MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Skandal um gefälschte Seagate-Festplatten zieht weitere Kreise. Nachdem bereits Modelle der Exos-Serie betroffen waren, geraten nun auch Ironwolf-Modelle ins Visier der Betrüger.
Der Betrug mit gebrauchten Seagate-Festplatten hat sich auf weitere Modelle ausgeweitet, insbesondere auf die Ironwolf-Serie. Käufer dieser Festplatten sollten ihre Laufwerke genau überprüfen, da die Betrüger immer raffinierter vorgehen. Während bisher vor allem die Server-Serie Exos betroffen war, erreichen uns nun vermehrt Berichte über gefälschte Werte bei NAS-Laufwerken der Ironwolf- und Ironwolf Pro-Reihen mit 8 und 16 TByte Speicherplatz.
Die Betrüger nutzen eine mittlerweile übliche Methode: Sie löschen die SMART-Werte der Festplatten, verpacken sie neu und verkaufen sie als neu. Diese Manipulationen lassen sich jedoch mit spezialisierten Programmen wie den smartmontools aufdecken. Auch das aufgedruckte Produktionsdatum kann Hinweise auf die tatsächliche Herkunft der Ware geben.
Besonders perfide ist, dass einige Laufwerke auf den ersten Blick tatsächlich neu erscheinen. Das Produktionsdatum auf dem Aufkleber ist aktuell, die SMART-Werte sind frisch und eine Garantieabfrage zeigt eine Restlaufzeit bis 2029. Doch eine Überprüfung der FARM-Werte offenbart, dass diese Laufwerke bereits mehrere Tausend Stunden in Betrieb waren.
Bei genauerer Betrachtung fallen zudem leichte Dellen im Gehäuse und Abschürfungen am SATA-Anschluss auf, die auf einen vorherigen Gebrauch hinweisen. Auch der Aufkleber ist oft zu weit unten angebracht, was bei einem neuen Produkt des Herstellers nicht vorkommen würde. Die FARM-Werte enthalten die realen Betriebsstunden und das echte Produktionsdatum, wenn auch in verdrehter Form.
Es scheint, dass die Betrüger mittlerweile in der Lage sind, die Seriennummern der Festplatten zu modifizieren. Sie verwenden die Nummern neuerer Laufwerke, die noch eine lange Garantiezeit haben. Diese Seriennummern könnten mehrfach, wenn nicht gar hundertfach, verwendet werden. Spätestens beim zweiten Garantiefall dürfte Seagate misstrauisch werden.
Ein weiterer Hinweis auf den Betrug ist das Garantiedatum. Seagate gibt auf die Retail-Versionen der Ironwolf-Pro-Laufwerke normalerweise fünf Jahre Garantie. Da der Hersteller nicht weiß, wie lange die Laufwerke auf dem Weg zum Kunden sind, gibt er lieber ein paar Monate drauf. Die gefälschten Laufwerke haben jedoch exakt fünf Jahre Garantie ab dem aufgedruckten Produktionsdatum.
In einem Chat mit einem Betroffenen bestätigte der Seagate-Support, dass es sich bei dem vorliegenden Laufwerk um einen Betrug handeln müsse. Der Support-Mitarbeiter erklärte zudem, dass eine Platte mit dieser Seriennummer erstmals in den USA ausgeliefert wurde und Seagate daher kein Austauschlaufwerk in ein europäisches Land schicken könne.
Seagate Deutschland hat auf Anfragen zu diesen weiteren Betrugsfällen bislang nicht reagiert. Hinweise zum Weg der Laufwerke in den deutschen Markt sowie Informationen über andere gefälschte Laufwerke werden weiterhin gerne entgegengenommen.
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