ADHS-Symptome beeinflussen sexuelle Gesundheit: Neue Erkenntnisse

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie hat einen Zusammenhang zwischen Symptomen von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Problemen mit der sexuellen Funktion sowie der damit verbundenen emotionalen Belastung aufgedeckt.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie im Archives of Sexual Behavior hat gezeigt, dass Erwachsene mit Anzeichen von ADHS häufiger unter sexuellen Funktionsstörungen und emotionalem Stress in Bezug auf ihr Sexualleben leiden. Personen, die die Schwelle für eine wahrscheinliche ADHS-Diagnose erreichten, berichteten mehr als doppelt so häufig von belastenden sexuellen Problemen im Vergleich zu Personen ohne ADHS-Symptome. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit und emotionaler Regulation eine Rolle bei diesen sexuellen Bedenken spielen könnten.

ADHS ist eine neuroentwicklungsbedingte Störung, die Probleme mit Aufmerksamkeit, Ablenkbarkeit, Impulsivität und Emotionsregulation umfasst. Diese Kernschwierigkeiten können viele Aspekte des täglichen Lebens beeinflussen. Forscher vermuteten schon lange, dass diese Herausforderungen auch die sexuelle Funktion beeinträchtigen könnten. Sexuelle Aktivitäten erfordern oft Fokus und emotionale Abstimmung – Eigenschaften, die durch ADHS-Symptome gestört werden können.

Frühere Studien lieferten gemischte Ergebnisse, viele hatten jedoch kleine Stichprobengrößen und bewerteten nicht die sexuelle Belastung, die ein wesentlicher Faktor bei der Diagnose sexueller Dysfunktionen ist. Die neue Studie versuchte, diese Zusammenhänge mit einer großen Stichprobe und validierten Messinstrumenten zu klären.

Um den Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen und sexuellen Problemen zu untersuchen, sammelten die Forscher Daten von 943 Erwachsenen in Kanada. Die Teilnehmer wurden über eine Online-Plattform rekrutiert und füllten eine Reihe von Fragebögen aus, die ihre aufmerksamkeitsspezifischen Symptome, die sexuelle Funktion und das Gefühl der sexuellen Belastung bewerteten. Von der gesamten Stichprobe erfüllten 106 Personen die Schwelle für eine wahrscheinliche ADHS-Diagnose basierend auf einem weit verbreiteten Screening-Tool der Weltgesundheitsorganisation.

Die sexuelle Funktion wurde mit der Arizona Sexual Experiences Scale bewertet, die mehrere Bereiche wie sexuelles Verlangen, Erregung, Fähigkeit zum Orgasmus, Zufriedenheit mit dem Orgasmus und körperliche Reaktionen wie Lubrikation oder Erektion untersucht. Um die Belastung im Zusammenhang mit sexuellen Problemen zu bewerten, verwendeten die Forscher eine Kurzform der Sexual Distress Scale, die misst, wie oft sich jemand wegen Problemen mit seinem Sexualleben ängstlich, frustriert oder unzulänglich fühlt.

Nach der Analyse der Daten fanden die Forscher heraus, dass eine höhere Schwere der ADHS-Symptome mit mehr Problemen bei der sexuellen Funktion und häufigerem sexuellen Stress verbunden war. Insbesondere berichteten Personen mit mehr ADHS-Symptomen von größeren Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen, und von weniger Zufriedenheit, wenn sie es taten. Diese Personen fühlten sich auch häufiger besorgt oder unzufrieden mit ihrem Sexualleben.

Beim Vergleich von Personen mit wahrscheinlichem ADHS mit denen ohne ADHS-Symptome waren die Unterschiede in bestimmten Bereichen besonders deutlich. Personen mit ADHS-Symptomen berichteten von mehr Problemen mit der Orgasmusfähigkeit und der Orgasmuszufriedenheit. Sie hatten auch insgesamt höhere Niveaus sexueller Belastung. Es gab jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf sexuelles Verlangen, Erregung oder körperliche Bereitschaft für Sex, wie Lubrikation oder Erektion. Dieses Muster deutet darauf hin, dass aufmerksamkeitsspezifische Symptome eher die späteren Phasen der sexuellen Reaktion stören könnten, insbesondere solche, die anhaltende Konzentration oder Regulation von Empfindungen erfordern.

