MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der digitalen Welt, in der soziale Medien eine zentrale Rolle in der Informationsverbreitung spielen, wird die algorithmische Verzerrung zunehmend zu einem kritischen Thema. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Empfehlungsalgorithmen von Plattformen wie TikTok und X in Deutschland vor den Bundestagswahlen eine deutliche Neigung zur Unterstützung der AfD aufweisen.
Die Untersuchung von Global Witness hat aufgedeckt, dass die Empfehlungsalgorithmen von TikTok und X in Deutschland eine signifikante politische Verzerrung aufweisen, die zugunsten der AfD ausfällt. Diese Erkenntnisse sind besonders brisant angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen, bei denen die politische Neutralität der Informationsverbreitung von entscheidender Bedeutung ist.
Die Studie zeigt, dass auf TikTok 78% der algorithmisch empfohlenen politischen Inhalte die AfD unterstützen, während dieser Anteil bei X bei 64% liegt. Diese Zahlen stehen in starkem Kontrast zu den aktuellen Umfragewerten der Partei, die bei etwa 20% liegen. Diese Diskrepanz wirft Fragen zur Transparenz und den zugrunde liegenden Mechanismen der Algorithmen auf.
Die Forscher von Global Witness haben Testkonten auf den Plattformen eingerichtet, um die Art der Inhalte zu analysieren, die neuen Nutzern vorgeschlagen werden. Dabei wurde festgestellt, dass nicht nur die AfD, sondern generell rechtsgerichtete Inhalte häufiger empfohlen werden als linksgerichtete. TikTok zeigte in 74% der Fälle rechtsgerichtete Inhalte, während X in 72% der Fälle ähnliche Tendenzen aufwies.
Diese algorithmische Verzerrung könnte ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt von Algorithmen sein, die darauf ausgelegt sind, das Nutzerengagement zu maximieren. Inhalte, die starke emotionale Reaktionen hervorrufen, könnten bevorzugt werden, was zu einer verstärkten Verbreitung politisch extremer Inhalte führen kann. Dies stellt eine Herausforderung für die demokratische Diskussionskultur dar, da die Plattformen zunehmend als Räume für öffentliche Debatten genutzt werden.
Die Europäische Union hat mit dem Digital Services Act (DSA) Schritte unternommen, um mehr Transparenz in die Funktionsweise dieser Algorithmen zu bringen. Der DSA soll es ermöglichen, dass Forscher Zugang zu nicht-öffentlichen Plattformdaten erhalten, um systemische Risiken zu untersuchen. Allerdings sind einige Elemente dieser Regelung noch nicht vollständig umgesetzt, was die Untersuchung solcher Verzerrungen erschwert.
Die Ergebnisse der Studie von Global Witness wurden den EU-Behörden übermittelt, die für die Durchsetzung der algorithmischen Rechenschaftspflicht verantwortlich sind. Es bleibt abzuwarten, ob diese Untersuchungen zu konkreten Maßnahmen führen werden, um die politische Neutralität der Plattformen sicherzustellen.
In der Zwischenzeit bleibt die Frage offen, wie soziale Medien ihre Algorithmen anpassen können, um eine ausgewogenere Darstellung politischer Inhalte zu gewährleisten. Die Balance zwischen kommerziellen Interessen und dem öffentlichen Interesse an einer fairen und ausgewogenen Informationsverbreitung ist ein komplexes Thema, das weiterhin im Fokus der Diskussion stehen wird.
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