MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der heutigen Gesellschaft sind Männer in der frühkindlichen Bildung und Betreuung nach wie vor stark unterrepräsentiert. Eine neue Studie beleuchtet die zugrunde liegenden Stereotypen und deren Einfluss auf die Geschlechtervielfalt in diesem Berufsfeld.
Die Unterrepräsentation von Männern in frauendominierten Berufen, insbesondere in der Kinderbetreuung, wird oft übersehen. Viele gehen davon aus, dass Männer einfach kein Interesse an diesen Berufen haben, anstatt die gesellschaftlichen Barrieren zu erkennen, die sie davon abhalten, Pflegeberufe zu ergreifen. Eine neue Studie, veröffentlicht in Sex Roles, untersucht die Stereotypen, die die öffentliche Wahrnehmung von Männern in der Kinderbetreuung prägen, und wie diese Überzeugungen die Unterstützung für eine größere Geschlechtervielfalt in diesem Bereich beeinflussen.
Forschende, darunter Serena Haines, führten eine Studie mit 280 Teilnehmern aus Tschechien durch, einem Land mit einem der niedrigsten Prozentsätze an Männern in der Kinderbetreuung innerhalb der Europäischen Union. Die Teilnehmer wurden zufällig einer von drei Zielgruppen zugewiesen: Männer in der Kinderbetreuung, Frauen in der Kinderbetreuung und Kinderbetreuer ohne spezifiziertes Geschlecht. Die Teilnehmer beantworteten eine Reihe von offenen Fragen, um ihre spontanen Gedanken über die Eigenschaften ihrer zugewiesenen Gruppe zu erfassen. Anschließend bewerteten sie ihre Gruppe anhand von 16 vordefinierten Merkmalen in den Kategorien Wärme, Moral, Kompetenz und Durchsetzungsvermögen.
Die Studie zeigte signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung von Männern in der Kinderbetreuung im Vergleich zu weiblichen und geschlechtsunspezifischen Kinderbetreuern. Männer in der Kinderbetreuung wurden als deutlich weniger warmherzig, moralisch und kompetent eingestuft als Frauen in derselben Branche. Frauen wurden als von Natur aus für die Kinderbetreuung geeignet angesehen, während die Beschreibungen von Kinderbetreuern ohne spezifiziertes Geschlecht weitgehend den Erwartungen an weibliche Betreuer entsprachen. Dies deutet darauf hin, dass die Menschen im Allgemeinen annehmen, dass Kinderbetreuer Frauen sind.
Interessanterweise wurden männliche Kinderbetreuer in den offenen Antworten der Teilnehmer häufiger mit negativen Stereotypen in Verbindung gebracht. In den offenen Antworten beschrieben die Teilnehmer Männer eher als potenzielle Bedrohungen, einschließlich Verweise auf körperliche Gewalt oder Pädophilie – Bedenken, die bei weiblichen Kinderbetreuern nie erwähnt wurden. Bei der expliziten Bewertung männlicher Kinderbetreuer auf vordefinierten Eigenschaftsskalen stuften die Teilnehmer sie jedoch nicht als besonders bedrohlich ein. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass Menschen möglicherweise keine Bedenken äußern, wenn sie in strukturierten Bewertungsaufgaben über Männer in der Kinderbetreuung nachdenken, solche Ängste jedoch in freien Beschreibungen zum Vorschein kommen können.
Die Studie fand auch heraus, dass eine größere Übereinstimmung zwischen der Wahrnehmung von Männern in der Kinderbetreuung und den Erwartungen an sie mit einer höheren Unterstützung für Männer in diesem Bereich verbunden war. Dieser Effekt verschwand jedoch, wenn Faktoren wie politische Orientierung, Geschlecht und persönliche Erfahrungen mit der Kinderbetreuung berücksichtigt wurden, was darauf hindeutet, dass breitere gesellschaftliche Überzeugungen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Einstellungen gegenüber Männern in der Kinderbetreuung spielen.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist die Untersuchung von drei Arten von Stereotypen: deskriptive Stereotypen, die beschreiben, wie Männer in der Kinderbetreuung wahrgenommen werden; präskriptive Stereotypen, die beschreiben, wie Männer in der Kinderbetreuung sein sollten; und proskriptive Stereotypen, die beschreiben, wie Männer in der Kinderbetreuung nicht sein sollten. Diese Stereotypen beeinflussen nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch die Unterstützung für männliche Kinderbetreuer.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist die Erkenntnis, dass die Unterstützung für Männer in der Kinderbetreuung steigt, wenn die Wahrnehmung der Teilnehmer von Männern in der Kinderbetreuung mit ihren Erwartungen übereinstimmt. Dies zeigt, dass die Überwindung von Stereotypen und die Förderung der Geschlechtervielfalt in der Kinderbetreuung nicht nur eine Frage des Interesses, sondern auch der gesellschaftlichen Einstellungen ist.
Ein wesentlicher Punkt, den die Studie aufzeigt, ist die Notwendigkeit, die gesellschaftlichen Barrieren zu überwinden, die Männer davon abhalten, in die Kinderbetreuung einzusteigen. Die Forscher betonen, dass zukünftige Untersuchungen sich darauf konzentrieren könnten, wie sehr berufliche Rollenerwartungen im Vergleich zu Geschlechternormen die Wahrnehmung beeinflussen. Dies könnte dazu beitragen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie die Geschlechtervielfalt in der Kinderbetreuung gefördert werden kann.
Die Ergebnisse der Studie werfen ein Licht auf die Herausforderungen, mit denen Männer in der Kinderbetreuung konfrontiert sind, und betonen die Bedeutung von Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtervielfalt in diesem Bereich. Die Überwindung von Stereotypen und die Schaffung eines unterstützenden gesellschaftlichen Umfelds sind entscheidend, um mehr Männer für die Kinderbetreuung zu gewinnen und die Vielfalt in diesem Berufsfeld zu erhöhen.
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