MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen fordert eine breite Koalition der europäischen Tech-Industrie von den Gesetzgebern der Europäischen Union radikale Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Souveränität.
Die europäische Tech-Industrie hat sich in einer beispiellosen Koalition zusammengeschlossen, um die EU-Gesetzgeber zu drängen, die Abhängigkeit von ausländischen digitalen Infrastrukturen und Dienstleistungen zu verringern. In einem offenen Brief an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und die EU-Digitalchefin Henna Virkkunen, fordern über 80 Unterzeichner, dass die Unterstützung für heimische Alternativen mit starkem kommerziellem Potenzial im Mittelpunkt steht. Unternehmen aus den Bereichen Cloud, Telekommunikation und Verteidigung sowie mehrere regionale Unternehmens- und Startup-Verbände haben den Brief unterzeichnet. Sie fordern die EU auf, ihre Tech-Strategie auf eine Art Kriegsfuß zu stellen, indem sie sich verpflichtet, eine ‘souveräne digitale Infrastruktur’ zu unterstützen. Der Plan zielt darauf ab, die Abhängigkeit von ausländischen Big-Tech-Unternehmen zu verringern, indem die Entwicklung eines sogenannten ‘Euro Stack’ gefördert wird. Diese Initiative wird durch ein im Januar veröffentlichtes Papier unterstützt, das die Strategie detailliert darlegt. Die Forderung nach einer Priorisierung europäischer Technologien wird durch die jüngsten geopolitischen Entwicklungen verstärkt, die die Notwendigkeit einer stärkeren digitalen Unabhängigkeit Europas unterstreichen. Die Unterzeichner des Briefes, darunter Unternehmen wie Airbus, Element und Proton, betonen die Risiken, die mit der Abhängigkeit von US-amerikanischen Tech-Infrastrukturen verbunden sind, insbesondere in Zeiten politischer Unsicherheiten. Die Koalition schlägt vor, dass die EU durch öffentliche Beschaffungsanforderungen die Nachfrage nach europäischen Technologien ankurbeln könnte. Dies könnte durch die Einführung eines ‘Buy European’-Mandats erreicht werden, das europäische Lösungen bevorzugt. Die Unterzeichner argumentieren, dass eine solche Strategie nicht darauf abzielt, nicht-europäische Akteure auszuschließen, sondern vielmehr Raum für europäische Anbieter schaffen soll, um legitimen Wettbewerb zu ermöglichen. Weitere Empfehlungen umfassen die Förderung eines ‘Pooling and Federating’-Ansatzes, um die Skalierung heimischer digitaler Infrastrukturen zu beschleunigen. Die EU wird aufgefordert, harmonisierte Anforderungen für die Nutzung ‘souveräner Cloud-Dienste’ zu entwickeln, um die Sicherheit europäischer Daten zu gewährleisten. Der Brief fordert auch die Einrichtung eines ‘Sovereign Infrastructure Fund’, um öffentliche Investitionen in europäische digitale Infrastrukturen zu unterstützen. Die Koalition betont, dass die EU ihre bestehenden Strategien überdenken und die Unterstützung auf Projekte konzentrieren sollte, die das größte Potenzial zur Skalierung haben. Die Forderung nach einer stärkeren digitalen Souveränität wird von der Überzeugung getragen, dass Europa seine technologische Unabhängigkeit stärken muss, um in einer zunehmend unsicheren Welt bestehen zu können.
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