LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einer Welt, die von sozialen Interaktionen geprägt ist, stellt sich die Frage, wie unser Gehirn in der Lage ist, die Komplexität dieser Interaktionen zu bewältigen. Eine neue Studie der University College London (UCL) bietet faszinierende Einblicke in die Mechanismen, die unser Gehirn nutzt, um soziale Dynamiken zu vereinfachen.
Die Fähigkeit unseres Gehirns, komplexe soziale Interaktionen zu vereinfachen, ist ein bemerkenswerter Prozess, der in einer aktuellen Studie der University College London (UCL) untersucht wurde. Die Forscher entdeckten, dass unser Gehirn grundlegende mentale ‘Bausteine’ oder Abkürzungen verwendet, um die Vielzahl an Informationen, die in sozialen Situationen auftreten, zu verarbeiten. Diese Erkenntnis könnte erklären, wie wir in der Lage sind, die ständige Flut an sozialen Informationen, die wir täglich erleben, effizient zu managen.
In der Studie, die in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde, wurden die Gehirne von Teilnehmern gescannt, während sie ein einfaches Teamspiel spielten. Dabei beobachteten die Forscher, wie die Teilnehmer die Interaktionen mit ihren Teamkollegen und Gegnern verfolgten. Anstatt jede Person einzeln zu überwachen, erstellt das Gehirn vereinfachte Muster, die die wesentlichen Dynamiken des Gruppenverhaltens erfassen, insbesondere im präfrontalen Kortex, einem Bereich, der für Entscheidungsfindung und soziale Fähigkeiten wichtig ist.
Die Forscher fanden heraus, dass spezifische Gehirnaktivitäten im präfrontalen Kortex vereinfachte Muster sozialer Interaktionen kodieren. Diese grundlegenden ‘Bausteine’ scheinen Muster von Interaktionen darzustellen, die in vielen verschiedenen Situationen üblich sind. Dr. Marco Wittmann, der Hauptautor der Studie, erklärt, dass Menschen soziale Wesen sind, die in der Lage sind, hochkomplexe und dynamische soziale Interaktionen zu verfolgen, was eine enorme Gehirnleistung erfordert.
Um mit einer Gruppensozialinteraktion in Echtzeit Schritt zu halten, muss unser Gehirn Heuristiken verwenden – mentale Abkürzungen, die helfen, schnell Entscheidungen zu treffen – um die Fülle an Informationen zu komprimieren und zu vereinfachen. Diese Forschung zeigt, dass unser Gehirn offenbar eine Reihe von grundlegenden ‘Bausteinen’ verwendet, die fundamentale Aspekte sozialer Interaktionen darstellen und es uns ermöglichen, neue und komplexe soziale Situationen schnell zu erfassen.
Die Wissenschaftler konnten spezifische Aktivitätsmuster im Gehirn identifizieren, die einige spezifische ‘Bausteine’ repräsentieren, von denen jeder ein Interaktionsmuster zwischen den Spielern darstellt. Zum Beispiel hielt ein Baustein Informationen darüber bereit, wie gut ein Teilnehmer und sein Partner im Vergleich zum anderen Team abschnitten. Ein größerer Leistungsunterschied zwischen den beiden Teams korrelierte mit einer Zunahme der Gehirnaktivität in Bezug auf diesen Baustein.
Diese Forschungsergebnisse könnten weitreichende Implikationen für das Verständnis haben, wie soziale Fähigkeiten im Laufe des Lebens entwickelt werden. Unser Gehirn lernt wahrscheinlich spezifische Interaktionsmuster, die wir immer wieder antreffen. Diese Muster könnten in unserem Gehirn als Bausteine fest verankert werden, die zusammengesetzt und neu kombiniert werden, um unser Verständnis jeder sozialen Umgebung zu konstruieren.
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