SAN FRANCISCO / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einem bemerkenswerten Fall von Unternehmensspionage hat das HR-Softwareunternehmen Rippling eine raffinierte Methode angewandt, um einen mutmaßlichen Spion in den eigenen Reihen zu entlarven.
Das HR-Softwareunternehmen Rippling hat kürzlich eine Klage gegen seinen Konkurrenten Deel eingereicht, in der es behauptet, dass Deel einen Spion eingesetzt habe, um Unternehmensgeheimnisse zu stehlen. Der Fall, der vor einem Bundesgericht in San Francisco verhandelt wird, wirft ein Licht auf die zunehmenden Spannungen zwischen den beiden Unternehmen, die um die Vorherrschaft im Bereich der Workforce-Management-Software kämpfen.
Rippling entdeckte den mutmaßlichen Spion durch den Einsatz einer sogenannten Honeypot-Strategie. Dabei wurde ein fingierter Slack-Kanal namens “#d-defectors” erstellt, der angeblich sensible Informationen enthielt, die für Deel von Interesse sein könnten. Die Falle schnappte zu, als der verdächtige Mitarbeiter, der in Irland tätig war, den Kanal aufsuchte und auf die Informationen zugriff.
Der Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt wird, war für die Gehaltsabrechnung in Europa zuständig, hatte jedoch keinen legitimen Grund, auf die besagten Slack-Kanäle zuzugreifen. Rippling behauptet, dass der Mitarbeiter regelmäßig nach dem Begriff “Deel” suchte und sensible Informationen über potenzielle Kunden herunterlud, die von Deel zu Rippling wechseln wollten.
Die Klage beschreibt auch eine dramatische Szene, in der der Mitarbeiter sich in einem Badezimmer einschloss, als er mit einem Gerichtsbeschluss konfrontiert wurde, der die Beschlagnahmung seines Telefons anordnete. Rippling vermutet, dass der Mitarbeiter versucht haben könnte, sein Telefon zu zerstören, um Beweise zu vernichten.
Deel weist alle Vorwürfe zurück und behauptet, dass Rippling mit der Klage von eigenen Verfehlungen ablenken wolle, insbesondere von angeblichen Verstößen gegen Sanktionsgesetze. Der Fall verdeutlicht die Intensität des Wettbewerbs zwischen den beiden Unternehmen, die beide erhebliche Investitionen in ihre Expansion und Produktentwicklung tätigen.
Rippling wurde 2016 von Parker Conrad gegründet und bietet eine Plattform, die alle Mitarbeiterdaten eines Unternehmens in einem System zusammenführt. Deel hingegen trat 2019 mit einem anderen Ansatz in den Markt ein und ermöglicht es Unternehmen, weltweit Mitarbeiter einzustellen, ohne sich um lokale Compliance-Vorschriften kümmern zu müssen.
Der Ausgang dieses Rechtsstreits könnte weitreichende Auswirkungen auf die Branche haben, da er Fragen zur Datensicherheit und zum Umgang mit Unternehmensgeheimnissen aufwirft. Beide Unternehmen stehen unter Druck, ihre Integrität zu wahren und gleichzeitig ihre Marktposition zu stärken.
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