Allianz plant milliardenschweren Zukauf von Viridium

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Allianz, einer der führenden Versicherungskonzerne weltweit, steht kurz vor einer bedeutenden Akquisition, die den deutschen Versicherungsmarkt nachhaltig beeinflussen könnte. Der Konzern verhandelt exklusiv mit dem Private-Equity-Unternehmen Cinven über den Kauf von Viridium, einem Spezialisten für den Betrieb geschlossener Lebensversicherungsbestände. Der geplante Kaufpreis beläuft sich auf rund 3 Milliarden Euro.

Die Allianz verfolgt mit der geplanten Übernahme von Viridium eine klare Expansionsstrategie im Bereich der geschlossenen Lebensversicherungsbestände. Dieser Markt, auch als Run-off-Markt bekannt, gewinnt für traditionelle Versicherer zunehmend an Bedeutung, da er die Verwaltung und Konsolidierung alter Versicherungsverträge umfasst. Die Allianz könnte durch diesen Zukauf ihre Position in diesem wachsenden Segment erheblich stärken.

Viridium hat sich als einer der führenden Konsolidierer im deutschen Lebensversicherungsmarkt etabliert. Das Unternehmen kauft geschlossene Lebensversicherungsbestände auf und optimiert deren Verwaltung durch Skaleneffekte und verbessertes Asset-Management. Mit einem verwalteten Vermögen von über 67 Milliarden Euro und einem Nettogewinn von 342 Millionen Euro im Jahr 2023 zeigt Viridium, wie profitabel dieses Geschäftsmodell sein kann.

Für Cinven, den derzeitigen Besitzer von Viridium, wäre der Verkauf ein lukrativer Exit. Der Investor hatte Viridium 2013 für 300 Millionen Euro von der britischen Lloyds Banking Group übernommen und das Unternehmen durch strategische Zukäufe erheblich vergrößert. Der geplante Verkaufspreis von rund 3 Milliarden Euro verdeutlicht den Wertzuwachs, den Viridium in den letzten Jahren erfahren hat.

Die Allianz könnte durch die Übernahme von Viridium nicht nur ihre eigenen geschlossenen Lebensversicherungsbestände optimieren, sondern sich auch eine führende Position im europäischen Run-off-Sektor sichern. Dies wäre ein logischer Schritt, um sich auf ein sich wandelndes Marktumfeld einzustellen, in dem klassische Lebensversicherungen mit hohen Garantiezinsen zunehmend zur Belastung werden.

Verbraucherschützer warnen jedoch, dass die Optimierung alter Lebensversicherungsbestände nicht immer im Sinne der Kunden erfolgt. Oftmals stehen Profitmaximierung und Kostensenkungen im Vordergrund, was die langfristige Sicherheit garantierter Leistungen infrage stellen könnte. Dennoch könnte die Allianz durch ihre Erfahrung im Kapitalanlagemanagement und die Reduzierung von Verwaltungskosten langfristig stabile Renditen für Versicherungsnehmer sichern.

Im Bieterrennen um Viridium setzte sich die Allianz gegen Athora durch, einen mit Apollo Global Management verbundenen Versicherer. Die starke Marktposition der Allianz in Deutschland, ihre finanzielle Stärke und ihre Erfahrung im Run-off-Geschäft gaben den Ausschlag für den Erfolg im Bieterwettstreit.

Die Übernahme von Viridium zeigt, dass die Allianz auf ein sich veränderndes Marktumfeld reagiert. Immer mehr Versicherer verkaufen Altbestände, um sich auf moderne Policen mit flexibleren Garantien zu konzentrieren. Mit der Akquisition könnte die Allianz nicht nur ihre Position im deutschen Markt festigen, sondern auch im europäischen Run-off-Sektor weiter expandieren.

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