MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die traditionsreiche Motorradmarke Harley-Davidson steht erneut vor großen Herausforderungen. Die jüngsten Entwicklungen im Handelskonflikt zwischen den USA und der EU drohen die ohnehin angespannte Lage des Unternehmens weiter zu verschärfen.
Die Einführung von Strafzöllen durch die EU auf US-amerikanische Motorräder könnte für Harley-Davidson zu einem erheblichen Problem werden. Bereits in der Vergangenheit hatte das Unternehmen mit rückläufigen Verkaufszahlen zu kämpfen, und die neuen Zölle könnten die Preise für die ohnehin teuren Maschinen weiter in die Höhe treiben. Besonders betroffen sind Modelle mit einem Hubraum von über 500 cm3, für die die EU eine Zollerhöhung auf 50 Prozent plant.
Die Situation erinnert an die erste Amtszeit von Donald Trump, als ähnliche Maßnahmen ergriffen wurden. Damals führte die EU Zölle auf Harley-Davidson-Motorräder ein, was zu einem Rückgang der Verkaufszahlen führte. Unter der Präsidentschaft von Joe Biden wurden diese Zölle wieder gesenkt, doch nun droht eine erneute Eskalation. Die EU hat sich gezielt auf Produkte konzentriert, die in republikanisch regierten US-Bundesstaaten produziert werden, um maximalen Druck auszuüben.
Harley-Davidson versucht, mit der Einführung von Elektromotorrädern unter der Marke LiveWire neue Märkte zu erschließen. Doch die Verkaufszahlen dieser Modelle sind enttäuschend. Im Jahr 2024 wurden weltweit nur 612 Einheiten verkauft. Die hohen Entwicklungskosten der Elektromodelle belasten das Unternehmen zusätzlich, und die neuen Zölle könnten auch diesen Bereich weiter schwächen.
Die Auswirkungen der Zollerhöhungen sind nicht nur für Harley-Davidson selbst spürbar, sondern auch für die europäischen Händler und Zulieferer. Unternehmen wie Brembo und Bosch, die Komponenten für die Motorräder liefern, könnten ebenfalls unter den sinkenden Verkaufszahlen leiden. Die EU-Kommission ist sich dieser Auswirkungen bewusst, nimmt sie jedoch in Kauf, um Druck auf die USA auszuüben.
Jochen Zeitz, der deutsche CEO von Harley-Davidson, steht vor der Herausforderung, das Unternehmen durch diese schwierige Phase zu führen. Die Prognosen für 2025 sind bereits pessimistisch, mit einem erwarteten Umsatzrückgang von bis zu fünf Prozent. Die zusätzlichen Zölle könnten diese Prognosen noch weiter verschlechtern.
Der Verband der europäischen Motorradhersteller ACEM hat sich gegen die Zollerhöhungen ausgesprochen und fordert eine faire Lösung für beide Seiten. Sie warnen davor, dass Motorräder nicht zum Kollateralschaden in Handelskonflikten werden sollten. Die Motorradindustrie sei ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, der hochwertige Arbeitsplätze schaffe und Mobilität ermögliche.
Die Zukunft von Harley-Davidson in Europa bleibt ungewiss. Während die Marke versucht, sich mit neuen Modellen und Technologien zu behaupten, könnten die politischen Spannungen und wirtschaftlichen Herausforderungen die Bemühungen zunichtemachen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob Harley-Davidson die Krise meistern kann.
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