Die Studie untersuchte auch, ob Alter, Geschlecht und sexuelle Orientierung diese Muster beeinflussen könnten. Das Alter schien eine Rolle zu spielen: Jüngere Teilnehmer mit ADHS-Symptomen zeigten stärkere Zusammenhänge mit Orgasmusproblemen als ältere Teilnehmer. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Intensität der ADHS-Symptome mit dem Alter oft abnimmt.

Die Forscher fanden auch heraus, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht die Beziehung zwischen ADHS-Symptomen und sexueller Belastung moderierte. Während der Zusammenhang sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorhanden war, war er bei Männern stärker ausgeprägt. Eine mögliche Erklärung ist, dass Männer mit ADHS möglicherweise mehr Druck verspüren, sexuell zu performen, und Probleme mit dem Orgasmus könnten aufgrund sozialer Erwartungen an die männliche sexuelle Leistung mehr emotionales Gewicht tragen.

Ein weiterer wichtiger Befund war, dass Personen mit wahrscheinlichem ADHS mehr als doppelt so häufig wie Personen ohne ADHS die klinischen Kriterien für belastende sexuelle Dysfunktion erfüllten. Dies bedeutet, dass ihre sexuellen Schwierigkeiten nicht nur vorhanden waren, sondern auch bedeutenden emotionalen Schaden verursachten. Bei genauerer Betrachtung stellten die Forscher fest, dass der Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen und sexueller Belastung teilweise durch Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation erklärt werden konnte. Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, intensive Emotionen zu bewältigen, und dies könnte sexuelle Probleme als belastender und schwerer zu bewältigen erscheinen lassen.

„Zusammengefasst unterstützen diese Daten die Zusammenhänge zwischen ADHS und belastenden Problemen mit der sexuellen Funktion sowie Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation als potenziellen Mechanismus, der ADHS und sexuelle Dysfunktion zugrunde liegt“, schlossen die Forscher.

Es gibt jedoch einige Einschränkungen zu beachten. Die Studie schloss keine klinischen Interviews zur Bestätigung von ADHS-Diagnosen ein, sodass einige Teilnehmer mit hohen Punktzahlen möglicherweise nicht die formalen Kriterien erfüllen. Es ist auch möglich, dass andere psychische Gesundheitszustände, wie Angst oder Depression, einige der Ergebnisse erklären könnten.

Trotz dieser Einschränkungen bieten die Ergebnisse neue Einblicke, wie ADHS-Symptome das sexuelle Wohlbefinden beeinflussen können. Die Studie unterstützt die Idee, dass Aufmerksamkeits- und Emotionsregulationsschwierigkeiten – Kernmerkmale von ADHS – die sexuelle Zufriedenheit beeinträchtigen und zu Belastungen beitragen können. Sie hebt auch die Bedeutung der Bewertung der sexuellen Gesundheit bei Menschen mit ADHS hervor, etwas, das sowohl in klinischen als auch in Forschungskontexten oft übersehen wird.

Unseren KI-Morning-Newsletter «Der KI News Espresso» mit den besten KI-News des letzten Tages gratis per eMail - ohne Werbung: Hier kostenlos eintragen!

Angebot

1.958 Bewertungen

EIlik - Ein Desktop-Begleitroboter mit emotionaler Intelligenz, Multi-Roboter-Interaktionen, Desktop-Robotik-Partner

• NIEDLICHER BEGLEITER: Eilik ist der ideale Begleiter für Kinder und Erwachsene, die Haustiere, Spiele und intelligente Roboter lieben. Mit vielen Emotionen, Bewegungen und interaktiven Funktionen.

169,00 EUR

Bei Amazon kaufen