BOCHUM / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Ein neues Forschungsprojekt hat aufgedeckt, wie Energieengpässe im Gehirn zu gefährlichen Glutamat-Überflutungen führen können, die Nervenzellen schädigen.

Die kontinuierliche Energieversorgung ist für das Gehirn von entscheidender Bedeutung, insbesondere für die Steuerung der Neurotransmitteraktivität. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bei Energieausfällen, wie sie beispielsweise bei einem Schlaganfall auftreten, Neuronen beginnen, Glutamat in abnormalen, sich selbst verstärkenden Schüben freizusetzen, die Nervenzellen schädigen können.

Forscher der Ruhr-Universität Bochum, zusammen mit Kollegen aus Düsseldorf und Twente, haben mithilfe eines fluoreszierenden Sensors langanhaltende, lokale Glutamat-Ereignisse beobachtet, die unter Stressbedingungen häufiger auftreten. Diese Entdeckungen weisen auf einen gefährlichen Rückkopplungsmechanismus hin und verdeutlichen, wie gestörter Stoffwechsel zu Exzitotoxizität führt, was die Folgen von Erkrankungen wie Schlaganfällen verschlimmern kann.

Unter normalen Bedingungen ist das Gehirngewebe ausreichend mit Energie versorgt, die unter anderem für die selektive Freisetzung und Wiederaufnahme von Neurotransmittern benötigt wird. Doch bei Energieknappheit gerät dieses Gleichgewicht schnell aus den Fugen, erklärt Dr. Tim Ziebarth. Besonders bei Schlaganfällen, bei denen die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, steigt die extrazelluläre Konzentration des erregenden Neurotransmitters Glutamat an, was die Funktion der Synapsen und das Überleben der betroffenen Nervenzellen stark beeinträchtigt.

In einem Modellsystem beobachtete Ziebarth einen bisher unbekannten, unkonventionellen Freisetzungsmechanismus, der die extrazellulären Glutamatkonzentrationen bei Energieknappheit signifikant erhöhte. Mithilfe eines fluoreszierenden Sensorproteins konnte er die Freisetzung von Glutamat in Echtzeit visualisieren. Neben den regulären Glutamatfreisetzungen, die typisch für die synaptische Aktivität von Neuronen sind, beobachtete er auch sehr ungewöhnliche, lokale Glutamatsignale, die relativ groß, langanhaltend und heterogen waren.

Diese atypischen Ereignisse traten unter normalen Bedingungen nur sporadisch auf, doch nach der Induktion eines Energiemangels nahm ihre Häufigkeit signifikant zu. Letztendlich waren diese Ereignisse die Hauptursache für den Anstieg der extrazellulären Glutamatkonzentration. Es scheint, dass unter metabolischem Stress, wie Energieknappheit, diese atypischen Freisetzungsereignisse besonders begünstigt werden, was zur Anhäufung von Glutamat führte, schlussfolgert Professor Andreas Reiner.

In weiteren Experimenten konnte das Team zeigen, dass erhöhte extrazelluläre Glutamatkonzentrationen zusätzliche Freisetzungsereignisse förderten. Der Prozess ist daher selbstverstärkend. Umgekehrt konnten die Forscher diese Art der Glutamatfreisetzung signifikant reduzieren, indem sie Glutamatrezeptoren, insbesondere die Unterklasse der NMDA-Rezeptoren, hemmten. Die Studie beantwortet jedoch noch nicht genau, wie die ungewöhnlichen Neurotransmitterfreisetzungen auftreten und welche Zelltypen dafür verantwortlich sind.

Weitere Untersuchungen müssen auch klären, wie stark dieser Freisetzungstyp tatsächlich zu Schlaganfallsituationen oder neurodegenerativen Erkrankungen beiträgt, sagt Andreas Reiner. Es ist jedoch gut etabliert, dass erhöhte Glutamatkonzentrationen schädlich für Neuronen sind.

Unseren KI-Morning-Newsletter «Der KI News Espresso» mit den besten KI-News des letzten Tages gratis per eMail - ohne Werbung: Hier kostenlos eintragen!


Energiekrisen im Gehirn: Gefährliche Glutamat-Überflutungen
Energiekrisen im Gehirn: Gefährliche Glutamat-Überflutungen (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



Folgen Sie aktuellen Beiträge über KI & Robotik auf Twitter, Telegram, Facebook oder LinkedIn!
Hinweis: Teile dieses Textes könnten mithilfe Künstlicher Intelligenz generiert worden sein. Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzberatung dar und sind nicht als solche gedacht. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen nur zu Informationszwecken. Wenn Sie Finanzberatung für Ihre individuelle Situation benötigen, sollten Sie den Rat von einem qualifizierten Finanzberater einholen. IT BOLTWISE® schließt jegliche Regressansprüche aus.








