Avowed: Ein Spiel, das die Zeit der Spieler respektiert

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der heutigen schnelllebigen Welt, in der die Zeit der Spieler immer knapper wird, stellt sich die Frage, ob Videospiele sich anpassen müssen. Die Entwickler von Avowed, einem neuen Rollenspiel von Obsidian Entertainment, scheinen diese Herausforderung angenommen zu haben.

Die Welt der Videospiele ist in den letzten Jahren von einer bemerkenswerten Entwicklung geprägt: Spiele werden immer umfangreicher und zeitintensiver. Während dies auf den ersten Blick als Vorteil erscheinen mag, zeigt sich ein gegenteiliger Trend. Viele Spieler berichten von überfüllten digitalen Bibliotheken, in denen ungespielte oder unvollendete Titel verstauben. Diese sogenannte ‘Backlog’ ist ein Phänomen, das viele Gamer kennen und das auf ein tieferliegendes Problem hinweist.

Die Analysten von Midia Research, wie Rhys Elliott, haben festgestellt, dass die Spielzeiten von Blockbuster-Titeln in den letzten zehn Jahren drastisch zugenommen haben. Ein Beispiel ist die Assassin’s Creed-Reihe, deren neueste Ableger wie Valhalla bis zu 100 Stunden Spielzeit erfordern. Diese Entwicklung führt jedoch nicht zwangsläufig zu mehr Spielspaß, sondern oft zu einer geringeren Abschlussrate der Spiele.

Obsidian Entertainment, bekannt für Rollenspiele wie The Outer Worlds und Fallout: New Vegas, hat mit ihrem neuesten Titel Avowed einen anderen Weg eingeschlagen. Das Spiel bietet eine kürzere Hauptspielzeit von etwa 15 Stunden, während Komplettisten mit rund 40 Stunden rechnen können. Diese Entscheidung spiegelt den Wunsch wider, die Zeit der Spieler zu respektieren und ihnen dennoch ein intensives Spielerlebnis zu bieten.

Die Entscheidung, kürzere Spiele zu entwickeln, könnte sich als kluger Schachzug erweisen. Wie Carrie Patel, die Game Director von Avowed, erklärt, suchen Spieler nach immersiven und wertvollen Erfahrungen, anstatt einfach nur Zeit totzuschlagen. Diese Philosophie könnte in Zukunft mehr Entwickler dazu inspirieren, ihre Spiele zugänglicher zu gestalten, ohne an Qualität einzubüßen.

Ein weiteres Beispiel für diesen Trend ist das Spiel Spider-Man 2, das trotz einer relativ kurzen Spielzeit von unter 30 Stunden große Erfolge feierte. Dies zeigt, dass Qualität und Spielerlebnis über die schiere Menge an Inhalten triumphieren können. Analysten wie Rhys Elliott sehen in dieser Entwicklung eine Chance für die Branche, sich neu zu orientieren und den Fokus auf das Wesentliche zu legen.

Die Frage bleibt, warum Spiele überhaupt so lang sind. Entwickler stehen vor der Herausforderung, Inhalte zu schaffen, die sowohl für Gelegenheitsspieler als auch für Hardcore-Fans ansprechend sind. Avowed zeigt, dass es möglich ist, beiden Gruppen gerecht zu werden, indem es optionale Inhalte bietet, die das Spielerlebnis erweitern, ohne den Hauptpfad unnötig zu verlängern.

Insgesamt könnte der Erfolg von Avowed und ähnlichen Titeln den Weg für eine neue Ära der Spieleentwicklung ebnen, in der die Qualität der Inhalte und die respektvolle Nutzung der Zeit der Spieler im Vordergrund stehen. Diese Entwicklung könnte nicht nur die Art und Weise verändern, wie Spiele entwickelt werden, sondern auch, wie sie von den Spielern wahrgenommen und genossen werden.

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