LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Fast-Fashion-Gigant Shein treibt seine Pläne für einen Börsengang in London voran, trotz erheblicher Herausforderungen durch Bewertungsdruck und regulatorische Hürden. Das Unternehmen, das in der letzten Finanzierungsrunde mit 66 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, sieht sich mit Forderungen nach einer deutlichen Reduzierung dieser Bewertung konfrontiert. Dennoch bleibt Shein optimistisch und hält an seinen Plänen fest, auch wenn die verschärften US-Zollmaßnahmen und die zunehmende Konkurrenz im Markt zusätzliche Hürden darstellen.
Shein, der weltweit bekannte Fast-Fashion-Anbieter, hat seine Pläne für einen Börsengang in London bekräftigt, obwohl das Unternehmen mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert ist. Der Executive Chairman von Shein, Donald Tang, hat betont, dass weder Investoren noch das Management Bedenken hinsichtlich der Unternehmensbewertung geäußert haben. Dies geschieht in einem Umfeld, in dem verschärfte Handelszölle und ein intensiver Wettbewerb den Markt prägen.
In der letzten Finanzierungsrunde im Jahr 2023 wurde Shein mit 66 Milliarden US-Dollar bewertet. Berichte über Forderungen von Investoren, diese Bewertung auf etwa 30 Milliarden US-Dollar zu senken, um den Börsengang zu erleichtern, wurden von Tang zurückgewiesen. Er betonte, dass ihm keine Unzufriedenheit bekannt sei. Gleichzeitig vermied er es, konkrete Aussagen zum Zeitplan des Börsengangs zu machen, und bezeichnete die geplante Notierung als den “Elefanten im Raum”.
Ursprünglich hatte Shein einen Börsengang in den USA angestrebt, doch nach Widerstand der US-Börsenaufsicht SEC wurde London als neuer Standort gewählt. Selbst bei einer reduzierten Bewertung wäre Sheins Börsengang eine der größten Londoner Börseneinführungen der letzten Jahre. Der britische Kapitalmarkt kämpft seit Längerem mit einem Mangel an bedeutenden internationalen Listings, was Sheins Pläne umso bedeutender macht.
Zusätzlich zu den Herausforderungen auf dem Kapitalmarkt sieht sich Shein mit wachsenden regulatorischen Hürden konfrontiert. Die US-Regierung hat die “de minimis”-Regelung, die zollfreie Importe bis 800 US-Dollar ermöglichte, abgeschafft. Diese Maßnahme wurde jedoch aufgrund logistischer Probleme vorerst ausgesetzt. Zudem wurden neue Importzölle auf Waren aus China eingeführt, die mittlerweile auf 20 Prozent erhöht wurden.
Im Jahr 2024 verzeichnete Shein einen Rückgang des Nettogewinns um 40 Prozent auf eine Milliarde US-Dollar. Trotz dieser Rückschläge betonte Tang, dass die Effizienz des Unternehmens verbessert und die Verschwendung reduziert worden sei. Er verwies auf die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens in Krisenzeiten wie der Covid-19-Pandemie.
Shein verfolgt eine globale Diversifizierungsstrategie, um den Auswirkungen der geänderten US-Zollregelungen entgegenzuwirken. Das Unternehmen hat bereits im Juni 2023 vertrauliche IPO-Unterlagen bei der britischen Finanzaufsicht eingereicht, wartet jedoch weiterhin auf regulatorische Genehmigungen aus Großbritannien und China. Ein Börsengang war ursprünglich für April geplant, könnte sich jedoch in die zweite Jahreshälfte verschieben.
Tang lobte London als einen “fantastischen Kapitalmarkt” mit hoher Transparenz und einem klaren rechtlichen Rahmen. Dennoch sieht sich Shein weiterhin mit politischem Druck konfrontiert. Britische Abgeordnete hatten das Unternehmen im Januar kritisiert, nachdem eine Shein-Vertreterin Fragen zu Arbeitsbedingungen und der Herkunft von Baumwolle in der Lieferkette ausweichend beantwortet hatte. Das Unternehmen betonte daraufhin seine “Null-Toleranz-Politik” gegenüber Zwangsarbeit und verwies auf den Einsatz von Baumwolle aus Australien und den USA.
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