PARIS / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Europas Bestrebungen, eine eigenständige Fähigkeit zur Unterdrückung feindlicher Luftverteidigungssysteme zu entwickeln, nehmen Gestalt an, doch die Umsetzung wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen.
Die Entwicklung eines neuen, hochgeschwindigkeitsfähigen und manövrierbaren Flugkörpers durch MBDA, der in der Lage ist, feindliche Luftverteidigungssysteme zu unterdrücken, wird voraussichtlich erst 2033 abgeschlossen sein. Diese Einschätzung wurde kürzlich auf dem Pariser Forum für Verteidigungs- und Strategiefragen geäußert. Derzeit fehlt der französischen Luftwaffe eine echte Fähigkeit zur Unterdrückung feindlicher Luftverteidigungssysteme, was sich mit der Einführung des RJ10-Flugkörpers ändern soll.
Der RJ10 ist Teil des französisch-britischen Projekts Future Cruise/Anti-Ship Weapon und soll die Unterdrückung und Zerstörung feindlicher Luftverteidigungssysteme übernehmen. Pierre-Marie Belleau von MBDA betonte, dass die aktuellen Fähigkeiten im Vergleich zu bestehenden Luftverteidigungssystemen begrenzt sind. Der neue Flugkörper soll zeitgleich mit dem zukünftigen F5-Standard des Rafale-Kampfflugzeugs eingeführt werden.
Frankreich hat in den 1990er Jahren den AS.37 Martel-Radarflugkörper ausgemustert und ist seitdem ohne eine dedizierte Anti-Radar-Fähigkeit. Einige europäische NATO-Partner, darunter Deutschland, nutzen Varianten des US-amerikanischen AGM-88-Flugkörpers für SEAD-Missionen. Die Wiederherstellung offensiver Fähigkeiten in Europa ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Zerstörung feindlicher Luftverteidigungsbatterien.
Der RJ10 wird als neuer SEAD-Flugkörper in den Rafale F5 integriert, und offensive elektronische Kriegsführung wird ebenfalls erforderlich sein, um den Luftraum zu sättigen und feindliche Detektionen zu stören. Frankreich plant, seine Jets in den 2030er Jahren auf den F5-Standard aufzurüsten und hat bereits erste Verträge für die Rafale-Verbesserungen vergeben.
Der F5-Standard wird ein stealth-fähiges Kampfdrohnenkonzept als sogenannter loyaler Flügelmann für den Rafale integrieren, während das aufgerüstete Flugzeug auch den zukünftigen ASN4G-Hyperschall-Nuklearflugkörper tragen wird. Der neue Standard wird das von Thales entwickelte RBE2 XG-Radar der nächsten Generation mit Gallium-Nitrid-Technologie und künstlicher Intelligenz umfassen.
MBDA arbeitet im Rahmen des FC/AWS-Programms an zwei komplementären Flugkörpern: dem RJ10, der mit hohen Überschallgeschwindigkeiten manövrierbar bleibt, und dem TP15, einem stealth-fähigen Unterschallflugkörper. Italien wird sich in diesem Jahr Frankreich und dem Vereinigten Königreich bei der Entwicklung und Herstellung des Projekts anschließen.
Bis zur Ankunft der neuen Flugkörper wird der SCALP-EG der einzige luftgestützte Marschflugkörper im Dienst der französischen Luftwaffe bleiben. Integrierte Luftverteidigungssysteme haben sich in den letzten Jahren vollständig weiterentwickelt, was die Notwendigkeit leistungsfähigerer und technologisch fortschrittlicherer Flugkörper schafft.
Die größte Herausforderung für Deep-Strike-Flugkörper ist derzeit die Überlebensfähigkeit und damit die Fähigkeit, feindliche Verteidigungen zu durchdringen. Lösungen umfassen einen hochgeschwindigkeitsfähigen, manövrierfähigen Vektor, der in der Endphase ausreichend ausweichend ist, um Verteidigungen zu überwinden; einen stealth-fähigen Flugkörper mit geringer Radar- und Infrarotsichtbarkeit; oder einen kollaborativen Angriff, der verschiedene Vektoren kombiniert, um Luftverteidigungen zu sättigen.
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