Schutz vor Demenz: Wie der Gürtelrose-Impfstoff das Risiko senken könnte

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einer Zeit, in der die Prävention von Demenz immer wichtiger wird, könnte ein bereits existierender Impfstoff eine unerwartete Rolle spielen. Der Gürtelrose-Impfstoff, bekannt für seine Fähigkeit, schmerzhafte Hautausschläge zu verhindern, zeigt nun auch Potenzial, das Risiko von Demenz zu reduzieren.

Die Forschung zur Prävention von Demenz hat einen unerwarteten Verbündeten gefunden: den Gürtelrose-Impfstoff. Eine kürzlich veröffentlichte Studie in der Fachzeitschrift Nature zeigt, dass die Impfung gegen Gürtelrose das Risiko älterer Erwachsener, in den folgenden sieben Jahren an Demenz zu erkranken, um 20 % senken kann. Diese Entdeckung ist Teil eines wachsenden Verständnisses darüber, wie verschiedene Faktoren die Gehirngesundheit im Alter beeinflussen und was wir dagegen tun können.

Dr. Pascal Geldsetzer von der Stanford University, der die Studie leitete, betont die Bedeutung dieser Ergebnisse, insbesondere für Frauen, die ein höheres Risiko für Demenz haben. Die Studie verfolgte Menschen in Wales, die vor über einem Jahrzehnt den ersten Gürtelrose-Impfstoff erhielten. Inzwischen wird in den USA Menschen ab 50 Jahren ein neuerer, wirksamerer Impfstoff empfohlen.

Der Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Demenz ist nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass Viren, die in das Nervensystem eindringen, wie das Windpockenvirus, zur Entstehung von Demenz beitragen können. Diese Viren können Entzündungen verursachen, die für das Gehirn schädlich sind, und die Blutgefäße im Gehirn direkt infizieren, was das Risiko für Schlaganfälle und Demenz erhöht.

Interessanterweise hat das Labor von Dr. Maria Nagel an der University of Colorado entdeckt, dass Gürtelrose die Bildung eines klebrigen Proteins namens Amyloid fördern kann, das ein Kennzeichen von Alzheimer ist. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass der Gürtelrose-Impfstoff nicht nur vor der Krankheit selbst, sondern auch vor deren langfristigen neurologischen Folgen schützen könnte.

Die Forschung von Geldsetzer nutzte ein “natürliches Experiment” in Wales, bei dem Menschen, die am 1. September 2013 80 Jahre oder älter waren, von der Impfung ausgeschlossen wurden. Diese Altersgrenze ermöglichte es, die Auswirkungen der Impfung auf die Demenzentwicklung zu untersuchen, indem man die medizinischen Aufzeichnungen von über 280.000 Menschen analysierte.

Ein wichtiger nächster Schritt ist die Untersuchung, ob der aktuelle Impfstoff Shingrix ebenfalls einen Schutz gegen Demenz bietet. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass dies der Fall sein könnte. Der Hersteller des Impfstoffs, GSK, hat kürzlich eine Zusammenarbeit mit britischen Gesundheitsbehörden angekündigt, um die kognitive Gesundheit von Senioren nach der Impfung zu verfolgen.

Die Implikationen dieser Studien sind weitreichend, insbesondere angesichts der steigenden Zahl von Alzheimer- und Demenzfällen in einer alternden Bevölkerung. Während es keine bewährte Methode zur Prävention von Demenz gibt, empfehlen Ärzte weiterhin, sozial und kognitiv aktiv zu bleiben und Bluthochdruck sowie hohen Blutzucker zu kontrollieren, da diese mit kognitivem Abbau in Verbindung stehen.

Unseren KI-Morning-Newsletter «Der KI News Espresso» mit den besten KI-News des letzten Tages gratis per eMail - ohne Werbung: Hier kostenlos eintragen!