STANFORD / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die jüngsten Fortschritte in der Neurotechnologie ermöglichen es gelähmten Menschen, Geräte allein mit ihren Gedanken zu steuern. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Steuerung eines Quadcopters durch einen Patienten mithilfe einer Hirn-Computer-Schnittstelle (BCI), entwickelt von einem Team der Stanford University.



Die Vorstellung, Geräte allein mit Gedanken zu steuern, ist längst keine Science-Fiction mehr. Forscher der Stanford University haben eine Hirn-Computer-Schnittstelle (BCI) entwickelt, die es einem nahezu vollständig gelähmten Patienten ermöglicht, einen Quadcopter zu steuern. Diese Technologie eröffnet neue Perspektiven für Menschen mit schweren motorischen Beeinträchtigungen.

Die BCI-Technologie basiert auf einem Gehirnimplantat, das im Motorcortex des Patienten platziert wurde. Dieser Bereich des Gehirns ist für die Steuerung von Bewegungen verantwortlich. Durch die Implantation von Mikroelektroden können neuronale Signale erfasst und in Steuerbefehle für den Quadcopter umgewandelt werden. Diese Methode bietet eine höhere Präzision und Bewegungsfreiheit als bisherige Ansätze.

Ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung war das Training der Schnittstelle. Der Patient beobachtete eine virtuelle Hand, die verschiedene Bewegungen ausführte, und stellte sich vor, diese Bewegungen selbst auszuführen. Die dabei entstehenden neuronalen Signale wurden aufgezeichnet und mithilfe von maschinellen Lernalgorithmen analysiert. So konnten die Forscher die Signale bestimmten Fingerbewegungen zuordnen.

Im Vergleich zu früheren Studien, die sich auf einfache motorische Aufgaben beschränkten, ermöglicht diese BCI komplexe Fingerbewegungen im dreidimensionalen Raum. Der Patient konnte den Quadcopter durch einen Hindernisparcours navigieren und spontan auftauchende Ringe durchfliegen. Dies zeigt das Potenzial der Technologie, die Lebensqualität von Menschen mit motorischen Einschränkungen erheblich zu verbessern.

Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht. Sie verdeutlichen, dass BCIs nicht nur für medizinische Anwendungen, sondern auch für Freizeitaktivitäten wie Videospiele von Bedeutung sein können. Der Patient beschrieb die Steuerung des Quadcopters als ähnlich wie das Spielen eines Musikinstruments, bei dem man sich an ein neues Instrument anpassen muss.

Die Fortschritte in der BCI-Technologie sind vielversprechend, doch es gibt noch Herausforderungen. Die Steuerung ist nicht immer fehlerfrei, da gelegentlich mehrere Fingergruppen gleichzeitig aktiviert werden. Dennoch ist die Entwicklung ein bedeutender Schritt in Richtung einer stärkeren Einbindung gelähmter Menschen in verschiedene Lebensbereiche.

In der Zukunft könnten BCIs nicht nur die Teilnahme an Freizeitaktivitäten erleichtern, sondern auch neue Möglichkeiten in der Rehabilitation und Therapie eröffnen. Die Integration von Künstlicher Intelligenz in diese Systeme könnte die Präzision und Anpassungsfähigkeit weiter verbessern, was letztlich zu einer breiteren Akzeptanz und Anwendung führen könnte.

Gedankensteuerung: Fortschritte bei Hirn-Computer-Schnittstellen
Gedankensteuerung: Fortschritte bei Hirn-Computer-Schnittstellen (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)
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