MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Neue Erkenntnisse aus der Psychologie und Neurowissenschaft zeigen, wie das Bewusstsein die Art und Weise verändert, wie das Gehirn widersprüchliche Informationen verarbeitet.
Die Art und Weise, wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet, wird maßgeblich durch das Bewusstsein beeinflusst. Eine kürzlich veröffentlichte Studie im Journal of Experimental Psychology: General zeigt, dass visuelle Hinweise, die unbewusst wahrgenommen werden, im Gehirn getrennt von den Erwartungen verarbeitet werden. Sobald jedoch das Bewusstsein für diese Hinweise eintritt, beginnen die beiden Prozesse zu interagieren.
Die globale neuronale Workspace-Theorie postuliert, dass bewusste Wahrnehmung entsteht, wenn top-down (TD) entscheidungsgetriebene und bottom-up (BU) sensorisch getriebene Prozesse innerhalb überlappender neuronaler Netzwerke integriert werden. Diese Theorie wird durch die neuen Forschungsergebnisse gestützt, die zeigen, dass das Bewusstsein eine entscheidende Rolle bei der Integration dieser Prozesse spielt.
In der Studie von Ze-Fan Zheng und Kollegen wurden zwei Experimente durchgeführt, um zu untersuchen, ob TD- und BU-Verarbeitungsprozesse in unbewussten Zuständen unabhängig bleiben oder sich bei bewusster Wahrnehmung der Reize verbinden. Dabei wurde die Stroop-Priming-Paradigma verwendet, um die Interaktion zwischen diesen Prozessen zu analysieren.
Im ersten Experiment wurde eine kontinuierliche Blitzunterdrückungstechnik eingesetzt, um das Prime-Wort unsichtbar zu machen. Die Teilnehmer mussten anschließend die Farbe eines Zielreizes identifizieren und das Prime-Wort in einer Zwei-Alternativen-Zwangswahl-Aufgabe erkennen. Die Sichtbarkeit des Primes wurde systematisch manipuliert, um die bewusste Wahrnehmung zu steuern.
Das zweite Experiment analysierte Daten aus einer früheren Studie, bei der Rückwärtsmaskierung verwendet wurde, um die Sichtbarkeit des Primes zu manipulieren. Auch hier zeigte sich, dass TD- und BU-Prozesse nur dann interagieren, wenn der Prime bewusst wahrgenommen wird. Diese Ergebnisse bestätigen, dass die Integration dieser Prozesse ein Kennzeichen bewusster Wahrnehmung ist.
Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass die bewusste Wahrnehmung nicht nur die Art und Weise verändert, wie Informationen verarbeitet werden, sondern auch, dass sie eine entscheidende Rolle bei der Integration von sensorischen und entscheidungsgetriebenen Prozessen spielt. Dies hat weitreichende Implikationen für unser Verständnis von Wahrnehmung und Bewusstsein.
Obwohl die Studie auf Verhaltensdaten basiert und keine direkten neuronalen Mechanismen misst, bietet sie wertvolle Einblicke in die Funktionsweise des Gehirns. Die Erkenntnisse könnten auch Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Technologien haben, die auf der Integration von sensorischen und kognitiven Prozessen basieren.
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