MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einer Welt, in der geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten zunehmen, könnte Bitcoin eine entscheidende Rolle spielen. Arthur Hayes, Mitbegründer von BitMEX und CIO von Maelstrom, äußert sich in einem exklusiven Interview zu den potenziellen Auswirkungen von Bitcoin auf die globale Wirtschaft und die politische Landschaft.
Arthur Hayes, eine der bekanntesten Persönlichkeiten in der Kryptowelt, sieht die jüngsten Entwicklungen rund um Bitcoin mit einer Mischung aus Skepsis und strategischem Weitblick. Während die Aufnahme von Bitcoin in die US-Strategische Reserve durch Präsident Donald Trump als politischer Schachzug zur Gewinnung von Krypto-Wählern interpretiert werden kann, warnt Hayes vor den langfristigen Implikationen dieser Entscheidung. Er sieht darin weniger einen ernsthaften Schritt hin zu einem Bitcoin-gestützten Finanzsystem als vielmehr eine taktische Maßnahme im Vorfeld der US-Zwischenwahlen 2026.
Mit den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China und der Rückkehr aggressiver Handelszölle könnte Bitcoin zu einem strategischen Werkzeug im neuen Kalten Krieg werden. Hayes vermutet, dass China bereits einen Vorsprung im Rennen um die Bitcoin-Akkumulation hat, da lokale Regierungen dort seit Jahren Bitcoin minen. Diese Entwicklung könnte Bitcoin zu einem wichtigen Instrument im globalen Handel machen, insbesondere wenn wirtschaftliche Blöcke beginnen, den freien Kapitalfluss zu blockieren.
Die zunehmende Akzeptanz von Bitcoin durch institutionelle Investoren und die Einführung von Bitcoin-ETFs könnten das digitale Asset in den Mainstream katapultieren. Doch Hayes warnt davor, dass diese Mainstream-Akzeptanz Bitcoin seiner rebellischen DNA berauben und es zu einem weiteren Wall-Street-Asset machen könnte. Er betont, dass Bitcoin als Trägerwert mit begrenztem Angebot das Gegenteil von traditionellen Finanzanlagen darstellt, die von staatlichen und zentralbanklichen Entscheidungen beeinflusst werden können.
Ein weiterer Aspekt, den Hayes anspricht, ist die Rolle von Stablecoins wie Tether. Trotz regulatorischer Herausforderungen glaubt er, dass Tether aufgrund seiner Größe und der damit verbundenen Marktrisiken nicht einfach vom Markt genommen werden kann. Tether wird vor allem von Nicht-Amerikanern genutzt, und Hayes sieht keine unmittelbare Bedrohung für seine Dominanz durch von Banken ausgegebene Stablecoins.
In Bezug auf die geopolitischen Spannungen sieht Hayes Bitcoin als potenzielles Werkzeug zur Umgehung von Finanzsanktionen und Zöllen. In einer Welt, in der wirtschaftliche Blöcke zunehmend isoliert agieren, könnte Bitcoin die einzige Möglichkeit sein, finanzielle Interaktionen zwischen Bürgern verschiedener Blöcke zu ermöglichen. Die Inflation, die durch die Balkanisierung von Handel und Finanzen entsteht, könnte Bitcoin weiter begünstigen, da die globale Fiat-Kreditmenge expandiert.
Obwohl El Salvador Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt hat, zweifelt Hayes daran, dass größere Volkswirtschaften Bitcoin als primäre Reservewährung übernehmen werden. Der Verlust der Kontrolle über die eigene Währung durch die Einführung von Bitcoin als Reserve wäre für viele Regierungen ein zu großes Risiko.
Abschließend äußert sich Hayes zu den sogenannten Meme-Coins, die seiner Meinung nach die Investitionsströme von traditionellen Anlagen zu neuen, trendigen digitalen Assets umleiten könnten. Diese Entwicklung könnte die Fähigkeit der älteren Generationen beeinträchtigen, ihre finanziellen Vermögenswerte an die jüngere Generation zu übertragen, die möglicherweise eher in Meme-Coins als in Aktien investieren möchte.
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