50Hertz warnt vor Risiken durch unkontrollierten Photovoltaik-Ausbau

BERLIN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland schreitet mit hoher Geschwindigkeit voran, doch der Netzbetreiber 50Hertz warnt vor den potenziellen Risiken, die ein unkontrollierter Ausbau mit sich bringen könnte. Stefan Kapferer, der Chef von 50Hertz, betonte auf der Jahrespressekonferenz in Berlin die Notwendigkeit, den Ausbau stärker an den Kapazitäten der Stromnetze und dem realistischen Stromverbrauch auszurichten.

Der rasante Ausbau der Photovoltaik in Deutschland hat in den letzten Jahren zu einer erheblichen Zunahme der installierten Kapazitäten geführt. An sonnigen Tagen kann dies zu einer regelrechten Flut von Sonnenstrom auf den Märkten führen, was die Strompreise teils ins Negative drückt. Diese Entwicklung birgt jedoch Risiken für die Stabilität des Stromnetzes, wie der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz warnt. Stefan Kapferer, der CEO von 50Hertz, betonte die Notwendigkeit, den Ausbau der Photovoltaik nicht nur nach maximaler Kapazität, sondern auch nach der Netzdienlichkeit zu planen.

Kapferer kritisierte den bisherigen Ansatz der Förderung erneuerbarer Energien, der vor allem auf eine möglichst hohe Stromeinspeisung abzielt. Dies könne zu einer Überlastung der Netze führen, wenn der Ausbau der Infrastruktur nicht Schritt hält. Die Vergütung für jede produzierte Kilowattstunde, die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschrieben ist, bleibt auch bei negativen Strompreisen bestehen, was die Kosten für die Förderung weiter in die Höhe treibt.

Ein weiteres Problem, das sich aus dem unkontrollierten Ausbau ergibt, ist die Überlastung der Stromnetze. An besonders sonnigen Tagen kann die Einspeisung von Solarstrom die Kapazitäten der Netze übersteigen, was zu technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen führt. Die Netzbetreiber müssen dann Maßnahmen ergreifen, um die Stabilität des Systems zu gewährleisten, was zusätzliche Kosten verursacht.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, plant 50Hertz bis 2028 Investitionen in Höhe von etwa 23 Milliarden Euro, um die Netzinfrastruktur zu stärken und an die wachsenden Anforderungen anzupassen. Diese Investitionen sollen sicherstellen, dass das Stromnetz auch bei weiterem Ausbau der erneuerbaren Energien stabil bleibt und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist.

Die Diskussion um die Netzdienlichkeit von Photovoltaik-Anlagen ist nicht neu, gewinnt jedoch angesichts der aktuellen Entwicklungen an Dringlichkeit. Experten fordern eine stärkere Integration von Speichertechnologien und eine bessere Abstimmung zwischen Erzeugung und Verbrauch, um die Netzstabilität zu sichern. Auch die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen nachhaltigen und kontrollierten Ausbau der erneuerbaren Energien ermöglichen.

Insgesamt zeigt sich, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland nicht nur eine Frage der Kapazität, sondern auch der intelligenten Steuerung und Integration in das bestehende Netz ist. Die Herausforderungen sind groß, doch mit gezielten Investitionen und einer vorausschauenden Planung können sie gemeistert werden. Der Weg zur Energiewende erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit aller Akteure im Energiesektor.

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