MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Frage, wie Künstliche Intelligenz (KI) reguliert werden sollte, ist komplex und wirft fundamentale ethische Überlegungen auf. Anstatt nach spezifischen KI-Regeln zu rufen, könnte es effektiver sein, die vorhandenen Gesetze und unser bestehendes Verständnis von Verantwortung zu nutzen.
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Künstliche Intelligenz bietet mächtige und teils bahnbrechende Lösungen für mehr und mehr Anwendungsfälle, sie birgt aber auch erhebliche Risiken. Von der Steigerung der Produktivität bis zur besseren Nutzung von Daten in Einzelhandel, Gesundheit und Bildung – KI hat das Potenzial, unsere Welt in den nächsten Jahren radikal zu verändern. Gleichzeitig bringt sie Gefahren wie Deepfakes, Datenschutzverletzungen und algorithmische Entscheidungen mit sich, die auf den ersten Blick schwer zu regulieren scheinen.
Diese Bedenken erinnern an unser kürzliches Thema „Mittelalterliche Theologie und das moderne Dilemma von Moral und Verantwortlichkeit Künstlicher Intelligenz“. Auch damals stand die Gesellschaft vor dem Rätsel, wie man Verantwortung zuweisen kann, wenn es an einem eindeutigen moralischen Akteur mangelt. Die Debatte, wer oder was für die Handlungen eines selbstfahrenden Taxis verantwortlich ist – der Entwickler, das System selbst oder gar die Nutzer – zeigt, dass wir uns in einem ähnlichen Dilemma befinden.
Ein selbstfahrendes Auto, das einen Unfall verursacht, stellt uns vor Fragen, die an mittelalterliche theologische Diskussionen erinnern: Ist die KI ein Instrument, ein moralischer Akteur oder etwas dazwischen? Und was bedeutet das für ihre Regulierung?
Die meisten KI-Anwendungen sind bereits reguliert
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der Ruf nach neuen, KI-spezifischen Gesetzen vorschnell sein könnte. Die meisten potenziellen KI-Anwendungen fallen bereits unter bestehende Regeln, die Verbraucher schützen, Datenschutz gewährleisten und Diskriminierung verbieten sollen. Die Gesetze sind nicht perfekt, aber anstatt spezielle KI-Gesetze einzuführen, wäre es sinnvoller, bestehende Regeln anzupassen und zu erweitern, wo es nötig ist.
Viele der heutigen Risiken der KI, wie zum Beispiel algorithmische Preisabsprachen oder die Irreführung von Verbrauchern, werden bereits durch vorhandene Gesetze abgedeckt. Die bestehenden Regulierungsbehörden, darunter Wettbewerbskommissionen, Medien- und Datenschutzbehörden, verfügen über die Expertise, um KI-Anwendungen zu überwachen und gegebenenfalls zu regulieren.
Die bestehende Regulierung stärken
Australien beispielsweise hat mit seinen erfahrenen Regulierungsbehörden eine solide Grundlage, um die Anwendung von KI zu kontrollieren. Diese Behörden könnten zeigen, in welchen Bereichen KI bereits durch bestehende Gesetze abgedeckt ist und wo Anpassungen erforderlich sind. Dieser Ansatz würde Vertrauen in KI schaffen, indem er sowohl Verbraucher schützt als auch Unternehmen klare Richtlinien bietet.
Obwohl Künstliche Intelligenz in seiner derzeitigen Form neu ist, sind die Prinzipien dessen, was als akzeptables Verhalten gilt, weitgehend unverändert geblieben.
Gesetze anpassen, wenn nötig
Natürlich gibt es Situationen, in denen bestehende Gesetze nicht ausreichen. In solchen Fällen müssen sie angepasst oder erweitert werden, beispielsweise bei Zulassungsverfahren für KI-gesteuerte Fahrzeuge oder medizinische Geräte. Doch auch hier gilt: Erst sollte geprüft werden, ob bestehende Vorschriften ausreichen, bevor neue KI-spezifische Regeln entwickelt werden.
In unserem früheren Artikel haben wir darauf hingewiesen, dass KI-Systeme einen „Intellekt“ haben, der jedoch innerhalb bestimmter Grenzen agiert. Entwickler liefern diesen „Intellekt“, indem sie Lernmethoden und Reaktionen festlegen. Daraus ergibt sich die Frage, in welchem Maße Entwickler für die Aktionen ihrer KI verantwortlich sind – und inwieweit dies durch bestehende Gesetze bereits reguliert ist.
Neue Gesetze sollten immer technologie-neutral gestaltet werden, um schnell veraltete Regelungen zu vermeiden. So könnten wir das Dilemma der KI-Verantwortlichkeit besser bewältigen, ohne Innovationen zu ersticken.
Die Vorteile eines „Last Movers“
Wenn spezifische KI-Regulierung tatsächlich notwendig wird, sollten wir uns international orientieren. Vorreiter wie die EU setzen bereits Standards, an denen sich andere Länder, einschließlich Australien, orientieren können. Durch die Übernahme bestehender Regeln lassen sich Risiken minimieren, ohne dass der heimische Markt durch strenge, eigenwillige Vorschriften unnötig eingeschränkt wird.
Moralische Verantwortung ist kein neues Konzept und ihre prinzipiellen Aspekte lassen sich auf Künstliche Intelligenz anwenden. Wir sollten zuerst auf unsere vorhandenen Regeln und ethischen Überlegungen zurückgreifen, anstatt neue, isolierte KI-Gesetze zu schaffen.
Ergänzungen und Infos bitte an die Redaktion per eMail an de-info[at]it-boltwise.de
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