DÜSSELDORF (IT BOLTWISE) – Amazon will sich mit dem deutschen Logistiker DHL bei der Lieferung von frischen Lebensmitteln verbünden. Für Insider dürfte diese Neuigkeit eher merkwürdig klingen, da vor allem in den letzten zwei Jahren Gerüchte über mögliches Konkurrenzaufkommen die Runde in vielen Tageszeitungen gefunden hat. Vor allem nachdem Amazon-Chef Jeff Bezos in England den Kundenversand vollständig selbst übernommen hat und Experimente mit Paketdrohnen macht, sind Branchenexperten überzeugt, dass Paketdienste für Amazon bald den Rang ablaufen wird und der US-Handelsriese diese Aufgabe bald in Eigenregie völlig selbstständig durchführen wird.
Von den 2,8 Milliarden Sendungen jährlich, die in Deutschland über DHL, DPD oder Hermes ausgeliefert werden, stammen etwa 400 Millionen Sendungen von Amazon. Ein Szenario wie es Amazon in England vorgemacht hat, kann in Deutschland ebenfalls eintreten. Lange war Amazon der Liebling der britischen Post. Fast sechs Prozent der Pakete, die der englische Paketdienst Royal Mail jedes Jahr an Einwohner zustellte, stammten von dem Online-Riesen Amazon. Doch seit zwei Jahren lässt Konzernchef Jeff Bezos vielerorts auf der Insel Waren in Eigenregie ausliefern und zeigte damit der Welt, dass er es auch alleine kann.
DHL will exklusive Partnerschaft mit Amazon Fresh landesweit erreichen
DHL-Paketchef Achim Dünnwald hat laut dem Handelsblatt einige Pläne mit Amazon. Der deutsche Logistikkonzern will gemeinsam mit dem Online-Konzern Amazon Deutschlands größten digitalen Supermarkt aufbauen, indem er exklusiver Auslieferungspartner für den Service Amazon Fresh wird. Im April soll es zunächst in Berlin losgehen. Anschließend soll der Service zügig flächendeckend in ganz Deutschland angeboten werden. DHL wollte die Insider-Informationen zur genannten Kooperation nicht kommentieren, auch Amazon verweigerte auf entsprechende Anfragen eine Antwort seitens dem Handelsblatt.
In Deutschland werden jedes Jahr Lebensmittel im Wert von rund 200 Milliarden Euro verkauft. Gerade mal ein Prozent davon läuft über eCommerce. Führend ist bisher Rewe, die mit eigenen Kühlwagen in mehr als 70 deutschen Städten ausliefern. Die großen Discounter wie Aldi und Lidl dagegen halten sich aus diesem Markt bisher noch komplett heraus. „Ich sehe eine hohe Dynamik im Markt“, sagt DHL-Mann Metzner. „Ich halte es für realistisch, dass ein Onlineanteil von zehn Prozent am Lebensmittelhandel bis zum Jahr 2022 erreicht werden kann.“
Oliver Wyman sieht 40.000 Arbeitsplätze im stationären Handel gefährdet
Die Unternehmensberatung Oliver Wyman hat in einer Studie durchgerechnet, welche Folgen die Expansion von Amazon haben würde. Danach dürfte sich mittelfristig ein Umsatz von mindestens sechs bis acht Milliarden Euro pro Jahr in den Onlinehandel verschieben. Das hat Auswirkungen auf das Filialnetz. Nach der Analyse könnten dadurch rund 15 Prozent der Supermärkte Verluste machen. Etwa 40.000 Arbeitsplätze im stationären Handel seien bedroht. „Die Branche wird keine Evolution erleben, sondern eine Revolution“, warnte Michael Lierow, Handelsexperte der Managementberatung Oliver Wyman, im Oktober vergangenen Jahres nach einer empirischen Untersuchung von Amazon Prime Now.(cr/be)
- Quellenangaben, Einzelnachweise und Weblinks
- https://www.handelsblatt.com – DHL liefert für Amazon Fresh aus
- https://www.wiwo.de – Warnsignal: Amazon attackiert die Post
- https://www.internetworld.de – DHL liefert exklusiv für Amazon Fresh aus
Larissa Bernhardt, 22.03.2017, New York
Ergänzungen und Infos bitte an die Redaktion per eMail an de-info[at]it-boltwise.de
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