NEW YORK / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Nach Monaten der Ungewissheit kann die Raumsonde Voyager 1 ihre Mission jenseits des Sonnensystems fortsetzen. Alle vier wissenschaftlichen Instrumente liefern wieder Daten.
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Sie sind Veteranen der Weltraumfahrt. Gestartet im Jahr 1977, fliegen die beiden baugleichen amerikanischen Raumsonden Voyager 1 und 2 inzwischen jenseits des Sonnensystems und sammeln Daten aus dem interstellaren Raum. Doch bei Voyager 1 traten am 14. November 2023 plötzlich Probleme auf: Die Raumsonde und ihre vier noch aktiven Instrumente waren zwar intakt, aber die Daten, die sie zur Erde funkte, konnten die Ingenieure der NASA nicht mehr lesen. Das betraf auch Informationen über den Zustand der Sonde selbst. Viele Forscher befürchteten schon das endgültige Aus der Mission.
Fieberhaft wurde nach der Ursache der Panne gesucht, und im März konnten die mit den Voyagers befassten Wissenschaftler wieder aufatmen: Sie empfingen wieder brauchbare Signale von der am weitesten entfernten Raumsonde im Universum. Voyager 1 schickte Daten über den Zustand der Bordysteme. Auch konnte man den Grund für den Übertragungsfehler identifizieren: ein defekter Chip, auf dem Teile des Flight Data Subsystem (FDS) gespeichert waren. Dort verpackt eine Software die wissenschaftlichen und technischen Daten, so dass sie zur Erde gesendet werden können. Der Verlust dieser Codes machte die Pakete unbrauchbar. Die Experten der NASA verteilten daher die FDS-Programmcodes auf andere Speicher. Dazu schickten sie am 18. April entsprechende Signale an die Bordcomputer von Voyager 1.
Da Voyager 1 mehr als 24 Milliarden Kilometer – die 160fache Entfernung zwischen Erde und Sonne – entfernt ist, benötigt ein Funksignal von der Erde zur Raumsonde etwa 22 Stunden, die gleiche Zeit braucht ein Signal von der Raumsonde zurück zur Bodenstation. Als das Missionsteam am 20. April eine Rückmeldung von Voyager 1 erhielt, konnte es feststellen, dass seine Kommandos funktioniert haben: Zum ersten Mal seit fünf Monaten waren die Flugingenieure wieder in der Lage, den Zustand und den Status des Raumfahrzeugs zu überprüfen.
Der nächste Schritt war nun, die Raumsonde in die Lage zu versetzen, wieder wissenschaftliche Daten zu senden. Das geschah am 19. Mai, als das Team den Befehl schickte, mit der Übermittlung entsprechender Daten zu beginnen. Daraufhin kehrten zwei der vier wissenschaftlichen Instrumente sofort in ihren normalen Betriebsmodus zurück. Bei zwei weiteren Instrumenten waren zusätzliche Arbeiten erforderlich. Doch nun liefern wieder alle vier Instrumente brauchbare wissenschaftliche Daten, wie die NASA Ende vergangener Woche mitteilte.
Die Reise kann weitergehen
Die aktivierten Instrumente untersuchen Plasmawellen, Magnetfelder und umherfliegende Partikel im interstellaren Raum. Die meisten Geräte wie die Kamera sind schon lange abgeschaltet, nicht zuletzt, um Strom zu sparen, zudem bietet der interstellare Raum keine interessanten Bilder mehr. In Betrieb sind jene Instrumente, von denen man sich den größten wissenschaftlichen Nutzen verspricht.
Obwohl die Reparatur funktioniert hat, sind kleinere Wartungsarbeiten erforderlich, etwa die Synchronisation der drei Bordcomputer, damit sie empfangene Befehle zur richtigen Zeit ausführen können, teilte die NASA mit. Es soll auch das digitale Tonbandgerät gewartet werden. Es zeichnet Daten des Plasmawelleninstruments auf, die zweimal pro Jahr zur Erde gesendet werden.
Die baugleiche Schwestersonde Voyager 2, die am 20 August 1977, 16 Tage vor Voyager 1, zu ihrer Reise aufgebrochen war, arbeitet laut NASA weiterhin normal. Im vergangenen Jahr gab es einen Schreck, als der Kontakt zur Sonde zwei Wochen lang abgebrochen war. Danach funktionierte wieder alles wie zuvor.
Vor Beginn ihrer interstellaren Erkundung flogen beide Sonden an den Planeten Saturn und Jupiter vorbei. Voyager 2 passierte zusätzlich noch die Planeten Uranus und Neptun. Es wird erwartet, dass die energieliefernden Isotopenbatterien der Voyagers in einigen Jahren erschöpft sind. Dann werden die Sonden weiterhin durch die Milchstraße wandern – aber schweigend und mit großer Wahrscheinlichkeit bis in alle Ewigkeit. An Bord der Sonden sind rund 30 Zentimeter große, vergoldete Scheiben aus Kupfer, welche die Geschichte der Erde und der Menschheit potentiellen Außerirdischen erklären sollen.
Dass die Reparatur von Voyager 1 Erfolg hatte und die Raumsonde ihre wissenschaftliche Mission nun fortsetzen kann, hätte Edward C. Stone, der am Voyager-Projekt von 1972 bis 2022 als Projekt-Wissenschaftler und als deren Sprecher beteiligt war, sicherlich gefreut. Der Physiker, Planetenforscher und langjährige Direktor des Jet Propulsion Laboratory der NASA, starb im Alter von 88 Jahren am 9. Juni in Pasadena.
Ergänzungen und Infos bitte an die Redaktion per eMail an de-info[at]it-boltwise.de
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