El Salvadors Bitcoin-Experiment: Lektionen und Zukunftsperspektiven

SAN SALVADOR / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – El Salvador hat im September 2021 als erstes Land Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Diese mutige Entscheidung von Präsident Nayib Bukele zielte darauf ab, die finanzielle Inklusion zu fördern, die Effizienz von Überweisungen zu steigern und private Investitionen anzukurbeln. Doch das Experiment stieß auf Bedenken hinsichtlich der Umsetzung und makroökonomischer Fragen.

Die Entscheidung, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel abzuschaffen, kam im Januar, nachdem der Internationale Währungsfonds (IWF) Bedingungen für ein neues Finanzhilfeprogramm in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar gestellt hatte. Die Regierung beschloss, den Status von Bitcoin auf freiwillige Nutzung im privaten Sektor zu beschränken, was bedeutet, dass beispielsweise Steuern nicht mehr mit der Kryptowährung bezahlt werden können.

Trotz der Einschränkung bleibt das Experiment nicht beendet. El Salvador strebt weiterhin an, ein technologisches und logistisches Zentrum zu werden, indem es Krypto-Assets und neue Technologien fördert. Im Januar fand das PLANB Forum 2025 statt, die größte Krypto-Assets-Konferenz in Mittelamerika, und die Regierung erhöht ihre Bitcoin-Reserven. Im März kaufte die Regierung mehr Bitcoin, um die Gesamtzahl ihrer strategischen Bitcoin-Reserve auf 6.102 Münzen zu erhöhen, was etwa 500 Millionen US-Dollar entspricht.

Der Verlust des Status als gesetzliches Zahlungsmittel verändert den Umfang und die Ausstrahlung des Experiments. Rückblickend zeigt das Scheitern des Bitcoin-Versuchs die Vorteile institutioneller Innovationen, die mit neuen Technologien verbunden sind, aber auch die Herausforderungen der allgegenwärtigen staatlichen Fragilität in Lateinamerika. Wenn die richtigen Lehren gezogen werden, könnte das Experiment dennoch Dividenden zahlen.

Von Anfang an stieß die Nutzung von Bitcoin in El Salvador auf praktische Herausforderungen. Die meisten Menschen waren zurückhaltend, die Ausgaben der Regierung zur Förderung zu unterstützen, und das mangelnde Vertrauen in die Kryptowährung verringerte ihre Nutzung im Geschäftsleben erheblich, wobei der US-Dollar die bevorzugte Währung blieb. Daten aus dem letzten Jahr zeigten, dass acht von zehn Salvadorianern Bitcoin nicht nutzten, und Überweisungen über die E-Wallet der Regierung, Chivo, waren ebenfalls langsam, was erklärt, warum nur 1 % der gesamten Überweisungen Krypto-Assets betrafen.

Als der IWF im Dezember eine erste Vereinbarung über eine erweiterte Fondsfazilität mit der Regierung von Bukele ankündigte, war eine der wichtigsten Bedingungen, dass die Nutzung von Bitcoin zurückgenommen wird. El Salvador stand an einem klaren Scheideweg: Entweder die Unterstützung des IWF erhalten oder Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel beibehalten. Die erweiterte Fondsfazilität versprach, die öffentlichen Finanzen El Salvadors zu verbessern sowie Governance, Transparenz und Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu stärken. Angesichts des begrenzten Erfolgs der Bitcoin-Adoptionspolitik war es die logische Wahl, den Status als gesetzliches Zahlungsmittel zu opfern.

Die erste Lehre aus der Erfahrung El Salvadors ist die Notwendigkeit, mutige Politiken zur Förderung von Innovation und Experimenten umzusetzen. Lateinamerika benötigt Innovation, um wirtschaftliches Wachstum zu fördern, insbesondere in seinen administrativen Institutionen. Innovation erfordert wiederum Experimente und einen Ansatz des Ausprobierens und Lernens. Während das gesetzliche Zahlungsmittel nicht erfolgreich war, ist die Regierung jetzt besser positioniert, um Bemühungen zur Schaffung effektiver regulatorischer Rahmenbedingungen zu leiten, die die sichere Nutzung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen erleichtern. Durch die Beseitigung von Bedenken im Zusammenhang mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel könnte sich El Salvador darauf konzentrieren, solide Vorschriften zu schaffen und das Vertrauen der Bürger zu fördern, mit dem letztendlichen Ziel, Bitcoin zur Verbesserung der finanziellen Inklusion zu nutzen.

