Bestehende Immunität könnte Schutz vor Vogelgrippe bieten

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Vogelgrippe hat in den letzten Jahren die Tierwelt heimgesucht und dabei zahlreiche Vögel und auch einige Säugetiere infiziert. Doch Menschen scheinen weitgehend verschont geblieben zu sein. Wissenschaftler untersuchen nun, ob die Immunität, die wir durch saisonale Grippeinfektionen aufgebaut haben, uns auch gegen die Vogelgrippe schützen könnte.

Die Vogelgrippe, insbesondere der H5N1-Stamm, hat in den letzten Jahren weltweit für Aufsehen gesorgt, da sie zahlreiche Vogelarten und auch einige Säugetiere infiziert hat. Trotz dieser Ausbreitung sind Menschen bisher weitgehend verschont geblieben. Wissenschaftler befürchten jedoch, dass bestimmte Mutationen des Virus eine Pandemie auslösen könnten. Daher wird intensiv erforscht, ob die Immunität, die wir durch frühere Grippeinfektionen erworben haben, uns auch gegen die Vogelgrippe schützen könnte.

Florian Krammer, Virologe an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai, erklärt, dass es zwar eine bestehende Immunität gibt, diese jedoch wahrscheinlich nicht ausreicht, um eine neue Pandemie zu verhindern. Sie könnte jedoch einen gewissen Schutz gegen schwere Erkrankungen bieten. Diese Immunität basiert auf gemeinsamen Merkmalen zwischen der Vogelgrippe und den saisonalen Grippeviren, die bereits unter uns zirkuliert haben.

Besonders ältere Menschen könnten aufgrund von Grippeinfektionen in ihrer Kindheit besser vorbereitet sein. Diese sogenannte „immune Prägung“ bedeutet, dass das Immunsystem lernt, auf Viren zu reagieren, die denjenigen ähneln, mit denen es zuerst in Kontakt kam. Dies könnte erklären, warum viele Menschen, die sich im letzten Jahr mit der Vogelgrippe infiziert haben, nicht schwer erkrankten.

Ein Blick auf die letzte Grippepandemie, die Schweinegrippe 2009, zeigt, dass Menschen unter 65 Jahren am stärksten betroffen waren. Dies war überraschend, da Grippe normalerweise ältere Menschen härter trifft. Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass Menschen, die vor 1957 geboren wurden, bereits mit einer ähnlichen Grippevariante in Kontakt gekommen waren und daher einen Vorteil hatten.

Aktuelle Forschungen, darunter eine Studie der University of Pennsylvania und der University of Chicago, zeigen, dass Menschen, die vor 1965 geboren wurden, höhere Antikörperspiegel aufweisen, die mit dem aktuellen Vogelgrippevirus kreuzreagieren. Diese Antikörper stammen wahrscheinlich von früheren saisonalen Grippeinfektionen.

Die Centers for Disease Control and Prevention und andere Forscher haben wenig bis keine Hinweise auf frühere Infektionen mit der H5N1-Vogelgrippe gefunden, wenn sie Blutproben aus der allgemeinen Bevölkerung analysierten. Dennoch gibt es feinere Messungen, die darauf hindeuten, dass wir bereits teilweise gegen dieses Virus gewappnet sind.

Die Immunität könnte auch von T-Zellen kommen, die das Virus angreifen, sobald es in eine Zelle eingedrungen ist und sich zu replizieren beginnt. Eine Studie von Alessandro Sette und seinem Team zeigte, dass T-Zellen, die Fragmente des Grippevirus erkennen, auch auf die Vogelgrippe reagieren können.

Obwohl diese Ergebnisse Hoffnung geben, warnen Forscher, dass viele Unbekannte darüber bestehen, wie tödlich eine Pandemie sein könnte. Die historische Fallsterblichkeitsrate von etwa 50 % bei bekannten H5N1-Fällen ist wahrscheinlich überschätzt, da mildere Fälle übersehen wurden. Dennoch könnte selbst eine viel niedrigere Sterblichkeitsrate verheerend sein.

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