowie die Prüfung von Richtlinien und Dokumentenarchiven.

Die KI-Lösungen würden Kunden dabei helfen, ihre Prozesse zu optimieren und Konformität sicherzustellen. „Dadurch werden mehr Ressourcen für wesentliche Aufgaben freigesetzt, was unternehmensseitig zu Kosteneinsparungen und höherer Mitarbeiterzufriedenheit führt“, sagt eine Sprecherin.

Eine dem Joint Venture von PwC und Aleph Alpha vergleichbar große Initiative bei einem anderen Beratungshaus ist bisher nicht bekannt. Mit der Heidelberger Firma bringt eines der führenden deutschen Start-ups im Bereich KI seine Technologieexpertise ein.

Im Hintergrund sind an das System mehrere KI-Modelle angeschlossen, sowohl von Aleph Alpha als auch von anderen Unternehmen. Der sogenannte Softwarestack integriert zum Beispiel das quelloffene KI-Modell Llama 3 des Facebook-Konzerns Meta. Je nach Aufgabe wird dann stets das leistungsstärkste Modell ausgewählt. Bei deutschsprachigen Verträgen dürfte das die KI von Aleph Alpha sein, bei englischsprachigen die anderer Unternehmen.

Creance AI: PwC und Aleph Alpha gründen KI-Firma für Compliance
Creance AI: PwC und Aleph Alpha gründen KI-Firma für Compliance (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)
Hinweis: Teile dieses Textes könnten mithilfe Künstlicher Intelligenz generiert worden sein.



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