SOFIA / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Ein Netzwerk illegaler Glücksspielseiten operiert in Europa und verstärkt Suchttendenzen. Die Betreiber sind wegen undurchsichtiger Strukturen kaum greifbar.
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In Europa operiert ein weitreichendes Netzwerk illegaler Glücksspielseiten, das zunehmend die Aufmerksamkeit von Regulierungsbehörden auf sich zieht. Diese Plattformen, die oft von Briefkastenfirmen in Malta und Curaçao betrieben werden, sind schwer zu fassen und richten sich gezielt an Länder mit strengen Glücksspielregulierungen. Die Betreiber nutzen komplexe Strukturen, um ihre Identität zu verschleiern, was es den Behörden nahezu unmöglich macht, effektiv gegen sie vorzugehen.
Ein zentraler Akteur in diesem Netzwerk ist der Softwareanbieter Delasport, der in Sofia, Bulgarien, ansässig ist. Hinter der glitzernden Fassade des Unternehmens verbergen sich zahlreiche Glücksspiel-Webseiten, die gezielt Verbraucher in der EU ansprechen. Diese Seiten, darunter Casinowinbig, 18Bet, 1Bet und Palmslots, sind bekannt für ihren hohen Suchtfaktor und ziehen Nutzer an, die sich oft betrogen fühlen. Selbst Spieler, die sich auf nationale Selbstausschlusslisten gesetzt haben, können weiterhin auf diesen Plattformen spielen und erleiden dabei erhebliche finanzielle Verluste.
Die undurchsichtigen Strukturen der Betreiber machen es den Regulierungsbehörden schwer, gegen diese illegalen Aktivitäten vorzugehen. Öffentliche Quellen wie das Handelsregister von Curaçao zeigen zwar, welche Dienstleister die Briefkastenfirmen betreiben, doch die eigentlichen Auftraggeber bleiben im Dunkeln. Die Casino-Leaks haben jedoch einige Lichtblicke gebracht, indem sie die Verbindungen zwischen Delasport und der maltesischen Briefkastenfirma Shark77 Limited aufdeckten. Diese Firma betreibt mehrere Online-Casinos, die bereits von europäischen Glücksspielbehörden ins Visier genommen wurden.
Die niederländische Aufsichtsbehörde verhängte 2023 eine Geldstrafe von rund 900.000 Euro gegen Shark77 Limited, da das Unternehmen 18Bet.com ohne Lizenz in den Niederlanden betrieb. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Durchsetzung der Strafen schwierig, da die Betreiber oft ihre Aktivitäten in andere Märkte verlagern. Der spanische Markt wird derzeit nicht mehr von diesen Akteuren bedient, nachdem auch dort hohe Strafen verhängt wurden.
Deutschland stellt den größten Markt für diese schwer zu stoppenden Akteure dar. Die deutsche Glücksspielbehörde hat bereits 2022 auf die Aktivitäten von Bellona, einer weiteren Briefkastenfirma auf Curaçao, hingewiesen und mit Geld- und Gefängnisstrafen gedroht, sollten die Standorte von Deutschland aus erreichbar bleiben. Trotz dieser Drohungen bleibt der Erfolg der Maßnahmen begrenzt.
Parallel dazu laufen Klagen von Spielern, die sich gegen die Betreiber zur Wehr setzen. Der deutsche Fachanwalt Marc Ellerbrock bereitet derzeit eine große Zahl von Fällen gegen Bellona in Curaçao vor. Er kritisiert das Geschäftsmodell als nicht auf Glücksspiel, sondern auf Sucht ausgelegt. Diese rechtlichen Schritte könnten ein entscheidender Faktor im Kampf gegen das illegale Glücksspielnetzwerk in Europa sein.
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