MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine kürzlich veröffentlichte Studie in der Fachzeitschrift Cognition zeigt, dass Menschen mit weniger autistischen Merkmalen eine stärkere Tendenz haben, ihre Aufmerksamkeit auf Bilder von Tieren zu richten, im Vergleich zu unbelebten Objekten. Diese Entdeckung könnte auf eine Verbindung zwischen der Fähigkeit, Lebewesen schnell zu erkennen, und unseren sozialen kognitiven Fähigkeiten hinweisen.
Die Fähigkeit, zwischen belebten und unbelebten Objekten zu unterscheiden, ist eine grundlegende kognitive Fähigkeit, die für das Überleben und die soziale Interaktion entscheidend ist. Menschen neigen dazu, Lebewesen schnell zu bemerken, da diese potenzielle Bedrohungen oder Interaktionsmöglichkeiten darstellen können. Forscher vermuten, dass dieses “Animate Monitoring” ein evolviertes Mechanismus ist, der uns hilft, Lebewesen schneller und genauer zu erkennen als unbelebte Objekte.
Eine neue Studie untersuchte, ob diese Aufmerksamkeitspräferenz für Tiere mit der sozialen Kognition zusammenhängt. Da soziale Interaktionen meist zwischen Lebewesen stattfinden, könnte die Aufmerksamkeit für Lebewesen der erste Schritt zur sozialen Interaktion sein. Die Forscher untersuchten, ob die Tendenz, Tiere zu priorisieren, je nach autistischen Merkmalen einer Person variiert, die als Indikator für soziale kognitive Fähigkeiten in der Allgemeinbevölkerung gelten.
In einem Experiment mit einer Dot-Probe-Aufgabe mussten Teilnehmer schnell auf einen visuellen Hinweis reagieren, nachdem sie Bildpaare gesehen hatten. Jedes Bildpaar zeigte ein Tier und ein Alltagsobjekt. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Teilnehmer diente als Maß für ihre Aufmerksamkeitsverteilung. Die Ergebnisse zeigten, dass die Reaktionen schneller waren, wenn der Hinweis auf der Seite erschien, auf der das Tierbild gezeigt wurde.
Interessanterweise war dieser Effekt bei Teilnehmern mit weniger autistischen Merkmalen stärker ausgeprägt. Diese Teilnehmer zeigten eine stärkere Tendenz, ihre Aufmerksamkeit auf Tierbilder zu richten, insbesondere in den frühen Verarbeitungsstadien. Bei Teilnehmern mit mehr autistischen Merkmalen war die Aufmerksamkeitsverzerrung gegenüber Tierbildern reduziert oder nicht vorhanden.
Die Studie berücksichtigte auch die Bildorientierung. Obwohl Tierbilder auch in umgekehrter Orientierung eine Aufmerksamkeitsverzerrung erzeugten, war die Beziehung zu autistischen Merkmalen hauptsächlich bei aufrechten Bildern zu beobachten. Dies deutet darauf hin, dass die natürliche Form eines Lebewesens eine wichtige Rolle dabei spielt, wie schnell wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, und dass dieser Prozess mit individuellen Unterschieden in der sozialen Verarbeitung verbunden ist.
In einem Folgeexperiment, bei dem die Bilder so verändert wurden, dass ihre inhaltliche Bedeutung entfernt wurde, zeigte sich keine ähnliche Aufmerksamkeitsverzerrung. Dies bestätigt, dass die beobachtete Verzerrung auf die Wahrnehmung von Lebewesen zurückzuführen ist und nicht auf einfache visuelle Merkmale.
Die Studie untersuchte eine nicht-klinische Population, was bedeutet, dass keiner der Teilnehmer eine formale Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung hatte. Zukünftige Forschungen sollten untersuchen, ob ähnliche Muster bei Personen mit einer formalen Autismus-Diagnose beobachtet werden.
Die Ergebnisse eröffnen mehrere Forschungsansätze. Wissenschaftler könnten untersuchen, ob die beobachtete Aufmerksamkeitsverzerrung für Lebewesen sich im Laufe der Zeit entwickelt und wie frühe Lebenserfahrungen diese Verzerrung prägen. Weitere Forschungen könnten die Aufmerksamkeitsmuster von Personen mit Autismus mit denen der Allgemeinbevölkerung vergleichen, um die zugrunde liegenden neuronalen und kognitiven Prozesse besser zu verstehen.
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