Die nächste Stufe der Evolution: Wenn Mensch und Maschine eins werden | Wie Futurist, Tech-Visionär und Google-Chef-Ingenieur Ray Kurzweil die Zukunft der Künstlichen Intelligenz sieht
60 Bewertungen
Die nächste Stufe der Evolution: Wenn Mensch und Maschine eins werden | Wie Futurist, Tech-Visionär und Google-Chef-Ingenieur Ray Kurzweil die Zukunft der Künstlichen Intelligenz sieht
  • Die Zukunft von Mensch und MaschineIm neuen Buch des renommierten Zukunftsforschers und Technologie-Visionärs Ray Kurzweil wird eine faszinierende Vision der kommenden Jahre und Jahrzehnte entworfen – eine Welt, die von KI durchdrungen sein wird
Künstliche Intelligenz: Dem Menschen überlegen – wie KI uns rettet und bedroht | Der Neurowissenschaftler, Psychiater und SPIEGEL-Bestsellerautor von »Digitale Demenz«
128 Bewertungen
Künstliche Intelligenz: Dem Menschen überlegen – wie KI uns rettet und bedroht | Der Neurowissenschaftler, Psychiater und SPIEGEL-Bestsellerautor von »Digitale Demenz«
  • Künstliche Intelligenz: Expertenwissen gegen Hysterie Der renommierte Gehirnforscher, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Spitzer ist ein ausgewiesener Experte für neuronale Netze, auf denen KI aufbaut
KI Exzellenz: Erfolgsfaktoren im Management jenseits des Hypes. Zukunftstechnologien verstehen und künstliche Intelligenz erfolgreich in der Arbeitswelt nutzen. (Haufe Fachbuch)
71 Bewertungen
KI Exzellenz: Erfolgsfaktoren im Management jenseits des Hypes. Zukunftstechnologien verstehen und künstliche Intelligenz erfolgreich in der Arbeitswelt nutzen. (Haufe Fachbuch)
  • Obwohl Künstliche Intelligenz (KI) derzeit in aller Munde ist, setzen bislang nur wenige Unternehmen die Technologie wirklich erfolgreich ein
Künstliche Intelligenz und Hirnforschung: Neuronale Netze, Deep Learning und die Zukunft der Kognition
43 Bewertungen
Künstliche Intelligenz und Hirnforschung: Neuronale Netze, Deep Learning und die Zukunft der Kognition
  • Wie funktioniert Künstliche Intelligenz (KI) und gibt es Parallelen zum menschlichen Gehirn? Was sind die Gemeinsamkeiten von natürlicher und künstlicher Intelligenz, und was die Unterschiede? Ist das Gehirn nichts anderes als ein biologischer Computer? Was sind Neuronale Netze und wie kann der Begriff Deep Learning einfach erklärt werden?Seit der kognitiven Revolution Mitte des letzten Jahrhunderts sind KI und Hirnforschung eng miteinander verflochten

Ergänzungen und Infos bitte an die Redaktion per eMail an de-info[at]it-boltwise.de. Da wir bei KI-erzeugten News und Inhalten selten auftretende KI-Halluzinationen nicht ausschließen können, bitten wir Sie bei Falschangaben und Fehlinformationen uns via eMail zu kontaktieren und zu informieren. Bitte vergessen Sie nicht in der eMail die Artikel-Headline zu nennen: "Energiekrisen im Gehirn: Gefährliche Glutamat-Überflutungen".
Stichwörter Energie Exzitotoxizität Gehirn Geist Glutamat Neurobiologie Neurologie Neuronen Neuroscience Neurowissenschaften Nmda-rezeptoren Schlaganfall
Alle Märkte in Echtzeit verfolgen - 30 Tage kostenlos testen!

Du hast einen wertvollen Beitrag oder Kommentar zum Artikel "Energiekrisen im Gehirn: Gefährliche Glutamat-Überflutungen" für unsere Leser?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  • Die aktuellen intelligenten Ringe, intelligenten Brillen, intelligenten Uhren oder KI-Smartphones auf Amazon entdecken! (Sponsored)


  • Es werden alle Kommentare moderiert!

    Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen.

    Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte.

    Du willst nichts verpassen?

    Du möchtest über ähnliche News und Beiträge wie "Energiekrisen im Gehirn: Gefährliche Glutamat-Überflutungen" informiert werden? Neben der E-Mail-Benachrichtigung habt ihr auch die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den RSS-Hauptfeed oder IT BOLTWISE® bei Google News wie auch bei Bing News abonnieren.
    Nutze die Google-Suchmaschine für eine weitere Themenrecherche: »Energiekrisen im Gehirn: Gefährliche Glutamat-Überflutungen« bei Google Deutschland suchen, bei Bing oder Google News!

    362 Leser gerade online auf IT BOLTWISE®
    KI-Jobs