LISSABON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die politische Landschaft in Portugal erlebt erneut Turbulenzen, nachdem die konservative Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Luís Montenegro nach nur einem Jahr im Amt gestürzt wurde.
Die politische Landschaft in Portugal erlebt erneut Turbulenzen, nachdem die konservative Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Luís Montenegro nach nur einem Jahr im Amt gestürzt wurde. Die Vertrauensfrage im Parlament in Lissabon fiel deutlich gegen Montenegro aus, was zu einer politischen Krise führte, die das Land möglicherweise zu einer dritten vorgezogenen Parlamentswahl seit Anfang 2022 zwingt.
Präsident Marcelo Rebelo de Sousa steht nun vor der Entscheidung, entweder einen neuen Regierungschef aus dem Bündnis der Demokratischen Allianz (AD) zu ernennen oder Oppositionsführer Pedro Nuno Santos von der Sozialistischen Partei PS mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgerufen werden, ist hoch. Rebelo de Sousa hatte bereits angedeutet, dass eine Neuwahl am 11. oder 18. Mai stattfinden könnte, um die politische Instabilität zu beenden.
Die Krise kam überraschend, da Portugal trotz des Regierungswechsels im Frühjahr 2024 weiterhin wirtschaftlich stabil ist, mit guten Wachstumsraten und einer historisch niedrigen Arbeitslosigkeit. Dennoch geriet Montenegro in den letzten Wochen zunehmend unter Druck. Ihm wird vorgeworfen, dass sein Beratungs- und Immobilienunternehmen Spinumviva von seiner Position als Ministerpräsident profitiert habe, um lukrative Verträge abzuschließen. Montenegro bestreitet diese Vorwürfe und betont, dass das Unternehmen mittlerweile seinen Söhnen gehöre.
Die Opposition ließ jedoch nicht locker und forderte eine Untersuchungskommission, was Montenegro dazu veranlasste, die Vertrauensfrage zu stellen. Er argumentierte, dass eine Neuwahl ein „notwendiges Übel“ sei, um eine langwierige und zermürbende Untersuchung zu vermeiden. Beobachter vermuten, dass Montenegro die Neuwahl in Kauf nimmt, da Umfragen seinem Bündnis AD gute Chancen auf einen Wahlsieg mit einem besseren Ergebnis als im März 2024 einräumen.
Die politische Instabilität in Portugal ist nicht neu. Bereits im März 2024 musste der sozialistische Ministerpräsident António Costa zurücktreten, nachdem Korruptionsermittlungen gegen ihn und andere Regierungsmitglieder eingeleitet wurden. Costa, der mittlerweile Präsident des Europäischen Rates ist, wurde jedoch von den Vorwürfen entlastet. Die aktuelle Krise zeigt, wie fragil die politische Situation in Portugal ist und wie schnell sich die Machtverhältnisse ändern können.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob Portugal in der Lage ist, die politische Stabilität wiederherzustellen und ob die Bürger erneut an die Wahlurnen gerufen werden. Die Möglichkeit einer Neuwahl im Mai könnte eine Chance für einen Neuanfang sein, aber auch das Risiko bergen, dass die politische Unsicherheit anhält.
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