MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Angst vor einer chinesischen Invasion verunsichert die Kunden. Auftragsfertiger Vanguard reagiert mit einer milliardenschweren Investition in Übersee. TSMC hat ähnliche Pläne.
- News von IT Boltwise® bei LinkedIn abonnieren!
- AI Morning Podcast bei Spotify / Amazon / Apple verfolgen!
- Neue Meldungen bequem per eMail via Newsletter erhalten!
- IT Boltwise® bei Facebook als Fan markieren!
- RSS-Feed 2.0 von IT Boltwise® abonnieren!
Die jüngsten Manöver der chinesischen Armee vor Taiwan Ende Mai haben die Chipindustrie aufgeschreckt. Auf der Insel haben die wichtigsten Halbleiter-Lieferanten von Apple, NVIDIA und Qualcomm ihren Sitz.
Einer der größten Auftragsfertiger aus Taiwan, Vanguard International Semiconductor (VIS), reagiert nun auf die Ängste der Kunden. Diese Woche kündigte VIS an, für 7,8 Milliarden Dollar (7,2 Milliarden Euro) eine neue Chipfabrik in Singapur zu errichten. „Die Kundenanforderungen zu erfüllen und unsere Fertigungskapazitäten zu diversifizieren“, erklärte Leuh Fang, Vorstandschef von VIS, sei Teil der Strategie.
Der Schritt zeigt, dass sich Kunden nicht mehr allein auf Taiwan verlassen wollen. Bei dem neuen Werk ist der niederländische Chiphersteller NXP als Minderheitsgesellschafter dabei. NXP-Konzernchef Kurt Sievers betonte, die Fabrik in Singapur sei wichtig für eine geographisch widerstandsfähige Lieferkette.
So wie VIS investieren inzwischen alle taiwanesischen Auftragsfertiger im Ausland. Die Marktforscher von Trendforce erklären, dass dies durch den Versuch der Kunden, ihre Risiken zu minimieren, erzwungen wird. Um Marktanteile zu halten, seien Investitionen im Ausland zwingend notwendig.
Taiwan beherrscht derzeit rund zwei Drittel des Marktes der Auftragsfertiger in der Chipindustrie. Sie produzieren für führende Halbleiterfirmen weltweit, darunter auch der Münchner Dax-Konzern Infineon. Während Infineon und NXP eigene Werke betreiben und nur einen Teil der Halbleiter von Auftragsfertigern beziehen, sind große amerikanische Chipdesigner wie Amazon, NVIDIA und Microsoft komplett von Auftragsfertigern abhängig.
Der größte Auftragsfertiger weltweit ist der taiwanesische Konzern TSMC. Das Unternehmen beherrscht die fortschrittlichsten Produktionsverfahren und ist in vielen Bereichen einziger Anbieter. Für US-Präsident Joe Biden ist TSMC so wichtig, dass er den Konzern mit Milliardensubventionen ins Land gelockt hat. Bis zu 11,6 Milliarden Dollar bekommt TSMC vom amerikanischen Staat, um drei Werke in Arizona zu errichten. Die Gesamtkosten für den Bau betragen 60 Milliarden Dollar. Zudem baut TSMC mehrere Fabriken in Japan und Deutschland und erhält auch dafür mehrere Milliarden von der öffentlichen Hand.
Der zweitgrößte taiwanesische Auftragsfertiger, UMC, investiert derweil fünf Milliarden Dollar in neue Kapazitäten in Singapur. Der drittgrößte Rivale PSMC baut in Japan und plant ein Werk in Indien.
Trotz der vielen Investitionen im Ausland lässt sich die Produktion in Taiwan bei einem chinesischen Überfall kaum ersetzen. Selbst wenn die neuen Linien für fortschrittliche Technologien weltweit perfekt hochlaufen, bleibt der größte Teil der Kapazität in Taiwan. Trendforce schätzt, dass sich auch 2027 noch 87 Prozent des Produktionsvolumens von TSMC in Taiwan befinden wird. Dies gilt insbesondere für hochmoderne Chips mit den kleinsten Strukturgrößen, die für rechenintensive KI-Anwendungen benötigt werden. In Japan und Deutschland errichtet TSMC Werke für frühere Chip-Generationen. In einem Gemeinschaftsunternehmen mit Infineon, Bosch und NXP wird TSMC künftig Autochips in Dresden herstellen.
Bei VIS werden laut Trendforce noch 76 Prozent des Produktionsvolumens in Taiwan sein, wenn die neue Fabrik in Singapur in drei Jahren läuft; das sind zehn Prozentpunkte weniger als heute.
Die westlichen Chipkonzerne ziehen Aufträge von chinesischen Auftragsfertigern ab. Grund dafür sind Zölle von 50 Prozent, die von der US-Regierung ab Januar 2025 auf chinesische Halbleiter erhoben werden. Drei der global führenden Auftragsfertiger stammen derzeit aus China.
NXP und VIS planen derweil über die jetzt angekündigte Fabrik in Singapur hinaus. Wenn sich die Kooperation bewähre, sei auch ein zweiter Bauabschnitt möglich. Laut der Beratungsgesellschaft McKinsey wird sich der Chipumsatz bis 2030 auf 1,3 Billionen Dollar mehr als verdoppeln.
Ergänzungen und Infos bitte an die Redaktion per eMail an de-info[at]it-boltwise.de
Es werden alle Kommentare moderiert!
Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen.
Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte.
Du willst nichts verpassen?
Neben der E-Mail-Benachrichtigung habt ihr auch die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den RSS-Hauptfeed oder IT BOLTWISE® bei Google News wie auch bei Bing News abonnieren.