MÜNCHEN/SEATTLE (IT BOLTWISE) – Der Internethändler Amazon ist unter anderem auch ein führender Player bei der Entwicklung maschinell lernender Computer. Technikchef Werner Vogels, einer der Top-Experten in diesem Segment und Architekt von Amazons Cloud-Service AWS, teilt nicht die Sorge, dass Künstliche Intelligenz schnell den Menschen verzichtbar macht.

Amazons Technikchef Werner Vogels geht davon aus, dass maschinell lernende Computer noch lange auf menschliche Hilfe angewiesen sein werden und sehr viele Jobs noch lange nur mit Menschenhand funktioniere.

Das gelte sowohl für die Spracherkennung als auch für maschinelles Lernen im Allgemeinen, sagte Vogels der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Innovationskonferenz DLD in München. So gebe es in der Industrieproduktion zum Beispiel viel Wissen rund um einzelne Prozesse, welche nur Menschen hätten. “Auf Menschen wird man noch lange nicht verzichten können.”, so Vogels wortwörtlich.

Um Computer in Sachen Künstliche Intelligenz anzulernen, müssten Menschen im ersten Schritt 20 oder 30 Prozent der Daten für sie beschreiben. “Dieses Verhältnis kann sich mit der Zeit verschieben. Das Ziel ist natürlich, so viel wie möglich von diesem Prozess zu automatisieren.” Die Menschen müssten trotzdem viele Fähigkeiten behalten, um in Alltagssituationen zu überleben: “Wenn die Autobatterie aufgibt und die Roboterauto-Software sich abschaltet, sollte man besser in der Lage sein, selber zu fahren.”

Beim Internethändler Amazon hätten zugleich einige Teile des Geschäfts als Online-Händler eine Dimension, in der sie nicht mehr von Menschen allein betrieben werden könnten. Ein Beispiel sei laut Vogels, bei jeder Bestellung zu überprüfen, ob ein Internet-Betrüger dahinterstecken könnte. Deshalb schätze die Maschine das Risiko auf Basis verschiedener Faktoren und schalte bei hoher Betrugswahrscheinlichkeit den Menschen zur Prüfung ein.

Vogels verteidigte Amazons Gesichtserkennungs-Software namens “Rekognition”, welche der Konzern unter anderem US-amerikanischen Behörden derzeit zur Verfügung stellt, gegen Kritik, sie funktioniere vor allem bei Menschen mit weißer Haut. Schlechte Ergebnisse lägen nicht am Lernmodell, sondern an der Auswahl der Daten, mit denen man es trainiere, sagte er. Grundsätzlich arbeite der Konzern Amazon mit Regulierern in verschiedenen Ländern zusammen, um einen verantwortungsvollen Einsatz der Technik zu erreichen.

In Quantencomputern, um die es aktuell viel Aufsehen gibt, sieht Vogels keine Technologie für die nächste Zukunft. “Die verheißungsvollen Werkzeuge sind noch nicht da. Bis wir komplexe Anwendungen auf Quantencomputern laufen haben, wird noch einige Zeit vergehen.” Aber da die Software-Entwicklung dann radikal anders laufen werde, müsse man sich jetzt schon Gedanken darüber machen, was und wie man machen wolle. Amazon habe deswegen Quantenprogramm mit ausgewählten Kunden. Ziel des Konzerns werde sein, den Zugang zu Quantencomputern – wie heute bei seinen heutigen Cloud-Diensten – für alle anzubieten.

Von Quantencomputern wird ein drastischer Leistungsschub erwartet, sie sind aber erst in einem frühen Entwicklungsstadium mit vielen noch ungelösten Problemen.

Vogels gilt als Architekt von Amazons Cloud-Service AWS, der Rechenleistung und Speicher für viele Startups und etablierte Firmen liefert.


Amazon-Technikchef Werner Vogels über Künstliche Intelligenz (Foto: Presse)
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