Amprion warnt vor Verzögerungen beim Netzausbau durch Freileitungsvorrang

DORTMUND / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Ausbau des deutschen Stromnetzes steht vor neuen Herausforderungen, da der Netzbetreiber Amprion vor möglichen Verzögerungen warnt, sollte der Vorrang von Freileitungen bei neuen Hochspannungs-Gleichstromprojekten durchgesetzt werden.

Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat Bedenken geäußert, dass die im Koalitionsvertrag festgelegte Priorität für Freileitungen bei neuen Gleichstromprojekten zu Verzögerungen im Netzausbau führen könnte. Christoph Müller, CEO von Amprion, betonte, dass die derzeitige Bevorzugung von Erdkabeln aufgrund ihrer geringeren Akzeptanzprobleme auf lokaler Ebene von entscheidender Bedeutung sei. Die Umstellung auf Freileitungen könnte die Genehmigungsprozesse verlängern und somit den dringend benötigten Ausbau der Energieinfrastruktur behindern.

Historisch gesehen wurden Freileitungen in Deutschland bevorzugt, bis 2015 gesetzlich die Priorität auf Erdkabel umgestellt wurde. Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, da Erdkabel weniger sichtbar sind und somit weniger Widerstand hervorrufen. Die Union und SPD haben sich jedoch im aktuellen Koalitionsvertrag auf einen kosteneffizienten Ausbau geeinigt, der Freileitungen wieder in den Vordergrund rückt, um die Kosten für den Netzausbau zu senken.

Die Kosten für den Ausbau der Übertragungsnetze werden über die Netzentgelte an die Stromverbraucher weitergegeben, was die Diskussion über die wirtschaftlichste Lösung weiter anheizt. Während Freileitungen kostengünstiger sind, bieten Erdkabel Vorteile in Bezug auf die Akzeptanz und die Umweltverträglichkeit. Die Entscheidung zwischen diesen beiden Optionen könnte erhebliche Auswirkungen auf die Geschwindigkeit und Effizienz des Netzausbaus haben.

Amprion, einer der vier großen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland, spielt eine zentrale Rolle beim Transport von Strom über weite Strecken, insbesondere von Windstrom aus Norddeutschland in den Süden. Das Unternehmen plant, in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in den Netzausbau zu tätigen, um den steigenden Bedarf an erneuerbaren Energien zu decken. Für den Zeitraum von 2025 bis 2029 sind Investitionen in Höhe von 36,4 Milliarden Euro vorgesehen.

Die Diskussion über die Priorisierung von Freileitungen oder Erdkabeln ist nicht nur eine technische, sondern auch eine politische Frage. Die Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die Energiewende in Deutschland haben, da der schnelle und effiziente Ausbau der Netzinfrastruktur entscheidend für den Erfolg der Umstellung auf erneuerbare Energien ist. Experten warnen, dass Verzögerungen beim Netzausbau die Integration von erneuerbaren Energien behindern und somit die Klimaziele gefährden könnten.

Insgesamt zeigt sich, dass die Priorisierung von Freileitungen oder Erdkabeln eine komplexe Entscheidung ist, die sowohl technische als auch gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen muss. Die Balance zwischen Kosten, Akzeptanz und Umweltverträglichkeit wird entscheidend dafür sein, wie schnell und effizient Deutschland seine Energieinfrastruktur modernisieren kann.

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