Die zweite Lehre ist, dass nachhaltige Innovation sowohl staatliche als auch private Kapazitäten erfordert. Fortschritte bei neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz und Blockchain erfordern beispielsweise den Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). In El Salvador – und in Lateinamerika im Allgemeinen – behindert eine ausgeprägte digitale Kluft, die auf Ungleichheit basiert, den Zugang zu und die Entwicklung neuer Technologien.

El Salvador hat die niedrigste Platzierung in der Breitbandentwicklungsindex 2023 der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Dies spiegelt tief verwurzelte strukturelle Probleme wider, die den Internetzugang behindern und Barrieren für die Nutzung von Bitcoin schaffen.

Regulatorische Innovation kann helfen, diese Lücke zu schließen. El Salvador führt diese Bemühungen an, indem es häufig regulatorische Sandkästen nutzt – vorübergehende Aussetzungen von Vorschriften, um Experimente zu ermöglichen – sowie Richtlinien zur Verbesserung der Regulierung. Zum Beispiel hat das Land seine regulatorischen Rahmenbedingungen durch sein Gesetz zur Erleichterung der finanziellen Inklusion angepasst, um die Einführung neuer Finanztechnologien zu fördern.

Diese Art der finanziellen Inklusion ist der Schlüssel zur Verringerung von Ungleichheit und veranschaulicht die dritte Lehre: Regulierung und Krypto-Assets sind keine Rivalen, sondern ergänzen sich. Ohne solide Finanzregulierung wird Bitcoin als volatiler angesehen, was seine Nutzung verringert. Gleichzeitig kann Innovation im Bereich der Kryptowährungen regulatorische Innovationen anregen und damit die staatliche Kapazität stärken.

El Salvadors Fall zeigt, dass die Nutzung von Kryptowährungen für Zahlungen nicht gesetzlich vorgeschrieben sein sollte; stattdessen muss sie aus dem Vertrauen der Gesellschaft entstehen. Auf de jure-Ebene war Bitcoin im Land gesetzliches Zahlungsmittel, wurde jedoch nur selten genutzt. Anstatt zu versuchen, die Nutzung von Bitcoin durch Top-Down-Gesetzgebung zu erzwingen, sollten Befürworter eine Bottom-Up-Strategie verfolgen, die das öffentliche Vertrauen effektiver fördert. Von oben kann die Regierung die Vorschriften stärken, um zusätzliches Vertrauen aufzubauen.

Derzeit ist El Salvador in der Lage, von der vom IWF vorgeschriebenen Finanzreform zu profitieren. Diese Reform zielt darauf ab, Transparenz und Rechenschaftspflicht im Finanzsektor zu verbessern und gleichzeitig Krypto-Assets effektiv zu regulieren, indem die damit verbundenen Risiken und Chancen angegangen werden, wie vom IWF anerkannt. Die Nutzung von Bitcoin bleibt freiwillig, und dieses gegenseitige Verständnis mit dem IWF könnte den Weg für die Regulierung von Krypto-Assets in anderen Ländern ebnen.

Die neuen Vorschriften werden wahrscheinlich das Vertrauen in Bitcoin stärken, sodass das Land nun die Möglichkeit hat, in diesem Bereich zu innovieren, das Vertrauen in die Nutzung von Krypto-Assets zu etablieren und die digitale Kluft zu schließen. In der Zwischenzeit hat es weiterhin Unterstützung von der Interamerikanischen Entwicklungsbank für die Entwicklung digitaler Infrastrukturen erhalten.

Wenn die Regierung und ihre multilateralen Partner die damit verbundenen Risiken, insbesondere im Hinblick auf Finanzintelligenz, angehen können, wird die Bitcoin-Saga in El Salvador kein Misserfolg sein. Stattdessen wird sie den Versuch-und-Irrtum-Prozess darstellen, der für die Förderung von Innovation und die Verbesserung der finanziellen Inklusion unerlässlich ist.

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